Chris Nikic hat im Triathlon-Mekka Hawaii Sportgeschichte geschrieben. Der US-Amerikaner meisterte als erster Mensch mit Down-Syndrom die Ironman-Weltmeisterschaft.
Chris Nikic riss völlig euphorisiert die Arme nach oben, zeigte auf seinen Namen auf der Anzeigetafel - und schüttelte dabei ungläubig den Kopf. Mal wieder hatte er das schier Unmögliche möglich gemacht und Grenzen verschoben. Als erster Mensch mit Down-Syndrom schaffte der US-Amerikaner die Tortur bei der legendären Ironman-WM in der Gluthitze von Hawaii.
Nikic macht seinen Traum wahr
Nach 16:31:27 Stunden überquerte er kurz vor Mitternacht Ortszeit den Zielstrich auf dem Alii Drive. Mal wieder lieferte er eine Inspiration für seine Leidensgenossen. Er habe sich einen "Traum" verwirklicht, sagte Nikic. Und wer Hawaii schaffe, könne im Leben "auch alles andere" schaffen.
- Ironman-WM der Männer
Reporter Martin Schneider. Moderation Florian Zschiedrich. Experte Daniel Unger
Eine knappe halbe Stunde blieb er unter dem Zeitlimit und unterbot die Marke seines ersten Ironman aus dem Jahr 2020 in Florida um 15 Minuten. Nikic kam mit der Chromosomenstörung Trisomie 21 zur Welt, hat dadurch unter anderem einen niedrigeren Muskeltonus, eine verlangsamte Reaktionszeit und lernt auch langsamer.
Mehr Ansporn als Hindernis
"Ja, ich habe natürliche Nachteile", erzählt Nikic. Doch das nehme er mehr als Ansporn denn als Hindernis. Sein Motto: "Jeden Tag ein Prozent besser werden." Dabei begleitet ihn Trainer Dan Grieb im Rennen stets als Guide.
3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen: Das Ironman-Rennen der Frauen kompakt mit dem Live-Kommentar von Martin Schneider und Nicole Leder.
1:42:41 Stunden brauchte der 23-Jährige für die Schwimmstrecke, die 180,2 Kilometer auf dem Rad legte er in 8:05:37 zurück. Dabei kann er anders als alle Profis oder Altersklassenathleten nicht ansatzweise eine aerodynamische Position einnehmen. Wegen seines Handicaps muss Nikic sehr aufrecht fahren, seine natürliche Instabilität zwingt ihn zudem zur Nutzung breiterer Reifen mit deutlich mehr Rollwiderstand.
Autist Holness packt es auch
In der Abenddämmerung kämpfte sich Nikic dann in 6:29:01 durch den Marathon, Tausende Zuschauer bejubelten ihn zu später Stunde frenetisch im Zielraum - die verdiente Belohnung für eine einzigartige Leistung einer außergewöhnlichen Persönlichkeit.
Auch Sam Holness gelang auf Hawaii Historisches - der Brite beendete als erster Autist die Ironman-WM. Der 29-Jährige kam nach 13:05:44 Stunden ins Ziel und ließ damit in seiner Altersklasse gar einige Athleten ohne Handicap hinter sich. Durch seine angeborene Entwicklungsstörung hat er Defizite im sozialen Umgang, stereotype Verhaltensweisen oder Schwierigkeiten bei der Aufnahme von Blickkontakt.