Der deutsche und olympische Sport hat eine seiner größten Funktionärs-Persönlichkeiten verloren. Walther Tröger ist im Alter von 91 Jahren gestorben.
Der deutsche und olympische Sport hat eine seiner größten Funktionärs-Persönlichkeiten verloren. Walther Tröger ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Ein Nachruf.
Wie Trögers Familie an diesem Donnerstag mitteilte, starb er am Mittwoch in Frankfurt aus "altersbedingten Ursachen".Tröger wurde 91 Jahre alt.
In der Welt der Sportpolitik war Walther Tröger über Jahrzehnte eine einflussreiche Persönlichkeit. Er lenkte viele Jahre das Nationale Olympische Komitee (NOK) als Generalsekretär und Präsident. Außerdem gehörte er dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als Mitglied 20 Jahre an, anschließend wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
IOC-Chef Bach würdigt Tröger
IOC-Präsident Thomas Bach würdigte das Wirken von Tröger für den deutschen und internationalen Sport. Dieser habe "die Entwicklung des deutschen und internationalen Sports maßgeblich beeinflusst", sagte Bach laut einer Mitteilung.
"Ich habe ihn als einen Menschen mit einer großen Leidenschaft für den Sport und einem immensen Wissen über die Olympische Bewegung kennengelernt, schon als wir uns in den 1970er Jahren zum ersten Mal begegnet sind, als er Generalsekretär des NOK und ich Athlet war", so Bach.
DOSB: "Ein Leben im Dienst des Sports"
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) würdigte Tröger als großen Funktionär.
sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Tröger habe "sein gesamtes Leben in den Dienst des Sports und der olympischen Bewegung gestellt und die Werte des Sports dabei stets aktiv gelebt".
München 1972
Das Attentat am 5. September 1972 bei den Olympischen Spielen in München war die wohl größte Herausforderung in der jahrzehntelangen Sportfunktionärskarriere von Walther Tröger.
Als Bürgermeister des olympischen Dorfes verhandelte er mit den palästinensischen Terroristen, die israelische Athleten, Trainer und Kampfrichter als Geisel genommen hatten. "Ich war bis zum Schluss dabei", berichtete Tröger später. "Meine Aufgabe war es, die Ultimaten immer wieder zu verlängern." Das Geiseldrama endete in einem Blutbad, bei dem 17 Menschen starben.
Chef de Mission bei acht Spielen
Großes Renommee erwarb sich der im bayerischen Wunsiedel geborene Jurist im IOC. Von 1989 bis 2009 war er IOC-Mitglied und wurde anschließend zum Ehrenmitglied ernannt. Als Chef de Mission führte er die deutsche Olympia-Mannschaft von 1976 bis 2002 achtmal bei Spielen an. Seit Tokio 1964 erlebte Tröger 27 Olympische Spiele.
Der frühere Basketballer war nicht nur ein Kenner des Weltsports, sondern auch ein Mann mit Einfluss, der mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hielt und polarisierte. So behauptete er anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), dass die Fusion aus NOK und dem Deutschen Sportbund (DSB) der Grund für das Scheitern der drei in diese Zeit fallenden deutschen Olympia-Bewerbungen gewesen sei.
Ein Mann mit klarer Meinung
Auch bei den Spielen in Rio nahm er bei der Diskussion um einen kompletten Ausschluss Russlands wegen systematischen Dopings und die Ablehnung des Banns durch das IOC kein Blatt vor dem Mund. "Es wäre gut, wenn das IOC in dieser Frage ein Beispiel setzt. Es geht um die Glaubwürdigkeit des Sports", sagte Tröger damals.
Überhaupt stellte er dem IOC kein gutes Zeugnis aus. "Olympia ist in der Krise", befand er anlässlich seines 90. Geburtstages im Februar 2019. Die Menschen glaubten nämlich nach wie vor, dass es bei Olympischen Spielen nur um Geld und Prestige gehe, aber nicht um die Interessen der Ausrichter, so Tröger. Deshalb gebe es in Städten von Ländern, die wirklich für Spiele geeignet wären, kaum noch Interesse an einer Austragung. In der Folge habe es das IOC nur noch mit "Hinterwäldlern" zu tun, "die keine Ahnung haben und gar nicht olympisch denken".
Dies konnte man dem streitbaren Funktionär selbst nicht vorwerfen, der den Ehrentitel "Mr. Olympia" zutreffend fand.