Tennis-Star Rafael Nadal spielt seit Jahren unter Schmerzen. Für Wimbledon setzt er auf eine neue Therapie, ans Aufhören denkt er nicht. Auch andere konnten nicht loslassen.
Wenn der Körper ächzt und stöhnt, jedes Training, jeder Wettkampf nur noch mit Schmerzmitteln möglich ist, dann ist es Zeit, die Sport-Karriere zu beenden. Doch warum fällt vielen Profis dieser Schritt so schwer?
Der ehemalige US-Tennisstar Andre Agassi beschrieb dieses Dilemma in seiner Biografie "Open" sehr treffend:
Diese Aussicht schmerzt manchen mehr als der eigene Körper und so zögern sie das Unvermeidliche länger hinaus, als es gut wäre. Die Angst vor dem Leben danach treibt sie genauso um wie die existenzielle Frage, wer sie eigentlich ohne den Sport sind.
Also spritzt sich Tennisstar Rafael Nadal, der am Dienstag in Wimbledon sein Auftaktmatch bestreitet, lieber seinen linken Fuß taub für seinen 14. French-Open-Sieg. Das macht der Spanier aber nicht erst, seit er nun mit 36 Jahren erstmals den Kalender-Grand-Slam gewinnen könnte.
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"Schön, das Adrenalin zu spüren"
Bereits mit Mitte 20 war Nadal mit taubgespritztem Fuß in Wimbledon angetreten, seine Krankenakte schon damals dicker als das New Yorker Telefonbuch. Beim diesjährigen Rasen-Klassiker in Wimbledon will Nadal wieder um den Titel spielen. - eine spezielle Therapie verschaffte dem Spanier erstmals seit eineinhalb Jahren Linderung, wie er sagte: "Natürlich hat die Behandlung meine Verletzung an sich nicht verbessert, aber sie kann ein wenig den Schmerz wegnehmen. Das ist das Hauptziel."
Ohne Schmerzmittel ging auch in der Karriere von Ex-Tennis-Profi Tommy Haas wenig. Dauerpatient mit kaputter Schulter, mit 40 Jahren hörte er auf, fand sich mit dem Ende bis heute aber nie richtig ab.
Gerade ließ sich Haas von den Ü30-Herren des TC Großhesselohe für eine Bundesliga-Partie anwerben. Mit 44 Jahren - warum? "Für mich ist es immer wieder etwas Schönes, auf den Platz zu gehen und das Adrenalin zu spüren." Der sportliche Ehrgeiz ist das eine, der Rausch des Wettkampfs das andere. Er kann süchtig machen.
Loslassen ist schwer - weiß auch Federer
Roger Federer arbeitet mit fast 41 Jahren nach der nächsten Knie-OP am Comeback, denn auch er ist noch nicht fertig mit dem Tennissport trotz 20 Grand-Slam-Titeln. Für Fußball-Exzentriker Zlatan Ibrahimovic ist klar, warum er selbst mit Kreuzbandschaden als 40-Jähriger nicht aufhören will: Sein Ego erlaubt es nicht. "Glaubst du an Gott, glaubst du an mich", ist sein bescheidenes Motto.
Als Formel-1-Legende Michael Schumacher 2010 mit 41 Jahren nochmal aus der Rennsport-Rente glücklos zurückkehrte, war es genau umgekehrt: Die Schmerzen hatten seine Fans: Ihr Idol so deklassiert sehen zu müssen, brach ihnen das Herz.
Aus Würzburg in die NBA: Der eindrucksvolle Weg von Basketball-Legende Dirk Nowitzki in einer ebenso authentischen wie intimen Dokumentation.
Nowitzki bereut spätes Karriereende
Wie Schumacher konnte auch Basketball-Star Dirk Nowitzki nicht loslassen. Heute bereut der 44-Jährige, der 21 Jahre lang in der NBA für die Dallas Mavericks spielte, seine Karriere nicht früher beendet zu haben.
Nowitzki hat seine Gesundheit nachhaltig geschädigt, selbst Freizeitsport mit seinen Kindern ist kaum möglich. Der Preis für den Leistungssport ist schmerzlich hoch. Auch Nadal zahlt ihn. Ob es das wert ist, kann nur er selbst beurteilen.