Die seit den 1970er Jahren als "Gold-Rosi" bekannte Ski-Olympia-Siegerin Mittermaier ist tot. Die deutsche Ausnahme-Sportlerin wurde 72 Jahre alt.
1976 ging ihr Stern auf: Rosi Mittermaier wird zum Star der Olympischen Spiele in Innsbruck. Als "Gold-Rosi" geht sie in die Geschichte ein.
Deutschlands einstige Ausnahme-Skirennläuferin Rosi Mittermaier ist tot. Das bestätigte die Familie der zweimaligen Olympiasiegerin am Donnerstag dem SID. Mittermaier sei am Mittwoch nach schwerer Krankheit "im Kreise der Familie friedlich eingeschlafen", sie wurde 72 Jahre alt.
Mittermaier hinterlässt ihren Mann Christian Neureuther (73), ebenfalls früherer Skirennläufer, die gemeinsamen Kinder Ameli (41) und Felix Neureuther (38) sowie die Enkelkinder. Sohn Felix fuhr als Slalomspezialist mehrere WM-Medaillen ein und beendete seine aktive Karriere vor knapp vier Jahren. Tochter Ameli arbeitet als Modedesignerin.
DSV und DOSB würdigen Mittermaier
Der Deutsche Skiverband hat seine einstige Spitzensportlerin Rosi Mittermaier als "außergewöhnliche Persönlichkeit" gewürdigt. "Rosi Mittermaier war freundlich und bescheiden, immer hilfsbereit, für jede gute Sache zu haben - ungeachtet der Funktion, in der sie unterstützen konnte. Der Sport hat ihr Werte wie Freundschaft und Fairness vermittelt, und diese Werte hielt sie ihr Leben lang hoch", äußerte DSV-Präsident Franz Steinle in einer Verbandsmitteilung am Donnerstag.
Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Weikert, sprach von einer sehr traurigen Nachricht für den deutschen Sport.
IOC-Präsident Bach erinnert sich
IOC-Präsident Thomas Bach hat Ski-Ikone Rosi Mittermaier nach deren Tod als "sympathische und glaubwürdige Botschafterin" des Sports gewürdigt. "Mit ihrer Herzlichkeit und ihrem Lachen hat sie uns alle inspiriert. Deshalb wird sie nicht nur wegen ihrer zwei olympischen Goldmedaillen immer als 'Gold-Rosie' in unserer Erinnerung bleiben", äußerte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees.
Der 69 Jahre alte Deutsche erinnerte sich dabei auch an ein Treffen 1976. Es sei eine große Freude gewesen, Mittermaiers Warmherzigkeit und natürliche Hinwendung zum Sport miterleben zu dürfen. "Deshalb habe ich die Zusammenarbeit mit ihr als persönliches Gründungsmitglied des DOSB ganz besonders geschätzt. Meine Gedanken sind bei ihrer Familie, die ihr Ein und Alles gewesen ist und der mein tief empfundenes Beileid gilt", sagte Bach.
Doppel-Gold und Silber bei Olympia 1976
Mittermaier debütierte in der Saison 1966/1967 international, ihr erfolgreichster Winter sollte zehn Jahre später folgen. Sie sorgte für eines der größten Feste in der deutschen Olympia-Geschichte, als sie in Innsbruck 1976 zweimal Gold in Abfahrt und Slalom und einmal Silber im Riesentorlauf holte. "Diese einmalig emotionalen Momente fühlen sich noch heute so an, als wäre es gestern gewesen", hatte der frühere DOSB-Präsident Alfons Hörmann gesagt.
Im Jahr 1976 steht ihr Leben Kopf. Rosi Mittermaier holt in Innsbruck zwei Mal Olympiagold. Sie sagt von sich selbst, sie sei ein Glückskind. Doch sie ist eine Wintersportlegende.
Mittermaier wurde danach regelmäßig auf Innsbruck angesprochen. Die bodenständige Oberbayerin wurde als "Gold-Rosi" bekannt und war nach Olympia quasi ein Popstar. "In meinem Elternhaus war ein ganzes Zimmer voll mit Post und Paketen. In einem Monat sind 27.000 Briefe gekommen, das hat uns der Postbote erzählt, der ist total narrisch geworden, weil er die ganze Flut rauf auf die Winklmoosalm bringen musste", erinnerte sich Mittermaier anlässlich ihres 70. Geburtstags.
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Sohn Felix wurde erfolgreichster deutscher Skirennfahrer
Sie liebte das Skifahren. "Das reine Skifahren ist für mich immer noch das Schönste, was es gibt und wo mir immer das Herz aufgehen wird", sagte die Alpin-Ikone, die sich aber selbst nicht auf die Leistungssportlerin von damals reduzieren lassen wollte.
Dafür hatte sie in ihrem Leben zu viele andere Ziele erreicht. Als Werbebotschafterin etwa bereiste sie die Welt. Mit ihrem Mann, dem früheren Skirennfahrer Christian Neureuther, gründete Mittermaier in Garmisch eine Familie. Sohn Felix wurde später der erfolgreichste deutsche Rennfahrer der Weltcup-Geschichte. Dem Skisport blieb sie bis zu ihrem Tod treu. Sie unterstützte die erfolgreiche Bewerbung Garmisch-Partenkirchens für die alpine Weltmeisterschaft 2011, vor dem Fernseher verfolgte sie weiter die Rennen. "Wenn ich heute andere Sportler in solchen Momenten wie bei einer Siegerehrung sehe, dann bin ich emotionaler als damals", sagte Mittermaier einmal. Ihr Lächeln aber bleibt unvergessen.
Wasmeier: "Herz groß wie ein Bus"
"Wir haben einen fantastischen Menschen verloren. Rosi hatte ein Herz so groß wie ein Bus, sie war immer für jeden da - das war einzigartig", sagte Markus Wasmeier, Doppel-Olympiasieger von 1994 und Freund der Familie, dem SID:
Höfl-Riesch: Man konnte Rosi nur lieb haben
Auch die ehemalige deutsche Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch hat mit tiefer Trauer auf die Nachricht von Rosi Mittermaiers Tod reagiert. "Es ist ein Riesenschock. Natürlich ist 72 viel zu früh und ich bin unendlich traurig", sagte die 38-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. "Ich danke ihr für alles. Rosi hat dafür gesorgt, dass der Frauensport anders wahrgenommen wird."
Die dreimalige Olympiasiegerin kannte die Mutter des früheren Alpin-Stars Felix Neureuther seit ihrer Kindheit. "Für mich war sie immer die Mama vom Felix. Ich bin mit Felix in den Kindergarten gegangen, in die Grundschule", erzählte Höfl-Riesch und würdigte Mittermaier für ihre bodenständige Art. "Sie ist immer normal geblieben, so bescheiden. Die konnte man nur lieb haben."
Rosi Mittermaier und Christian Neureuther 2017 im ZDF-Interview über das WM-Finale 1974, ihren Sohn Felix, Tele-Sky-Gymnastik und "Dalli dalli".