Kein Impfnachweis, keine Tests, keine Masken. So wollten die Veranstalter die US Open austragen. Dann machte der Bürgermeister Druck. Jetzt kommen nur Geimpfte rein.
Sie hatten Großes vor, die Veranstalter der US Open. Passend zu New York, dieser Metropole, die weltweit ihresgleichen sucht. Insgesamt rund 750.000 Zuschauer sollten von Montag an 14 Tage lang die Eingangstore des Billie Jean King National Tennis Center im Stadtteil Queens passieren. So viele, wie zuletzt 2019, als Corona noch gänzlich unbekannt war. Impfnachweis oder negative Tests seien nicht notwendig, hieß es am Mittwoch. Ebensowenig Masken. Und alles sei mit dem Gesundheitsamt abgesprochen.
2020 US Open vor leeren Rängen
Das versprühte einen Hauch von Rückkehr zur Normalität - und klang nach jener Zeit, als Corona den Globus noch nicht geißelte. Es war das komplette Gegenteil zu 2020, als aufgrund der Pandemie das vierte Grand-Slam-Turnier des Jahres vor leeren Rängen ausgetragen werden musste. "Nach einem Jahr ohne Fans, wollen die US Open ein volles Haus", titelte die “New York Times".
Doch die Frage musste erlaubt sein: Ist das nur waghalsig - oder schon wahnsinnig? In den USA steigen die Corona-Zahlen seit Wochen wieder stark an. Am Donnerstag hatte es knapp 190.000 Neuinfektionen gegeben, davon viele mit der gefährlichen Delta-Variante.
Und deshalb sah Mark Levine, Stadtverordneter und Vorsitzender des Gesundheits-Ausschusses, große Probleme auf den "Big Apple" zukommen. Er habe "Angst", dass das Turnier zu seinem Super Spreader werden könne. Zumal diesmal wieder Tennis-Fans aus der ganzen Welt nach New York reisen würden.
Keine Maskenpflicht, aber Impfnachweis
Diese Bedenken teilte auch Bürgermeister Bill De Blasio. Aus seinem Büro hieß es am Freitag, dass die Besucher des Arthur Ashe Stadiums, dem mit rund 24.000 Plätzen größten Tennis-Tempel der Welt, einen Impfnachweis zu erbringen haben. Der austragende US-Tennis-Verband USTA ging noch weiter. Nun müssen alle Zuschauer, die älter als 12 Jahre sind, einen Beleg erbringen, dass die mindestens eine Impfung erhalten haben. Levine zeigte sich daraufhin "unglaublich erleichtert". Das Tragen von Masken ist jedoch weiterhin keine Pflicht.
Noch ist unklar, wie sich die verschärften Maßnahmen auf die Zuschauerzahlen auswirken werden. Novak Djokovic findet sie nicht gut. "Ich denke, es sollte eine persönliche Entscheidung sein, ob du dich impfen lässt oder nicht", meinte der serbische Weltranglisten-Erste. Djokovic hatte sich bereits in der Vergangenheit kritisch zu Corona-Auflagen geäußert.
Djokovic im Vorjahr mit Corona infiziert
Ein von Djokovic organisiertes Turnier in Kroatien im Juni 2020 wurde zu einem Super Spreader Event. Das Finale musste wegen eines positiven Tests seines bulgarischen Gegners Grigor Dimitrow, abgesagt werden. Wenige Tage später gab Djokovic bekannt, dass auch er und seine Ehefrau sich mit dem Virus infiziert hätten.
Die Profis sind diesmal in zwei Hotels im Zentrum von New York untergebracht, mitten in Manhattan. Im Vorjahr waren sie noch strikt abgeschirmt auf Long Island gewesen. Alle vier Tage werden die Spieler getestet. Wer positiv ist, wird sofort ausgeschlossen - egal, ob in der ersten Runde oder vor dem Finale.
Rund 50 Prozent aller Profis geimpft
Laut den Vereinigungen der Tennisspielerinnen (WTA) und Tennisspieler (ATP) sind rund die Hälfte aller Profis geimpft. Einer davon ist Andy Murray. Der dreimalige Grand-Slam-Gewinner behielt jüngst bei einer Pressekonferenz seine Maske auf - selbst als er vom Moderator darauf hingewiesen wurde, dass er sie abnehmen könne. "Ich bin zufrieden, dass ich geimpft bin. Und ich hoffe, dass sich mehr Spieler in den kommenden Monaten für die Impfung entscheiden", so Murray.
Stefanos Tsitsipas wird dies wohl nicht tun. Der French-Open-Finalist aus Griechenland hatte vergangene Woche hervorgehoben, nicht geimpft zu sein. Zugleich bekräftigte der 23-Jährige, dass er für Menschen seines Alters keinen Sinn in einer Impfung sehe.