Linus Straßer hat in diesem Winter seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert. Beim Slalom zum Abschluss der WM will der Münchner nochmal glänzen.
Manchmal kommt das Beste zum Schluss. Allerdings war es bei den deutschen Alpinen schon am Anfang der Ski-WM in Cortina ziemlich gut gewesen. Und im letzten Wettbewerb der Titelkämpfe in den Dolomiten, im Slalom, startet mit Linus Straßer der einzige Deutsche, der in diesem Winter schon ein Weltcup-Rennen gewonnen hat.
Nach seinem ersten Weltcupsieg Anfang Januar in Zagreb und dem zweiten Platz ein paar Tage später in Adelboden hatte der 28-Jährige vom TSV 1860 München als der größte deutsche Medaillenkandidat gegolten. Doch an diese guten Leistungen konnte Straßer in den folgenden Torläufen nicht mehr anknüpfen.
- Alpine Ski-WM: Slalom Männer, 1. Lauf
Übertragung aus Cortina d'Ampezzo/Italien Reporter: Michael Pfeffer Moderation: Katja Streso Experte: Marco Büchel
Körperlich und mental bereit
Die Pause vor seinen ersten WM-Einsatz im Parallelrennen hat er deshalb genutzt und "den Akku wieder aufgeladen", wie er sagt. Dass in den letzten Slaloms vor der WM nicht alles rund lief, ist vielleicht auch die Folge einer schwierigen Vorbereitung.
Gut drei Monate hatte er wegen einer Entzündung der Quadrizepssehne pausieren müssen und war deshalb mit Trainingsrückstand bei den ersten Slaloms angetreten. Nach sieben Slalomrennen in dreieinhalb Wochen sei ihm vor der WM ein wenig die Kraft ausgegangen. Nun fühlt er sich wieder bereit. Körperlich und mental.
Falsch abgebogen
In so stressigen Wochen, wenn ein Slalom auf den nächsten folgt, dann kann es schon vorkommen, dass sich Fehler einschleichen. "Man legt das Hauptaugenmerk auf die falschen Sachen", stellte Straßer fest.
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Der Massenstart der Männer bei der Biathlon-WM in Pokljuka in voller Länge.
Er kennt sich damit aus, wenn man "falsch abbiegt", wie er es einmal bezeichnet hat. Straßer galt früh als großes Versprechen, auch weil er ein wenig an den jungen Felix Neureuther, lange sein Vorbild, erinnerte. Allerdings an den jungen, ungestümen Neureuther, der es nicht immer geschafft hatte, Technik und Talent in Einklang zu bringen.
Kampf mit dem Schweinehund
Der Münchner, der in Kirchberg bei Kitzbühel wohnt, hatte damals gedacht, "es geht einfach so weiter". Aber es ging erst einmal abwärts. Die schnellen Schwünge waren irgendwann nur noch im Training schnell. Dazu kam die Erwartungshaltung, die eigene, aber auch die des Umfelds.
Linus Straßer ist beim Weltcup-Slalom von Zagreb eine Riesenüberraschung gelungen. Er fuhr von Platz acht nach dem ersten Durchang zum Sieg.
Es hat ein paar Jahre gedauert, bis Straßer zu sich selbst gefunden hat. Er spricht von einem Prozess, der 2018, nach den Olympischen Winterspielen begann. Damals gab es auch eine Zäsur im Team: Christian Schwaiger wurde zum Cheftrainer befördert und Sepp Brunner neuer Technikcoach.
Straßer hatte sich selbst ein Ultimatum gestellt, sich geschworen, wenn er den Mut und den Willen nicht aufbringe, den Schweinehund nicht überwinden kann und zu verändern, was verändert werde muss, "dann lasse ich es sein“.
Kein Zauberer mehr
Dazu gehörte, den Fahrstil anzupassen. Statt wie früher zwischen den Stangen zaubern zu wollen, legt er nun den großen Wert auf die perfekte Position. In der vergangenen Saison gab es erste Erfolge.
"Nicht gut gefühlt" habe er sich vor dem Start, am Ende hatte er den Slalom von Zagreb nach einem famosen zweiten Lauf gewonnen. Linus Straßer im Interview mit Fabian Meseberg.
Im Herbst 2019 war er mit der Startnummer 47 in den ersten Slalom der Saison gegangen, am Ende des Winters hatte er sich auf einen Platz unter den besten 15 vorgearbeitet. Nun scheint Straßer genau zu wissen, wo er attackieren muss und wo es zielführender ist, das Tempo ein wenig zu drosseln. Meistens jedenfalls.
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Favoriten sind andere
Straßer wird auch in WM-Slalom daran festhalten, womit er in diesem Winter oft gut gefahren ist. Ergebnisorientiert zu denken, das hat er mittlerweile verinnerlicht, gehe meistens schief. Er hat gelernt, sich aufs Skifahren, auf die Technik zu konzentrieren. Dann kommt alles andere fast von alleine.
Am Sonntag, weiß er, "sind die Favoriten andere". Allerdings sei sein Sieg in Zagreb "ein Zeichen, dass da etwas drin ist." Eine Medaille. Dann würde die WM für die Deutschen aufhören wie sie begonnen hatte.
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