Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rechnet nicht damit, dass die EMA den Astrazeneca-Impfstoff am Freitag uneingeschränkt zulassen wird. Es lägen zu wenige Daten über Ältere vor.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht nicht davon aus, dass der Impfstoff von Astrazeneca am Freitag eine uneingeschränkte Zulassung der EU-Aufsichtsbehörde EMA erhält. Er verwies explizit auf die noch nicht ausreichende Datenlage für Ältere. "Es ist ein Unterschied, ob die Datenlage nicht ausreicht, oder ob sie schlecht ist", stellte Spahn in Berlin jedoch klar.
Auch andere Impfstoffe gegen das Coronavirus wurden von der EMA nicht uneingeschränkt zugelassen. Bei Astrazeneca steht insbesondere die Zulassung für Personen über 65 Jahren gerade in Frage. Für Personen unter 16 Jahren ist aktuell kein Impfstoff in der EU zugelassen.
Was sind die Schritte nach der EMA-Zulassung?
Es sei nicht unwahrscheinlich, dass die EMA Hinweise für bestimmte Altersgruppen geben werde, so Spahn. Unklar sei jedoch, wie stark diese Hinweise tatsächlich ausfallen: Ob sie die Zulassung beschränken oder die EMA lediglich Vorsicht bei bestimmten Gruppen anmahne.
"Wenn diese EMA-Entscheidung heute getroffen ist, wird die Ständige Impfkommission anschließend eine Empfehlung aussprechen", sagte Spahn. Am Donnerstag kursierte bereits ein Entwurf dieser Empfehlung.
Spahn begrüßte, dass Astrazeneca "trotz der Produktionsprobleme" die Liefermenge an die EU erhöhen möchte. Der neue Produktionsstandort des Herstellers Pfizer-Biontech in Marburg habe am Donnerstag seine Genehmigung erhalten.
Wie groß ist die Bedrohung durch Virusmutanten?
Sorgen bereiten Experten und Politikern aber neue, ansteckendere Varianten des Coronavirus. Die Mutanten aus Großbritannien, Südafrika und Brasilien wurden an mehreren Orten in Deutschland nachgewiesen. Noch ist nicht klar, wie weit sie sich ausgebreitet haben und den positiven Trend bei den Corona-Zahlen brechen könnten.
Der Biontech-Impfstoff soll laut einer Herstellerstudie auch gegen die bekannten Mutanten wirksam sein. Bei anderen Herstellern laufen solche Studien gerade. "Der zeitliche Verzug ist da ein Vorteil", sagte Prof. Marylyn Addo vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
"Wir werden weitere Zulassungen haben", sagte Prof. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts. Curevac und Novavax zeigten gute Ergebnisse, so Cichutek.
Die Fallzahlen sinken - wir bald gelockert?
Aktuell sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz von Corona-Neuinfektionen erstmals seit Oktober unter 100. Der seit 16. Dezember geltende verschärfte Shutdown scheint nun Wirkung zu zeigen. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sieht trotz sinkender Inzidenzen noch keinen Anlass für Lockerungen der Corona-Beschränkungen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz sank Wieler zufolge nur in den vier besonders hart betroffenen Bundesländern Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. In den anderen Ländern sei der Wert nahezu gleich geblieben. Wieler forderte, die aktuellen Corona-Maßnahmen weiter "konsequent" durchzuziehen, auf jeden Fall bis Mitte Februar. Das Ziel sei aus seiner Sicht eine Sieben-Tage-Inzidenz von zehn Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner.