Fast sechs Monate auf der internationalen Raumstation ISS: Bei seiner ersten Pressekonferenz hat der deutsche ESA-Astronaut Matthias Maurer aus dem Nähkästchen geplaudert.
Esa-Astronaut Matthias Maurer ist am 11. November 2021 mit der Crew Dragon Endurance als Mitglied der Crew-3 zur Internationalen Raumstation gestartet. Seine Ankunft auf der Station war der Beginn von "Cosmic Kiss", der ersten Mission des deutschen Astronauten im All.
Während seines Aufenthalts in der Umlaufbahn unterstützte Maurer über 35 europäische und viele weitere internationale Experimente.
Familiäre Atmosphäre trotz Krieg auf der Erde
Auf der Raumstation wohnen europäische, amerikanische und russische Astronauten. Trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine beschreibt Maurer die Stimmung auf der ISS als sehr gut.
Unmittelbar nach dem russischen Angriff auf die Ukraine habe auf der ISS zunächst eine gewisse Unsicherheit geherrscht, wie mit dem Thema umgegangen werden sollte. "Zum Glück waren es die russischen Kollegen, die das direkt angesprochen haben", sagte Maurer. "Oben waren wir alle einer Meinung: Dass wir alle entsetzt und betroffen waren über das, was auf der Erde vorgefallen ist, da gab es keinen Unterschied zwischen uns."
Ein halbes Jahr war er im Weltall - nun ist Matthias Maurer wieder auf der Erde angekommen. Unmittelbar nach seiner Landung im Golf von Mexiko düste der Astronaut weiter nach Köln. Heute gab er eine Pressekonferenz.
Gemeinsame Essen und Kinoabende
Jeden Freitagabend hätten die Austronauten zusammen gegessen. Samstags war Kinoabend: "Jeder schlägt einen Film vor." Maurer habe etwa den deutschen Film "Goodbye Lenin" mitgebracht, während die amerikanischen und russischen Kollegen und Kolleginnen jeweils Filme aus ihren Ländern zeigten.
Mit den russischen Kosmonauten habe Maurer auch probehalber die Zimmer getauscht. "Ich hatte eine neue Kajüte im Columbus-Modul. Da sagten die russischen Kollegen, da würde ich auch mal gerne schlafen, machen wir mal einen Zimmertausch", erzählte Maurer. "Und da haben wir da so ein bisschen einen WG-Tausch gemacht."
Maurer: Blick auf die Erde das Schönste
Das Schönste im Weltraum sei für Maurer der Blick von oben auf die Erde gewesen. "Man erkennt da Dinge, die man vorher eigentlich nur in Zahlen gelernt hat", sagte der Ingenieur. "Und plötzlich versteht auch das Herz, was da unten passiert." Wenn man in 90 Minuten einmal die Erde umrundet, begreife man, "dass das alles eine Einheit ist" und dass die Menschen gemeinsam Verantwortung für den Planeten übernehmen müssten.
Zurück auf der Erde freut sich Maurer inbesondere wieder über das Essen wie beispielsweise knusprige Pizza. Aber auch über die Natur: "Die Farbe Grün hat mir gefehlt."
Der deutsche Astronaut Matthias Maurer ist nach einem halben Jahr auf der internationalen Raumstation zurück auf der Erde und am Abend in Köln eingetroffen. Im Institut für Raumfahrtmedizin soll er zwei Wochen in „Astro-Reha“.
Mehr Arbeit durch Weltraumtouristen
Als Maurer auf der ISS war, kamen auch Weltraumtouristen auf die Raumstation. Während der Aufenthalt des japanischen Weltraumtouristen Yusaku Maezawa im Dezember "hervorragend" verlaufen sei, hätten die Weltraumtouristen aus den USA viel Hilfe gebraucht, sagte Maurer. Zu acht sei es eng geworden auf der ISS.
"Im Endeffekt mussten wir sie sehr stark unterstützen, das hat natürlich für uns bedeutet: Unsere Arbeit blieb liegen", sagte Maurer. Für acht Menschen habe es nicht genug Forschungsmöglichkeiten gegeben, auch eine ausreichende Unterstützung von der Erde aus sei nicht möglich gewesen. Die Touristen bräuchten insgesamt eine "einfachere Infrastruktur, die weniger fehleranfällig ist".
Nach Rückkehr von spezialisiertem Team betreut
Nach seiner Rückkehr wird Maurer in den kommenden zwei Wochen im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln rund um die Uhr von einem spezialisierten Team betreut. Im DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin soll er nach Angaben einer Sprecherin eine Reihe medizinischer Tests durchlaufen, bei denen die Themen Gleichgewicht, Fitness und Leistungsfähigkeit im Mittelpunkt stehen.
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