Schwimmen, Pedalieren und Rennen für den guten Zweck. Triathlet Jan Frodeno hat einen einzigartigen Ironman absolviert - zu Hause.
Der dreimalige Ironman-Weltmeister Jan Frodeno hat seinen "Ironman daheim" erfolgreich beendet und rund 200.000 Euro für wohltätige Zwecke in der Coronakrise gesammelt. Autorin: Anja Fröhlich.
Als die 100.000-Euro-Marke geknackt war, ballte Triathlon-Weltmeister Jan Frodeno die Faust. Etwa die Hälfte des "Ironman daheim" hatte er zu dem Zeitpunkt hinter sich gebracht. Der 38-Jährige spulte in seinem Haus im spanischen Girona die Ironman-Distanz über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und einem 42,195 km langen Marathon ab. Am Ende brauchte er 8:33:33 Stunden - und es kamen über 200.000 Euro an Spendengeld zusammen.
Für Spenden statt Medaille
Gut gelaunt, hier und da neugierig beobachtet von Hund Duke, und bestens versorgt mit Bananenbrot von seiner Ehefrau absolvierte Frodeno sein Projekt. "Das ist der erste Ironman, bei dem ich mehr Kalorien zu mir nehme, als ich verbrenne", sagte der Triathlon-Superstar, für den es diesmal nicht um Sieg, Medaille oder hawaiianischen Blumenkranz ging: Frodeno sammelte vor allem Geld für die, die in der ersten Reihe im Kampf gegen das Coronavirus helfen.
Zu sehen war das Ganze unter anderem im Livestream auf seiner Facebookseite. Es begann am Samstag kurz nach acht Uhr morgens bei bedecktem Himmel über Girona. Dort lebt der Olympiasieger von 2008 und dreimalige Hawaii-Gewinner mit Gattin Emma, geborene Snowsill.
Tortur in den eigenen vier Wänden
Den konnte Frodeno vor allem nach den 3,86 Kilometern im Pool gut gebrauchen. "Ist das kalt", kommentierte er. 13 Grad kaltes Wasser ist trotz Neopren nicht unbedingt angenehm. 47 Minuten kraulte Frodeno in seinem neun Meter langen Pool.
Schwimmen im Neun-Meter-Pool
Die Gegenstromanlage, die er sich kurz vor der Ausgangssperre in Spanien noch hatte einbauen lassen, war pro 100 Meter auf eine bestimmte Zeit eingestellt. So wurde die Distanz ermittelt, ehe es nach einer kurzen Pause mit Klamottenwechsel aufs an eine Rolle montierte Rad ging, begleitet von etwa 1.000 Athletinnen und Athleten, die die virtuelle Strecke auf einer Online-Trainingsplattform mitfahren konnten.
Unterstützt wurde Frodeno auch von deutscher Sport-Prominenz, die ihm über Videoschalten Mut zusprach. Unter anderem meldete sich Rio-Weltmeister Mario Götze. Tennis-Legende Boris Becker schwärmte von Frodenos Leistung. Der ehemalige Skirennläufer Felix Neureuther meinte: "Du bist ja verrückt. Jetzt habe ich das Gefühl, einen Ironman bestreiten zu wollen. Aber ich muss erstmal lernen, richtig zu schwimmen." Auch Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul, Deutschlands Sportler des Jahres, schaltete sich zu.
Sämtliche Erlöse des "Tri@home" sind für gute Zwecke vorgesehen, vor allem zur Direkthilfe in Girona. Denn Frodeno kennt die Zustände in den dortigen Krankenhäusern durch sein ehemaliges Kindermädchen nur allzugut. Die ausgebildete Krankenschwester meldete sich freiwillig, um zu helfen, und wurde per Video nach einer Nachtschicht ebenfalls dazu geschaltet. So wie Frodenos Eltern, die nur wenige hundert Meter von Ironman-Champion entfernt wohnen. Besuchen dürfen sie sich derzeit nicht.
Triathlon-Ass Jan Frodeno schreibt bei der Ironman-WM auf Hawaii Geschichte, genauso wie Anne Haug. ZDF-Reporter Martin Schneider kommentiert die Zusammenfassung des Rennens.
4:15 Stunden auf dem Rad
Für die umgerechnet 180 Kilometer lange Radstrecke benötigte Frodeno rund 4:15 Stunden. Beim abschließenden Marathon auf dem Laufband war er 3:02 Stunden unterwegs. Die Wettkampfzeit von achteinhalb Stunden ist aller Ehren wert. Bei seinem dritten Hawaii-Sieg im Vorjahr hatte Frodeno den Streckenrekord auf 7:51:13 Stunden gedrückt, der von ihm 2016 in Roth aufgestellte Weltrekord liegt bei 7:35:39.