Biathlon-Saisonauftakt: Neue Trainer für deutsche Biathleten

    Weltcupstart im Biathlon:Frische Ansprache in der deutschen Skijägerei

    von Andreas Morbach
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    Im nacholympischen Winter beschreitet der DSV neue Wege - indem er seine Trainerriege internationalisiert. Das sorgt für Wohlwollen im Team und für Spannung bei der Konkurrenz.

    Denise Herrmann (Deutschland) in Aktion beim 7.5 km Sprint der Frauen am 05.03.2022 in Kontiolahti, Finnland.
    Denise Herrmann-Wick will auch in diesem Winter wieder im Biathlon-Weltcup angreifen - mit neuen Impulsen aus einem neuen, internationalen Trainerteam.
    Quelle: Epa

    Den Job als Biathlon-Bundestrainer übt Mark Kirchner mittlerweile seit knapp 13 Jahren aus. Das ist ein ungewöhnlich langer Zeitraum, entsprechend erwähnt der Coach aus dem thüringischen Scheibe-Alsbach im Gespräch mit ZDFheute: "Ich habe meinen Stil, wie die Einheiten aufgebaut sind. Das kennen die Athleten nun schon lange."

    Neuer Biathlon-Input aus Slowenien

    In der Vorbereitung auf die nacholympische Saison, die am Dienstag mit dem Einzel der Männer im finnischen Kontiolahti beginnt, umwehte Kirchner und sein Team aber auch eine frische Brise. Dem neuen Co-Trainer Uros Velepec sei Dank.
    Der 55-Jährige betreute in der Vergangenheit bereits die Biathlon-Teams aus seiner slowenischen Heimat und der Ukraine als Chefcoach. "Das ist ein Quäntchen neuer Input für die Athleten. Und das fanden sie, glaube ich, ganz gut", sagt Kirchner über die neue Konstellation.

    Ungewöhnlicher Schritt des DSV

    Seit Velepecs Dienstantritt Anfang Mai wird bei Deutschlands Skijägern nun viel auf Englisch kommuniziert. Wie auch bei den Biathletinnen des DSV, bei denen mit Sverre Olsbu Røiseland, dem Mann der norwegischen Dreifach-Olympiasiegerin Marte Olsbu Røiseland, ebenfalls ein neuer Assistenzcoach seit sieben Monaten am werkeln ist.
    Mit Velepec und Røiseland (32) habe man sich bewusst für zwei internationale Trainer entschieden - sagt der neue Sportliche Leiter Felix Bitterling, der die personelle Umorientierung "einen für das deutsche Biathlon sicherlich ungewöhnlichen Schritt" nennt.

    Sprachbarriere als positive Herausforderung bei Biathleten

    Nicht zuletzt die mäßige Ausbeute von nur zwei Medaillen bei den Spielen in Peking hat den DSV auf diesen bislang unbekannten Weg gebracht. Sehr zur Freude von Franziska Preuß:

    Die Norweger haben ein offeneres Prinzip, bei dem man sich als Sportler ins Training und in die Trainingsplanung wahnsinnig stark einbringen kann.

    Franziska Preuß

    Gerade wegen der "Sprachbarriere" hatte die Staffel-Weltmeisterin von 2015 "richtig Bock" auf die Zusammenarbeit mit Røiseland. Und auch Männer-Coach Kirchner sieht einen positiven Aspekt darin, in der Kooperation mit Velepec nun öfter auf Englisch zu parlieren.

    DSV-Männerteam neu sortiert

    "Da überlegt man sich zweimal, was man am Ende sagen will, konzentriert sich auf das Wesentliche. Das macht manches einfach effektiver und vielleicht auch ein bisschen objektiver, als man es bislang in der Muttersprache ausgedrückt hat", mutmaßt Kirchner.
    Die größten Hoffnungen in seinem Team ruhen auf Routinier Benedikt Doll. "Es ist nicht so, dass durch den Abgang von Erik Lesser oder davor Arnd Peiffer ein Riesenloch zurückgeblieben ist. Ich glaube, wir haben uns da ganz gut neu sortiert", sagt der 32-jährige Schwarzwälder.

    Herrmann-Wicks spezieller Drang

    Dolls Pendant in der weiblichen Abteilung des DSV ist Denise Herrmann-Wick (33). Nach ihrem Olympiasieg im Einzel treibt die Wahl-Ruhpoldingerin nun nicht mehr primär die Jagd nach Topergebnissen und Medaillen an. Sondern der Drang, mit der schnellsten Lauf- oder der schnellsten Schießzeit separat herauszuragen.
    In diesem Winter besonders im Fokus steht für alle deutschen Skijägerinnen und Skijäger, deren größte Konkurrenz jeweils wieder aus Norwegen, Frankreich und Schweden kommen dürfte, dabei die Heim-WM im Februar in Oberhof.

    Extrem selbstbewusste Töne aus Norwegen

    Auf den ersten Schritten dorthin erscheint speziell für die Herrschaften mit Ski und Gewehr die Herausforderung Norwegen geradezu monumental. "Als Team hat es nie eine bessere Biathlon-Mannschaft gegeben", tönt deren Superstar Johannes Thingnes Bö - und schiebt etwas weniger laut hinterher: "Man weiß nie, was Doll und die Deutschen können. Wahrscheinlich wird es einen Typen geben, den man nicht auf dem Zettel hatte."

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