Laut SPD-Vize Kühnert sind Antisemitismus und Verschwörungserzählungen nicht nur Gift im gesellschaftlichen Diskurs, sondern eine konkrete Gefährdung der Gesundheitssituation.
In diesem Jahr steht nicht nur die Frage im Raum, wie wir die Feiertage verbringen, sondern auch die Frage: Wie friedlich wird Weihnachten mit Verwandten ablaufen?
Darauf machte SPD-Vize Kevin Kühnert bei einer Pressekonferenz in Berlin zur wachsenden Radikalisierung und Gefahr durch Antisemitismus und Corona-Leugner-Szene aufmerksam.
Kühnert über Weihnachtsfest mit radikalisierten Verwandten
"Es gibt auch diejenigen, die Sorge davor haben, auf Verwandte zu treffen, die in den letzten Monaten ein paar merkwürdige Abbiegungen genommen haben, die sich selbst radikalisiert haben", sagte Kühnert. [Lesen Sie hier über krude Geschichtsvergleiche der Querdenker-Bewegung.]
"Diesen Menschen fehlt es an Kompetenzen und Strategien im Umgang mit denjenigen, die sie in ihr Herz geschlossen haben, zu ihrer Familie gehören, denen sie gerne helfen möchten, aus diesem Strudel herauszukommen."
In diesen Tagen und Wochen machten viele eine Erfahrung, die andere in der Gesellschaft schon häufiger gemacht hätten - etwa im medizinischen Bereich mit Impfgegnerinnen und -gegnern.
Nach den Protesten gegen die Reform des Infektionsschutzgesetzes hat Justizministerin Lambrecht Teile der "Querdenker" scharf kritisiert.
Kühnert: Ideologien gefährden Gesundheitssituation
"Alle Ideologien und Erzählungen, dass man sich beispielsweise nicht impfen lässt, sind nicht nur Gift im gesellschaftlichen Diskurs, sondern auch eine ganz konkrete Gefährdung der Gesundheitssituation in der Gesellschaft", sagte Kühnert.
Das Versprechen des "Nie Wieder" in der deutschen Geschichte könne nicht nur bedeuten, die industrielle Massenvernichtung von jüdischen Menschen in Deutschland zu verhindern, "sondern auch die Wurzeln dessen auszureißen, was zu solchen Entwicklungen am Ende führt."
Samuel hat lange offen die Kippa getragen. In dieser Zeit hat er auch Anfeindungen erlebt.
Klein: Judenhass in Corona-Pandemie angestiegen
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, wies darauf hin, dass der Judenhass im Zuge der Corona-Pandemie weiter angestiegen ist. In vielen Kreisen sei er gesellschaftsfähig geworden. [Lesen Sie hier über den Sophie-Scholl-Vergleich im Zuge der Querdenker-Demo.]
"Verharmlosungen des Nationalsozialismus und seiner tatsächlichen Opfer erodieren nicht nur unsere hart erkämpfte Erinnerungskultur und verhöhnen die tatsächlichen Opfer", so Klein. "Sie zeugen entweder auch von einer perfiden, bewussten Strategie oder von einem Mangel an Empathie und einem Mangel an Bildung auf vielen Ebenen". Jede und jeder sei im Kampf gegen Antisemitismus gefragt.
"Was wir wollen sind Programme gegen Antisemitismus und Verschwörungstheorien", sagte Anetta Kahane, die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung. Denn: "Antisemitismus zu bekämpfen ist auch Teil des Gesundheitsschutzes".
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Krude Geschichtsvergleiche der "Querdenker"
Bei einer Demonstration in Hannover vergleicht sich eine Gegnerin der Corona-Maßnahmen mit Sophie Scholl. Es ist nicht der erste schiefe Vergleich zur Nazi-Zeit.