Für Alexander Zverev zählen nach seiner erfolgreichsten Saison mit Olympiagold und dem Sieg bei den ATP-Finals nur noch Grand-Slam-Titel und die Nummer eins der Weltrangliste.
Die letzte Interviewsequenz mit dem besten deutschen Tennisspieler seit Boris Becker (bereits 19 ATP-Titel) war gerade abgeschlossen. sportstudio-Moderatorin Dunja Hayali widmete sich dem Zweitliga-Topspiel zwischen dem HSV und Schalke, da sorgte Alexander Zverev im Studio auf dem Mainzer Lerchenberg für einige Lacher.
HSV - Schalke: "Das ist quasi Zverev gegen Thomalla"
Denn während der 24-jährige Tennis-Star und gebürtige Hamburger dem HSV beisteht, drückt dessen Lebensgefährtin Sophia Thomalla den Schalkern die Daumen.
Topthema im Studiotalk war aber nicht Fußball, sondern Tennis und Zverevs Entwicklung nach herausragenden sechs Turniersiegen 2021 mit den Höhepunkten Gold im Einzel bei den Olympischen Spielen und dem Triumph bei den ATP-Finals in Turin - dem wichtigsten Turnier außerhalb der vier Grand-Slam-Turniere.
Zverev und die neue "innere Ruhe"
Als wichtigsten Aspekt seiner persönlichen Entwicklung nannte Zverev die "innere Ruhe", die er dieses Jahr entwickelt habe. "Ich bin älter geworden. Ich habe viele Ereignisse gehabt in meinem Leben, die mich zur Unruhe gebracht haben. Ich habe angefangen zu lernen und damit umzugehen", sagte der Wahl-Monegasse.
Zverev war in den vergangenen Jahren immer wieder abseits der Tenniscourts in die Schlagzeilen geraten - durch geräuschvolle Trainertrennungen von den Grand-Slam-Siegern Juan Carlos Ferrero und Ivan Lendl sowie Corona-Verfehlungen. Hinzu kam ein langwieriger Rechtsstreit mit seinem ersten Manager Patricio Apey.
"Jetzt ist es so," ergänzte Alexander Zverev, "dass jede Entscheidung, die ich treffe, auch eine von mir selbst ist. Im jungen Alter hatte ich keine Kontrolle darüber, was mit mir gemacht wurde."
Für weitere "Unruhe" sorgten seit Herbst 2020 Vorwürfe der häuslichen Gewalt einer Ex-Freundin, die Zverev kategorisch und wiederholt von sich gewiesen hat. Mittlerweile hat die ATP eine offizielle Ermittlung eingeleitet. Obwohl das Verfahren und weitere rechtliche Schritte laufen, äußerte sich Zverev im Studiogespräch.
Rechtsstreit bis nach Russland
"Ich habe ein Jahr dafür gekämpft - auch bei der ATP, damit etwas passiert (Anm. d. Red.: eine Ermittlung) und das Thema dann irgendwann auch gegessen ist. Ich bin froh, dass die Thematik jetzt auch irgendwann zu Ende sein wird. Mir wurde gesagt, dass das alles nicht mehr lange dauert. Wir gehen auch in Russland stark dagegen vor (Anm. d. Red.: rechtliche Schritte gegen die beteiligten Personen)."
Mit seiner Familie und seinem Team hat es Zverev trotz dieser belastenden Vorwürfe geschafft, sich sportlich und kommunikativ weiterzuentwickeln. Geholfen habe auch die Niederlage im Finale der US Open 2020 gegen Dominic Thiem, als Zverev nur zwei Punkte vom ersten Majortitel entfernt war.
Zverev: Keine Selbstzweifel
"Ich habe mir fest vorgenommen, aus solchen Momenten gestärkt hervorzugehen. Wenn du am Ende des Tages nicht an dich selbst glaubst, wer soll es dann tun?" Dementsprechend selbstbewusst formulierte der Weltranglisten-Dritte, der 2021 zwei Halbfinals bei Grand-Slam-Turnieren erreichte, seine Ziele für 2022.
"Es gibt zwei, die ich noch nicht erreicht habe. Grand Slams zu gewinnen und die Nummer Eins der Welt zu werden. Ich hoffe, dass das alles vielleicht schon in Australien passieren wird." Die Australian Open in Melbourne sind traditionell das erste Großereignis des neuen Jahres und starten am 17. Januar - dann mit Zverev als Titelanwärter.
- Wer wird Sportlerin und Sportler des Jahres?
Alexander Zverev und Malaika Mihambo sind die Favoriten, bei den Mannschaften scheint das Rennen offener. Am Sonntag werden die besten "Sportler des Jahres" gekürt.
Zverev gilt nach Olympia-Gold und dem Sieg bei den ATP Finals als chancenreicher Anwärter auf die Ehrung als Deutschlands Sportler des Jahres. Die Auszeichnung wird an diesem Sonntagabend vergeben (ZDF ab 22.15 Uhr). Angesichts der vielen Erfolge deutscher Sportler würde ihm die Ehrung viel bedeuten, betonte Zverev.
- Tennis-Organisation ATP soll "was machen"
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