Serena Williams hat nach dem Aus bei den US Open wohl das letzte Match ihrer eindrucksvollen Tennis-Karriere gespielt. Sie macht Schluss, hinterlässt aber sichtlich Spuren.
Am Ende flossen Tränen. Natürlich. Und wer wollte es ihr verdenken? Aber es waren "Glückstränen", wie Serena Williams hervorhob, als sie nach der Dreisatz-Niederlage in ihrem Drittrunden-Match der US Open gegen Ajla Tomljanovic auf dem Court des Arthur Ashe Stadium stand und die steilen Ränge des Beton-Klotzes hinaufblickte.
Ausgepowert vom Power-Tennis
Sie hatte den Begriff "Karriere-Ende" immer vermieden. Aber wer Williams nach diesem hart umkämpften 3:05 Stunden-Match auf der Pressekonferenz sah, der merkte, dass diese Frau, die ihrem Sport in den vergangenen 27 Jahren alles gegeben hat, nichts mehr geben kann. Dass sie nach mehr als einem Viertel-Jahrhundert Power-Tennis einfach ausgepowert ist.
Als talentierte Teenager waren sie und ihre ein Jahr ältere Schwester Venus Mitte der Neunziger zu den Profis gekommen. Zwei schwarze Mädchen aus Compton, einer 90.000 Einwohner-Stadt im Speckgürtel von Los Angeles, die zwar als Heimat namhafter Rapper, wie Dr. Dre, Ice Cube oder Kendrick Lamar bekannt ist, aber vor allem auch für seine Armut und Straßen-Kriminalität.
Schwarze Frau dominiert weißen Sport
Aus diesem Umfeld hat es Serena Williams nach ganz oben geschafft - sportlich und finanziell. Ihre Top-Bilanz im professionellen Frauentennis: Sie gewann 23 Grand Slam-Titel und kassierte Preisgelder in Höhe von 94,5 Millionen Dollar. Hinzu kommen 14 Grand Slam-Triumphe im Doppel mit Venus, sowie viermal Olympiagold. Der weiße Sport Tennis wurde nahezu zwei Jahrzehnte von einer schwarzen Frau dominiert.
Doch ihre vielleicht größte Errungenschaft ist eine andere. Williams habe den "globalen Blick für die Wahrnehmung und das Verständnis von Frauen - vor allem schwarze Frauen - im Sport für immer verändert", heißt es in der "New York Times." Und die 40-Jährige hebt hervor:
Ja, es klinge nach Klischee, so Williams, aber sie möchte Leute durch ihre Story inspirieren. "Ich bin aus Compton", betont sie. Von dort schaffen es nicht viele Schwarze nach ganz oben - und für schwarze Frauen ist der Weg noch härter.
Gewaltige Schläge, unbändiger Wille
Williams hat es geschafft und nutzt ihren Namen für Themen außerhalb des Tennisplatzes. So unterstützt sie "Black Lives Matter" und den Kampf für Gleichberechtigung der Geschlechter.
Auf dem Court hat sie mit ihrer Spielweise das Spiel geformt und geprägt. Williams hatte einen krachenden Aufschlag - spielte aggressiv von der Grundlinie und mit einer Power, die es bis dahin im Frauentennis noch nicht gegeben hatte. Ihre Schläge gewaltig, ihr Wille unbändig. Physisch und psychisch war sie nahezu unschlagbar. Das brachte ihr auch die Bewunderung und den Respekt von Konkurrentinnen wie der viermaligen Grand Slam-Gewinnerin Naomi Osaka ein.
Wie sie sind viele der heutigen Tennis-Spielerinnen als Williams-Fans aufgewachsen. Zum Beispiel Iga Swiatek. Die aktuell überragende Polin postete vor einer Woche auf Twitter ein Foto mit Williams und sprach vom "Höhepunkt des Tages".
So viel Unterstützung, so viel Liebe
Für Williams war die gesamte Woche in New York großartig. Aufgrund von Verletzungen hatte sie seit einem Jahr kaum spielen können. Nun besiegte sie die Nummer 80 und Nummer zwei der Welt. "Diese Woche war wirklich großartig. So viel Unterstützung, so viel Liebe. Ich bin so dankbar dafür", meinte Williams.
Sie klingt wie eine Frau, die mit sich im Reinen ist. Die bislang in ihrem Leben alles dem Tennis untergeordnet hat, jetzt aber ihre Prioritäten verlagert. Zum Beispiel auf ihre Tochter. Die fünfjährige Olympia, ließ Williams durchblicken, solle auf keinen Fall Einzelkind bleiben.
- Tennis-Ikone Serena Williams vor Karriereende
Serena Williams will aufhören. Noch nennt die Grande-Dame des Frauentennis keinen genauen Zeitpunkt, aber sie sagt, der Countdown habe begonnen.