Para-Ski - WM in Trondheim: "Stimmung wie im Fußballstadion"

    Premiere bei Nordischer Ski-WM:Para-Sport: "Stimmung wie im Fußballstadion"

    von Lars Becker
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    Tausende Zuschauer bejubelten die Para-Skilangläufer zur Premiere bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim. Neben Begeisterung und Medaillen gibt es auch Kritik und Zukunftsängste.

    Ski nordisch, Weltmeisterschaft, Para-Langlauf - Sprint klassisch: Leonie Maria Walter (l.) mit ihrem Guide auf der Strecke.
    Bei der ersten inklusiven Ski-WM der Geschichte gleich zwei Medaillen für deutsche Para-Langläuferinnen: Anja Wicker und Leonie Walter holen vor 10.000 Zuschauern in Trondheim Bronze im Sprint.05.03.2025 | 1:34 min
    Anja Wicker hatte in ihrem Schlitten permanente Gänsehaut. Die querschnittsgelähmte Bronzegewinnerin schildert ihre Eindrücke von der Premiere des Para-Skilanglaufs bei Nordischen Ski-WM:

    Als ich gestartet bin, ging das Röhren los. Und dann war die Stimmung die ganze Zeit wie im Fußballstadion.

    Anja Wicker

    Königspaar und Kronprinz unter der Zuschauern

    Tausende Fans - inklusive Norwegens König Harald V., Königin Sonja und Kronprinz Haakon - bejubelten am Mittwoch in Trondheim im strömenden Regen die beeindruckenden Leistungen der Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung.
    Anja Wicker, Yunji Kim und Kendall Gretsch
    Anja Wicker, Yunji Kim und Kendall Gretsch (von links) bei der Siegerehrung in Trondheim
    Quelle: Imago

    Die sehbeeinträchtige Linn Kazmaier schwäremt nach ihrem vierten Platz hinter der zweiten deutschen Bronzegewinnerin Leonie Walter.

    Das waren tausend mal mehr Zuschauer als sonst bei uns. So eine große Bühne hatten wir noch nie.

    Linn Kazmaier

    Emotionaler Höhepunkt war die Jubel-Explosion nach dem Fotofinish-Triumph der Norwegerin Vilde Nilsen, die in ihrer Heimat ein echter Star ist.

    Ergebnisse aus deutscher Sicht






    Norweger "viele Schritte weiter" beim Para-Sport

    Auch wenn das Regenwetter laut Wicker "viel kaputt machte", war das Para-Event mitten in einem vollgepfropften WM-Tag mit den Skilanglauf-Teamsprints und dem Skisprung-Mixed-Wettbewerb ein großer Sieg für die Inklusion. "Die Norweger wollten uns unbedingt dabei haben. Da sind sie schon viele Schritte weiter als andere Veranstalter", lobte Wicker.
    Es gab allerdings auch ein paar Probleme für die Sportler mit Behinderung beim Großevent. Medaillengewinnerin Wicker schaffte es mit ihrem Rollstuhl nicht in die Mixed-Zone, weil eine unüberwindbare Treppe im Weg war. Bei der Siegerehrung blieb sie zunächst im Schnee stecken, ehe Hilfe kam.
    Probleme gab es auch beim Shuttle-Service vom Hotel zur Ski-Arena. "Der Rolli-Shuttle ist gefühlt nur zweimal am Tag gefahren und auch der Einstieg war kompliziert", so Wicker: "Fürs erste Mal kann man das akzeptieren, aber wenn es eine Zukunft haben soll, sollte man daraus lernen."

    Para-Langläufer bangen um WM-Teilnahme 2027

    Ob der Para-Skilanglauf auch Teil der nächsten Nordischen Ski-WM 2027 im schwedischen Falun sein wird, ist unklar. "Ich muss ehrlich gestehen, dass wir noch keinen fixen Plan dafür haben. Wir werden mit dem Organisationskomitee Falun einen Plan erarbeiten, wie wir Inklusion dort 2027 leben können. Inklusion muss nicht heißen, dass es dasselbe Konzept wie in Trondheim sein wird", sagt Sandra Spitz, beim Internationalen Skiverband FIS für Sport und Events zuständig.
    Zwar wolle man die Inklusion weiter vorantreiben, aber es müsse stabil für die Sportler*innen mit und ohne Behinderung sein. "Es darf dabei keine Seite verlieren. Wir müssen garantieren, dass wir gute, faire Wettkämpfe für alle anbieten. Wir sind Newcomer und müssen lernen.

    Wir wollen den Para-Skilanglauf auf ein anderes Level bringen.

    Sabine Spitz

    Insgesamt aber wird auch die FIS gesehen haben, welch großes Potenzial für TV und Zuschauer die Para-Events haben.

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    Vielleicht ist es eine Lösung sein, dass die WM von Skisportlern ohne und mit Behinderung künftig nacheinander am gleichen Ort stattfinden. "Bei Olympia und den Paralympics ist das ja auch so", so Wicker. Die große Bühne für den Para-Skilanglauf muss nach ihrer Meinung auf jeden Fall erhalten werden.

    Königs-Audienz und eine Million Euro

    Neben einer Audienz beim norwegischen König gab es auch eine Million norwegische Kronen Preisgeld für die Medaillengewinner in den sechs Kategorien - umgerechnet 85.500 Euro. Anja Wicker wird davon genau wie die andere deutsche Bronzegewinnerin Leonie Walter rund 2.000 Euro erhalten. "Ein tolle Wertschätzung", findet Wicker: "Das Geld kann man gut in die Vorbereitung für die Paralympics investieren."

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