Uli Hoeneß feiert seinen 70. Geburtstag. Im ZDF-Interview spricht der Ehrenpräsident des FC Bayern über seine Gefängniszeit, die Katar-Problematik, den Rekordmeister und Corona.
Uli Hoeneß feiert seinen 70. Geburtstag. Zu diesem Anlass spricht der Ex-Bayern-Boss im ZDF-Interview über seine Karriere, schimpft über Impfgegner und den Deutschen Fußball-Bund.
Im deutschen Fußball polarisierte keiner wie Uli Hoeneß. Er prägte die Geschichte der Bundesliga als Spieler, Manager und Präsident des FC Bayern München. Im aktuellen Geschäft ist der wohl mächtigste Mann des Rekordmeisters allerdings nicht mehr tätig.
Meinungsstark bleibt der einstige Bayern-Boss aber. "Ich habe diesen Verein repräsentiert und so geführt als wäre es mein eigener. Ich habe mich nie verstellt", sagt Hoeneß im ZDF-Interview zu seinem 70. Geburtstag.
Glücksgriff Julian Nagelsmann
Hoeneß, als Spieler Weltmeister, Europameister, dreimal deutscher Meister und dreimal Europapokalsieger, formte den FC Bayern zum erfolgreichsten Klub Deutschlands. Auch mit dem jetzigen Kurs der Münchner ist Hoeneß, der während seiner Tätigkeit als Manager und Präsident zweimal die Champions League und die große Mehrzahl der insgesamt 29 Meistertitel gewann, zufrieden.
"Mit Julian Nagelsmann haben wir einen Glücksgriff gemacht", findet Hoeneß, der seine Direktheit in der Öffentlichkeit lobt. Den neuen Vorstandschef Oliver Kahn wünscht sich Hoeneß dagegen noch häufiger in den Medien: "Der könnte sich noch mehr einbringen in die Öffentlichkeitsarbeit."
Klare Kante gegen Impfgegner
Angesprochen auf die Pandemie befürchte er derweil, dass Corona noch Jahre ein Thema sein wird. Er sei entsetzt von Impfgegnern und Demonstrationen, die eine "Rücksichtslosigkeit der Gesellschaft" gegenüber darstellten.
Hoeneß begrüßt dagegen, dass Nationalspieler Joshua Kimmich nach einer eigenen Corona-Erkrankung beim Impfen umgedacht hat.
Hoeneß hatte Kimmich immer wieder seinen Standpunkt nahegebracht.
Hoeneß für Fortführung eines Katar-Sponsoring
Nach dem Streit auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern bezieht Hoeneß auch zu dem umstrittenen Katar-Sponsoring Stellung. Er würde den Vertrag mit der Fluglinie Qatar Airways über 2023 hinaus fortsetzen - aber unter bestimmten Voraussetzungen. "Das wird zu diskutieren sein mit den Fans, damit sie das verstehen. Aber ich wäre unbedingt dafür, diese Partnerschaft weiterzuführen."
Bei der Jahreshauptversammlung Ende November wurde ein Mitgliedsantrag, über die Partnerschaft für die Zukunft abstimmen zu wollen, von der Vereinsführung nicht zugelassen. Hoeneß sprach im Anschluss von der "schlimmsten Veranstaltung", die er beim FC Bayern je erlebt habe.
- "Der FC Bayern braucht eine Exit-Strategie"
Dem FC Bayern droht wegen der umstrittenen Geschäftsbeziehungen nach Katar bei der Hauptversammlung der nächste Zoff. Ein Markenexperte empfiehlt dem Verein eine Neuausrichtung.
In der Debatte um die fortschreitende Kommerzialisierung des Fußballs sieht Hoeneß keine Verbesserung in Sicht. "Wenn wir das entscheiden könnten, würde ich auch weniger Gehälter bezahlen", so der ehemalige Manager. Aber das sähe man in Paris, Madrid oder London anders. Um international eine Rolle zu spielen, müsse man aber laut Hoeneß Kompromisse eingehen und "mit den Wölfen heulen".
Knallharte Kritik am DFB
Der FCB-Ehrenpräsident übt auch scharfe Kritik am Deutschen Fußball-Bund (DFB). "Es gab mal den DFB, im Moment gibt es den für mich nicht." Er wurde noch deutlicher:
Aufgrund dessen kann er sich auch kein Amt beim Verband vorstellen.
Hoeneß zur Steuerhinterziehung: "Riesiger Fehler"
Hoeneß hatte bis 1979 für die Bayern gespielt, nach seinem frühen Karriereende wurde er Manager des Klubs. 2009 wechselte er auf den Posten des Präsidenten, den er während seiner Gefängnisstrafe wegen Steuerhinterziehung ab dem 2. Juni 2014 räumte. Nach der Haftentlassung kehrte er im Herbst 2016 zurück. Seit Anfang 2017 ist Hoeneß auch wieder Aufsichtsratsvorsitzender.
Über seine Straftat sagt er heute: "Das war ein riesiger Fehler, für den ich teuer bezahlt habe." Es sei kein einfacher Abschnitt gewesen, vor allem verspürte er eine Schuld gegenüber Freunden und Familie. Aber er bekräftigt, "dass es total richtig war, sich der Sache zu stellen, auch ohne großes Theater die Strafe anzunehmen".
Sehen Sie oben das komplette Interview im Video.