Bilanz der Nordischen Ski-WM in Planica

    Bilanz aus Planica:Rekord-WM dank Althaus und Kombinierern

    von Lars Becker
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    Deutschland hat bei der Nordischen Ski-WM von Planica so viele Medaillen wie nie zuvor gewonnen. Die Bilanz einer Rekord-WM mit enttäuschender Zuschauer-Resonanz.

    Katharina Althaus aus Deutschland, dreimalige Skisprung-Weltmeisterin von Planica, zeigt ihr Medaillenset, bestehend aus drei Goldmedaillen und einer Bronzemedaille.
    Tolle Ausbeute: Katharina Althaus sprang in Planica zu drei Gold- und einer Silbermedaille.
    Quelle: dpa

    Beim großen Finale der Nordischen Ski-WM von Planica kam sogar Gänsehaut-Stimmung auf. Tausende begeisterte Fans feierten den Heimsieg von Sloweniens Skispringern im Teamwettbewerb. Die deutschen Flieger um Karl Geiger schauten als Fünfte enttäuscht zu.

    Beste deutsche Ausbeute überhaupt

    Aber der Frust verflog spätestens bei der Abschlussparty des Teams - schließlich reist Deutschland mit der Rekord-Bilanz von zwölf Medaillen (drei Gold, sechs Silber, drei Bronze) in 24 Entscheidungen nach Hause. Damit wurde die bisherige Bestmarke der WM 2017 in Lahti von elfmal Edelmetall übertroffen - und die Bilanz der Heim-WM 2021 von Oberstdorf (sechs Medaillen) verdoppelt.
    "Zehn Tage haben uns alle Nationen der Welt gratuliert, die letzten zwei Tage haben wir den anderen gratuliert. Wir sind trotzdem megazufrieden", bilanzierte Horst Hüttel, Weltcup-Sportdirektor für die traditionellen Erfolgsdisziplinen Skispringen (sechs Medaillen) und Nordische Kombination (vier Medaillen). Das Besondere an diesen Titelkämpfen: Nach über einem Jahrzehnt Flaute steuerten auch die deutschen Skilangläufer zweimal Staffel-Edelmetall zum deutschen Medaillenregen bei.

    Althaus als die überragende Springerin

    Der Held der Heim-WM vor zwei Jahren daheim in Oberstdorf war Karl Geiger mit vier Medaillen, davon zwei in Gold. Diesmal fährt der Überflieger mit Mixed-Gold und Einzel-Bronze von der Normalschanze nach Hause. Im finalen Teamfliegen am Samstag gab es statt der erhofften erfolgreichen Titelverteidigung nur Platz fünf.
    "Der letzte Tag hat schon einen bitteren Beigeschmack, aber es war eine gute WM", erklärte Geiger. Nach der vom gesamten Team völlig verpatzten Vierschanzentournee kehrte auch Andreas Wellinger mit Einzel-Silber in die Weltspitze zurück.
    Die erfolgsverwöhnten deutschen Skisprung-Männer standen diesmal jedoch ganz klar im Schatten der Frauen. Katharina Althaus war mit dreimal Gold und einmal Silber die Königin dieser WM.

    Die Frauen waren unglaublich und haben uns inspiriert.

    Karl Geiger

    250.000 Fans hatten die Organisatoren vor dieser WM angekündigt, es kamen aber nur etwas über 60.000. Richtige WM-Stimmung kam nur am finalen Samstag beim Triumph des slowenischen Skisprung-Teams aus. Der wichtigste Grund: Horrende Preise für Tickets von mindestens 49 Euro für einen Tagespass und exorbitante Zimmerraten für die Unterkünfte rund um das wunderschöne Tal der Schanzen im Dreiländereck von Slowenien, Österreich und Italien. "Ich freue mich schon jetzt auf die WM in zwei Jahren in Trondheim", kommentierte Kombinierer Vinzenz Geiger. Dann werden in Nordisch-Mekka Norwegen definitiv Hunderttausende zu den Wettkämpfen strömen.

    Kombinierer gewohnt solide

    Bei der Jagd nach der ersehnten Goldmedaille ging Julian Schmid im finalen Einzelwettbewerb die Kraft aus. Während der überragende Norweger Jarl Magnus Riiber seine vierte Goldmedaille in Planica feierte, reichte es nur zu Platz sechs. Nach drei zweiten Plätzen verlässt "Silber-Schmid" seine erste WM trotzdem mit einer "spektakulären Bilanz". Silber in der Staffel bescherte Eric Frenzel die 18. WM-Medaille, womit er der erfolgreichste Wintersportler aller Zeiten ist.
    Frenzel wird nach dieser WM genauso zurücktreten wie Bundestrainer Hermann Weinbuch, der nach 27 Erfolgsjahren ins zweite Glied rücken wird. Dort könnte er künftig auch für die deutschen Kombinierinnen zuständig sein. In deren Reihen steht die größte Aufsteigerin dieser Titelkämpfe: Die 17 Jahre junge Nathalie Armbruster begeisterte mit zweimal Silber und ihrem Kampf für die Olympia-Zukunft der Sportart.

    Langläufer nähern sich der Weltspitze

    Bei den Olympischen Spielen von Peking vor einem Jahr hatten die deutschen Skilangläuferinnen mit Teamsprint-Gold und Staffel-Silber für die größte Sensation der Winterspiele gesorgt. Bei der WM in Planica gab es mit Staffel-Silber für die Frauen und Bronze für die Männer wieder zwei Plaketten bei einem Großereignis.

    Wir sind deutlich näher an die Weltspitze herangekommen. Und wir nehmen erstmals wieder eine Herren-Medaille mit heim.

    Peter Schlickenrieder, Bundestrainer

    Und der Erfolg könnte erst der Anfang sein: Die Ausnahmetalente Katharina Hennig (26) und Friedrich Moch (23) waren auch in den Einzelrennen in Medaillennähe. Schlickenrieder sieht sie als "künftige Weltmeister und Olympiasieger".

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