Im Herbst und Winter droht - neben steigenden Corona-Zahlen - auch eine Grippe-Welle. Gesundheitsminister Spahn und RKI-Chef Wieler rufen deshalb zu Doppelimpfungen auf.
Spahn: Risiko für Grippe-Welle größer
Weil es in Deutschland im vergangenen Jahr infolge des teilweisen Shutdowns so gut wie keine Grippe gegeben hatte, sei das Risiko einer Welle in diesem Jahr umso höher, betonte er. Eine Grippeimpfung ist besonders bei Älteren und Menschen mit Vorerkrankungen empfohlen. Auch bei Menschen mit vielen Kontakten sei sie ratsam, sagte Spahn.
Es sei genug Impfstoff bestellt worden, erklärte der Gesundheitsminister. Insgesamt 27 Millionen Grippe-Impfstoffdosen. Diese Dosen seien diesmal schon im Oktober und November verfügbar. In der vergangenen Grippe-Saison wurden nach Spahns Angaben 22 Millionen Menschen geimpft.
Zugleich zeigt sich Spahn zuversichtlich zur Corona-Lage. Man sehe Inzidenzen in den verschiedenen Bereichen, "mit denen wir gut umgehen können", sagt der CDU-Politiker. Dies liege auch an den Erfolgen beim Corona-Impfen. "Fast vier von fünf Erwachsenen sind geimpft", sagt er.
Wieler warnt vor Doppelbelastung in Krankenhäusern
RKI-Präsident Lothar Wieler warnte vor einer Doppelbelastung des Gesundheitssystems. Es gelte zu verhindern, dass zu viele Fälle der beiden Erkrankungen parallel versorgt werden müssen. "Wenn viele Covid-19- und viele Grippeerkrankte gleichzeitig auftreten, dann werden die Krankenhäuser massiv belastet, das wäre dann natürlich auch gefährlich für alle anderen, die diese Krankenhausbetten benötigen."
Es ist eine Pandemie der Ungeimpften auf Deutschlands Intensivstationen. Einige davon hängen Verschwörungserzählungen über das Coronavirus an. Eine Herausforderung für das Klinikpersonal – das ohnehin längst an der Belastungsgrenze ist.
Ein solches Szenario lasse sich am besten mit Impfungen und dem Tragen von Masken, Abstand halten, Hygiene, Lüften und Nutzen der Corona-Warn-App vermeiden, betonte Wieler. Auch er rief zu doppelten Impfungen auf. Darüber hinaus kritisierte der Präsident des Robert Koch-Instituts die Aufhebung der Maskenpflicht in Schulen etwa in Bundesländern wie Berlin und Bayern. "Dies entspricht nicht unseren Empfehlungen", sagte Wieler.
Stiko fordert höhere Grippe-Impfquote
Der Leiter der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, kritisierte, dass die Grippe-Impfquoten auch gemessen an internationalen Empfehlungen zu niedrig liegen. Obwohl es in der vergangenen Grippesaison Verbesserungen gegeben habe, lägen die Influenza-Impfquoten bei Menschen über 60 leider nur bei 30 bis 40 Prozent. "Das ist wirklich zu wenig", sagte Mertens. Denn es könnte nach dem Ausbleiben in der vergangenen Saison nun eine stärkere Grippewelle geben.
Auch alle anderen Impfungen müssten gemacht werden, neben dem Grippeschutz etwa auch die Kinderimpfungen. "Impfungen sind eine geniale und sehr bedeutende Errungenschaft der Medizin", sagte Mertens. "Um viele Infektionsprobleme zu lösen, hilft uns am Ende nur eine gute Impfung."
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