Die Frauentennis-Organisation WTA hat aufgrund der Situation um Tennisspielerin Peng Shuai alle Turniere in China und Hongkong ausgesetzt. China wehrt sich, das IOC beschwichtigt.
Die WTA erhöht den Druck auf China im Fall der zwischenzeitlich verschwundenen Tennisspielerin Peng Shuai drastisch. Die Spielerinnen-Organisation setzt alle Turniere in China und Hongkong mit sofortiger Wirkung aus. Dies gab Steve Simon, Vorsitzender der WTA, am Mittwoch mit sehr deutlichen Worten bekannt.
Peng Shuai scheinbar unter Druck
Peng Shuai werde anscheinend unter Druck gesetzt, ihre Vorwürfe der sexuellen Übergriffe zu widerrufen. "Ich bedaure sehr, dass es so weit gekommen ist", sagte Simon.
Peng Shuai, die frühere Weltranglistenerste im Doppel, hatte Anfang November im sozialen Netzwerk Weibo Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen Spitzenpolitiker veröffentlicht. Der Post der 35-Jährigen wurde bald danach gelöscht. Seither äußerten Sportler, Politiker und Menschenrechtler Sorge um das Wohlergehen der Tennisspielerin.
China prangert "Politisierung" an
China hat am Tag nach dieser Entscheidung eindeutig Stellung bezogen und die Aussetzung aller Turniere in der Volksrepublik verurteilt. Die Haltung Chinas sei deutlich, sagte ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums am Donnerstag. Man sei strikt gegen Maßnahmen, mit denen Sport "politisiert" würde.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat seine Linie des Dialogs verteidigt und versicherte am Donnerstag, es teile "die Sorge vieler Menschen und Organisationen um das Wohlergehen und die Sicherheit" der 35-Jährigen. Daher habe es am Mittwoch eine weitere Video-Schalte mit Peng Shuai gegeben, in der ihr das IOC umfassende Unterstützung zugesichert habe. Man setze auf "stille Diplomatie", weil dies in solchen Fällen den meisten Erfolg verspreche, erklärte das IOC.
WTA will vollständige Aufklärung ohne Zensur
"Auch wenn wir jetzt wissen, wo sie sich aufhält, habe ich ernsthafte Zweifel daran, dass sie frei und sicher ist - und nicht Zensur, Zwang und Einschüchterung ausgesetzt", sagte Simon in seinem ausführlichen Statement.
Er bewundere Pengs "Stärke und ihren Mut", die WTA werde alles tun, um ihre Athletinnen zu schützen - "unabhängig von finanziellen Folgen".
WTA will ihre Sportlerinnen schützen
Chinas Führer hätten der WTA keine andere Wahl gelassen. Er hoffe weiterhin, dass die Bitten erhört würden und die chinesischen Behörden Schritte unternähmen, um dieses Problem legitim anzugehen, erklärte Simon.
"Angesichts der aktuellen Lage bin ich auch sehr besorgt über die Risiken, denen alle unsere Spielerinnen und Mitarbeiter ausgesetzt sein könnten, wenn wir 2022 Veranstaltungen in China abhalten würden", hieß es in der WTA-Mitteilung.
Rittner begrüßt Schritt der WTA
Barbara Rittner lobte den Schritt der WTA als eine der ersten. "Das ist ein konsequentes und vorbildliches Handeln. Es muss alles getan werden, um das Wohl der Spielerinnen zu garantieren. Das ist auch ein Zeichen an die junge Generation, dass die WTA Verantwortung übernimmt. Ich bin stolz auf die WTA", sagte Deutschlands Tennis-Chefin der "Süddeutschen Zeitung".
Die frühere Weltklassespielerin und erste WTA-Präsidentin Billie Jean King sagte, sie finde es gut, dass die WTA einen "starken Standpunkt zur Verteidigung der Menschenrechte in China und auf der ganzen Welt eingenommen" habe. Auch deshalb sei das Damentennis führend im Damensport. Die WTA stehe "auf der richtigen Seite der Geschichte".
China ist mit einer Reihe von Veranstaltungen wichtiger Geldgeber der Damen-Tour. Zusätzliche Brisanz erhält der Fall durch die bevorstehenden Winterspiele in Peking im Februar und die ohnehin anhaltende Kritik am Gastgeber-Land.