Wissenschaftler halten das Risiko einer Schulöffnung mit strengen Hygieneauflagen für beherrschbar. Gemeinsam mit Bildungsministerin Karliczek stellten sie eine Leitlinie vor.
Die Schülerinnen und Schüler in Deutschland können nach Einschätzung von Wissenschaftler*innen auch dann wieder zum Unterricht in ihre Klassenzimmer zurückkehren, wenn die Corona-Pandemie anhält - allerdings müssen für den Präsenzunterricht dann strenge Regeln durchgesetzt werden.
Was steht in der Leitlinie zu Corona in Schulen?
Die wichtigsten Punkte, um die Infektionsgefahr in Schulen zu minimieren:
- das Aufteilen von Klassen
- einen zeitlich gestaffelten Unterrichtsbeginn
- eine Maskenpflicht im Unterricht
- konkrete Anleitungen zum Lüften
Für die Wiederaufnahme des Sport- und Musikunterrichts soll es besondere Auflagen geben. Außerdem empfehlen die Experten, mehr Busse und Bahnen zum Schülertransport einzusetzen. Konkrete Empfehlungen geben sie auch für den Umgang mit Corona-Verdachtsfällen im Klassenverband sowie für das Vorgehen nach Risiko-Kontakten von Schülern oder Lehrern. Der Präsenzunterricht könne nur funktionieren, wenn das gesamte Paket umgesetzt werde, betonten die Wissenschaftler.
Karliczek: Schulöffnungen "Schritt für Schritt"
Die Öffnung von Schulen könne "nur sehr vorsichtig, nur Schritt für Schritt und immer auf wissenschaftlicher Basis" erfolgen, sagte Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Das von ihrem Ministerium unterstützte Expertenteam stütze seine Handlungsempfehlungen auf die Auswertung von rund 40 wissenschaftlichen Studien. Ziel der Leitlinien sei es, "allen Beteiligten wissenschaftlich fundierte und konsentierte Handlungsempfehlungen zur Verfügung zu stellen", schreiben die Experten in dem Papier.
Die Entscheidung, ob die Schulen wieder öffnen, müsse von der Politik getroffen werden, so Karliczek. Die Leitlinien sollten Empfehlungen dafür geben, wie eine solche Öffnung dann unter Pandemie-Bedingungen konkret gestaltet werden könne. Die Frage der Öffnung von Schulen und Kitas dürfte bei den Corona-Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten am Mittwoch eine große Rolle spielen.
Die Bildungsministerin sagte bei der Vorstellung, "dass jetzt nicht die Zeit für Lockerungen ist, damit wir die mühsamen Erfolge gegen das Virus nicht zunichte machen". Sie fügte hinzu: "Wir wollen möglichst viel Präsenzunterricht bei möglichst großer Sicherheit für alle in der Schule." Die "Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle" des Infektionsgeschehens müssten dabei "noch konsequenter ausfallen als in der Vergangenheit".
Lehrerverband bleibt zurückhaltend
Ähnlich wie Karliczek mahnte auch der Deutsche Lehrerverband, eine Öffnung der Schulen könne nur "sehr behutsam und vorsichtig" erfolgen. Auf keinen Fall sei der Schulbetrieb bereits "flächendeckend in allen Regionen möglich", sagte Verbandspräsident Hans-Peter Meidinger der "Welt".
SPD-Fraktionsvize Katja Mast forderte von Kanzlerin und Ministerpräsidenten "ein klares Signal, wie es in Kitas und Schulen weitergeht". Es gehe dabei "nicht um alles oder nichts, aber um die stufenweise Rückkehr zur Teilhabe durch Betreuung und Bindung".