Timo Boll steht bei der Tischtennis-WM in Houston im Halbfinale. Und hat damit bereits die zweite WM-Einzelmedaille seiner Karriere sicher.
Trotz einer schmerzhaften Bauchmuskelzerrung zog Timo Boll in Houston durch einen 4:2-Sieg gegen den Amerikaner Kanak Jha ins Halbfinale der Tischtennis-Weltmeisterschaften ein.
Da der dritte Platz bei einer WM nicht extra ausgespielt wird, ist Boll die Bronzemedaille nicht mehr zu nehmen. Silber oder sogar Gold könnten es werden, wenn der 40-Jährige jetzt auch gegen den 19-jährigen Schweden Truls Möregardh gewinnt. Das Halbfinale beginnt in der Nacht zu Montag um 1.50 Uhr MEZ.
Ältester Einzelmedaillen-Gewinner der WM-Geschichte
Boll ist mit 40 Jahren der bislang älteste WM-Medaillengewinner seit der ersten Auflage 1926 in London.
"So verrückt kann Tischtennis sein. Ich wusste nicht mehr, ob ich nicht einfach hinschmeißen sollte. Das Gefühl war nicht mehr schön. Aber ich wollte alles probieren und mir nicht den Vorwurf machen, in einem WM-Viertelfinale nicht alles gegeben zu haben," sagte Timo Boll.
Duell mit Schmerzen
Der Rekord-Europameister von Borussia Düsseldorf plagt sich seit dem Beginn dieser WM-Woche mit Beschwerden am Bauchmuskel herum. Bislang hatten die ihn bei diesem Turnier kaum beeinträchtigt. Vor dem Duell mit dem 19 Jahre jüngeren Jha wurden die Schmerzen jedoch stärker.
Vom eigenen Publikum noch zusätzlich angetrieben, gewann der US-Amerikaner so auch den ersten Satz mit 11:4. Boll holte danach einen einseitigen zweiten (11:5) und einen hart umkämpften dritten Durchgang (12:10), der das Match in seine Richtung lenkte. Am Ende nutzte er gleich den ersten von drei Matchbällen gegen den in der Bundesliga für Ochsenhausen spielenden Außenseiter.
Bundestrainer: "Man kann spüren, dass er sich quält"
"Das war ein schweres Spiel für Timo. Er ist schon gehandicapt, und man kann spüren, dass er sich quält", sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf.
Der Star von Borussia Düsseldorf stand zwar schon vier Mal an der Spitze der Weltrangliste, gewann acht EM-Titel und bereits sechs WM-Medaillen mit der deutschen Mannschaft. Bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften holte er im Einzel bislang aber nur die Bronzemedaille bei der WM 2011 in Rotterdam.
58-Jährige hat Bronze sicher
Zuvor hatten Benedikt Duda und Dang Qiu im Doppel eine Sensation und damit die sichere Bronzemedaille verpasst. Die deutschen Meister unterlagen den topgesetzten Chinesen Lin Gaoyuan und Liang Jingkun nach einer starken Vorstellung im Viertelfinale mit 2:3 (8:11, 4:11, 14:12, 11:8, 9:11).
Für eine Überraschung sorgte in Houston die bereits 58 Jahre alte Xia Lian Ni. Die gebürtige Chinesin, die für Luxemburg antritt, zog mit ihrer halb so alten Partnerin Sarah De Nutte ins Halbfinale des Doppel-Wettbewerbs ein und hat dadurch die Bronzemedaille schon sicher.