Mit dem 0:3 gegen Eintracht Frankfurt hat Werder Bremen einen Rückschlag im Abstiegskampf erlitten. Doch noch ist der Weg, in der Krise am Trainer festzuhalten, nicht gescheitert.
Quelle: Stuart Franklin/epa-efe
In Bremen wurde in den vergangen Tagen oft an den 14. Mai 2016 erinnert. Auch damals ging es gegen den Abstieg, auch damals gegen Eintracht Frankfurt. Die ganze Stadt schickte damals ihre Energie an den Osterdeich, wo tausende die "Green White Wonderwall" bildeten, durch die der Mannschaftsbus selbst mit Polizeihilfe nur schrittweise vorwärtskam.
Nur ein paar Flaneure am Bremer Osterdeich
Am Mittwochabend passierte der Bus nur ein paar Flaneure, die die Abendsonne genossen. Im Stadion war der einzige vertraute Ton der von Stadion-Sprecher Arndt Zeigler, der sich bei 42.500 Zuschauern dafür bedankte, zu Hause geblieben zu sein.
Werder-Trainer Florian Kohfeldt hatte seine Stimmungs-verwöhnte Mannschaft nach dem Re-Start der Bundesliga darauf vorbereitet, sich ohne die "Wonderwall" gegen den Abstieg zu stemmen. Er hatte sie in den mentalen Tunnel geschickt, in dem es nur noch den Blick nach vorn gibt.
Kritik der Altvorderen von Werder Bremen
Die Zwischenbilanz vor dem Nachholspiel gegen Eintracht Frankfurt ließ sogar wieder etwas Licht am Ende des Weges aufscheinen - mit einem Sieg hätte Werder den direkten Abstiegsplatz verlassen können.
Im ersten Geisterspiel war die Mannschat noch sang- und klanglos gegen Bayer Leverkusen untergegangen. Dies hatte stimmgewaltige Vereinslegenden wie Rune Bratseth und Dieter Burdenski auf den Plan gerufen, die das Management heftig für das konsequente Festhalten an Trainer Florian Kohfeldt kritisierten.
- Frankfurt gewinnt Nachholspiel in Bremen
Werder Bremen hat die zweite Niederlage nach der Zwangspause kassiert. Das Team von Trainer Florian Kohfeldt unterlag zuhause Eintracht Frankfurt mit 0:3 (0:0).
Mannschaft unter Zugzwang
Diese für die Hire-and Fire-Branche Profifußball ungewöhnliche Treue zu einem Trainer macht Aufsichtsratschef Marco Bode und Sportchef Frank Baumann seit längerem angreifbar. Doch auch nach dem Leverkusen-Spiel blieben sie der Überzeugung treu, dass kein anderer als das Eigengewächs Kohfeldt mit seinen Fähigkeiten in Spielerführung und Kommunikation so gut zu diesem Klub passt.
Kohfeldt selbst reagierte betroffen, aber kämpferisch auf die Kritik der Altvorderen. Er sei immer noch der Beste für die aktuelle Situation, sagte er. Und setzte seine Mannschaft damit offenbar so unter Zugzwang, dass sie mit kampfstarken Leistungen sieben Punkte in Folge einfuhr.
Viele Verletzte bei Werder
Kohfeldt führte das vor allem darauf zurück. dass die von einer beispiellosen Verletzungsserie gebeutelte Mannschaft nach der Corona-Pause endlich körperlich im Topzustand sei und er bei der Aufstellung Alternativen habe.
Nach der 0:3-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt taxierte er den Moment, ab dem seine Spieler nur noch 99 Prozent statt 101 Prozent abgerufen hätten, ungefähr auf die 55. Minute. Zu früh für eine abgeklärte Mannschaft wie Eintracht Frankfurt, die mit Filip Kostic den Flankenkönig der Liga in den Reihen hat, der die ersten beiden Tore vorbereitete.
Da half es auch nichts, dass die Bremer Ersatzspieler und Betreuer über neunzig Minuten so einen Krach machten, als wollten sie die Wonderwall ersetzen. "Das Wichtigste ist, dass die Spieler diesen Geist aufrechterhalten", sagte Kohfeldt.