Tatjana Maria lebt ihren Tennis-Traum weiter, dafür hat die 34-jährige zweifache Mutter hart gekämpft. Nun wartet ihre Freundin Ons Jabeur im Wimbledon-Halbfinale.
Tatjana Maria mischt derzeit bei den All England Championships in Wimbledon die Tennis-Welt auf. Im Halbfinale wartet ihre sehr gute Freundin Ons Jabeur auf sie.
Irgendwie klingt es wie eine dieser wunderbaren Geschichten, die eine Mutter irgendwann einmal gerne ihren Kindern erzählen möchte. Wie das damals war, im Sommer 2022, als Mama Maria dieses fabelhafte Tennis-Märchen auf dem heiligen Rasen von Wimbledon gelang - zum ersten Mal im Halbfinale, mit 34 Jahren.
Mit der Rolle des Underdogs vertraut
Tatjana Maria muss aber gar nicht warten, denn ihre beiden Töchter Charlotte (8 Jahre) und Cecile (15 Monate) erleben schon jetzt hautnah mit, wie ihre Mutter den bisher größten Erfolg ihrer Karriere an der Londoner Chruch Road feiert.
Niemand hatte mit ihr gerechnet. Schon im deutschen Viertelfinale war Jule Niemeier eher favorisiert worden als Maria, das kennt sie schon. "Viele Leute haben nie geglaubt, dass ich zurückkommen würde", sagt sie, "aber ich kam schon nach Charlotte wieder in die Top 50. Nun bin ich nach meinem zweiten Kind wieder da und immer noch wird gezweifelt."
Kämpfen, kämpfen, kämpfen
Auf dem Rasen kämpft sie wie eine Löwin. Auch, wenn es fast aussichtslos scheint. Oft lag sie zurück, aber aufgeben ist für Maria keine Option. Alle ihre Matches in Wimbledon gingen über drei Sätze, nur gegen die Weltranglistenfünfte Maria Sakkari nicht. Zwei Matchbälle wehrte sie gegen Jelena Ostapenko ab, die Nummer zwölf.
Und auch im Halbfinale gegen Ons Jabeur am Donnerstag (14.30 Uhr MESZ kann nun alles passieren. Für beide ist es ihr Debüt, die Weltranglistenzweite aus Tunesien ist dabei die erste arabische beziehungsweise nordafrikanische Spielerin, die in einem Grand-Slam-Halbfinale steht. Während Maria vor einem Jahr noch ihre Tochter Cecile stillte, gelang Jabeur ein furioser Aufstieg. Zuletzt triumphierte sie in Berlin.
Enge Freundschaft
Beide sind eng befreundet. "Ons gehört zu unserer Familie", sagt Maria und Jabeur erwidert: "Ich liebe Tatjana und ihre Familie so sehr. Eine unglaubliche Geschichte, die sie hier als zweifache Mutter geschafft hat."
Und beide können mit ihrer Spielweise auf dem Rasen ihre Gegnerinnen entnerven. Marias Vorhand-Slice wirkt ein bisschen aus der Zeit gefallen, der Unterschnitt ist aber ungemein effektiv. Mitunter geht sie aber auch offensiv ans Netz, ist schwer auszurechnen. Zudem erläuft sie so gut wie jeden Ball, jeder Punkt gegen sie muss hart erkämpft werden.
Festival der Slice-Bälle erwartet die Zuschauer
Jabeur spielt genauso taktisch klug, verfügt über den gleichen Spielwitz. Ihre Stoppbälle sind ihr Markenzeichen, ihr gutes Händchen ist gefürchtet. Und manche Gegnerin wird von ihren mutigen, ungestümen Entscheidungen auf dem Platz überrumpelt.
"Es wird jede Menge Slice-Bälle in diesem Match geben. Darauf müsst ihr euch einstellen", sagt Jabeur mit einem Augenzwinkern.