Ziel war der erste deutsche Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee seit 20 Jahren. Am Ende schaffte es im Schatten von Sieger Ryoyu Kobayashi kein DSV-Adler aufs Podest.
Immerhin gab es ein kleines Happy End. Karl Geiger flog beim Finalspringen der 70. Vierschanzentournee in Bischofshofen auf Platz drei. Zufriedenheit wollte sich bei Deutschlands Skispringern trotzdem nicht einstellen. In der Gesamtwertung des Skisprung-Grand-Slams schaffte es erstmals seit 2017 kein Deutscher aufs Podest. Der mit dem klaren Ziel des ersten deutschen Gesamtsieges seit 20 Jahren angetretene Geiger landete nur auf Rang vier -direkt vor Kumpel Markus Eisenbichler.
100.000 Schweizer Franken für Gesamtsieg bei Vierschanzentournee
Den Goldenen Adler und die 100.000 Schweizer Franken für den Gesamtsieg holte sich zum zweiten Mal nach 2019 der Japaner Ryoyu Kobayashi. Allerdings ging für den Sieger der ersten drei Tourneespringen sein Traum vom neuerlichen Triumph in allen vier Springen nicht in Erfüllung. Beim Finale reichte es nur zu Platz fünf.
"Kobayashi ist auch nur ein Mensch und so gut springt er nicht. Wir springen halt ein bisschen zu schlecht", bilanzierte Bundestrainer Stefan Horngacher. Ein Spiegelbild für die deutschen Probleme war auch das Finalspringen in Bischofshofen. Im ersten Durchgang zündete Geiger eine echte Rakete und lag in Führung. Im zweiten Sprung war sein Absprung nicht perfekt.
Geiger und Eisenbichler fehlt Konstanz
"Über das Podium bin ich glücklich. Emotional war das eine sehr schwierige Tournee. Wir müssen mal schauen, was wir im nächsten Jahr besser machen können", kommentierte Geiger. Die Konstanz fehlt einfach, auch beim zweiten deutschen Hoffnungsträger Markus Eisenbichler. Nur beim Neujahrsspringen zeigte er bei dieser Tournee mit seinem zweiten Platz sein riesiges Potenzial. Im Bischofshofen dagegen war er nach zwei schwachen Sprüngen wieder einmal richtig angefressen: "Ich bin nicht so amused. Jetzt brauche ich erstmal ein Bier."
Bei der Vierschanzentournee geht es halt nur um den Gesamtsieg und der lässt nun inzwischen zwei Jahrzehnte für die deutschen Flieger auf sich warten. Olympiasieger, Weltmeister, Skiflug-Weltmeister – alle wichtigen Titel haben die deutschen Flieger abgeräumt. "Ein-Tages-Events sind leichter für uns. Bei der Tournee passieren in den zehn Tagen immer wieder Dinge, die man nicht berechnen kann", hat Bundestrainer Horngacher erkannt.
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Der Bundestrainer hatte sein Team im vergangenen Sommer extra mehrmals auf der deutschen Tournee-Problemschanze von Innsbruck trainieren lassen. Doch das Fliegen am Bergisel fiel wegen eines Föhnsturms aus. Der als Gesamtweltcup-Spitzenreiter und Topfavorit in die Tournee gestartete Karl Geiger scheiterte vor allem an der eigenen Erwartungshaltung.
Ein bisschen mehr Lockerheit beim deutsch-österreichischen Topevent könnte ihm helfen, Markus Eisenbichler eine klarere Zielorientierung. Mit Aussagen wie "das Gesamtklassement ist mir wurscht" wird es auch in Zukunft schwer mit dem deutschen Triumph.
Innauer lobt Kobayashi
Abschauen können sich die deutschen Flieger etwas von der Konstanz und Coolness von Ryoyu Kobayashi. Natürlich hatte es der Japaner fernab von der Heimat auch medial leichter als Geiger und Co., die immer wieder auf den so lange ersehnten Gesamtsieg angesprochen wurden.
"Kobayashi ist ein Künstler, der in der Luft Dinge spürt, die kein anderer spürt", lobt ZDF-Experte Toni Innauer. Ein paar Geheimnisse des Tourneesiegers verriet sein österreichischer Konditionstrainer Richard Schallert: "Die ersten Erfolge vor drei, vier Jahre sind ihm passiert. Die Erfolge jetzt hat er sich erarbeitet."
Der 25-Jährige ist mental überragend. Schallert: "Ryoyu bringt Sachen auf den Punkt und kann immer noch einen draufsetzen. Das ist eine Fähigkeit, die nicht viele haben." Auch die deutschen Skispringer bei der Tournee seit nunmehr 20 Jahren nicht.
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