Das Robert-Koch-Institut hat 6.288 Corona-Tote registriert. RKI-Chef Wieler geht von einer höheren Zahl aus. Die Zeit für Immunitätspässe sieht er noch nicht.
Bei der Pressekonfernz am Donnerstagmorgen hat das Robert-Koch-Institut Zahlen zur aktuellen Corona-Entwicklung bekanntgegeben. Trotz guter Tendenz sei die Lage weiter angespannt.
Lothar Wieler, der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) bekräftigt, dass Deutschland nach wie vor am Anfang eines Marathons zur Überwindung der Corona-Krise stehe. Erst wenn die sogenannte Durchseuchung der Bevölkerung bei 60 bis 70 Prozent liege, sei die Pandemie unter Kontrolle. Derzeit liege man in Deutschland im einstelligen Prozentbereich.
Wissenschaftler erwarten weitere Corona-Wellen
Die Mehrheit der Wissenschaftler gehe im übrigen von einer zweiten und vielleicht sogar einer dritten Welle aus.
RKI-Präsident Lothar Wieler appelliert an die Bevölkerung, sich weiter an die Regeln zu halten. Wieler beginnt seine Pressekonferenz in Berlin mit der Aufforderung, weiter durchzuhalten. Dann werde es gelingen, das Virus in Schach zu halten: "Es wird uns so gelingen, wenn wir weiter durchhalten."
Zahlen der Corona-Tests deutlich gestiegen
Die Zahl der Corona-Tests ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) zuletzt deutlich gestiegen. In der vergangenen Woche habe es 467.000 gegeben, sagt RKI-Chef Lothar Wieler. Die Rate der Nachweise einer Infektion sei zuletzt bei 5,4 Prozent gewesen.
Schulen müssten wieder aufmachen - aber durchdacht
Wieler sagt, es sei "gar keine Frage", dass die Schulen wieder eröffnet werden müssten. Wichtig sei aber, dass es Konzepte gebe, um Infektionen zu verhindern. Die Planungen müssten international ausgetauscht werden, und es müsse ein "best practice" gebe.
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Yogeshwar kritisiert Stimmung gegen Virologen
Gerade noch hat Deutschland seine Virologen gefeiert, auf einmal erhalten sie sogar Morddrohungen. Ranga Yogeshwar hat dafür kein Verständnis und warnt vor schnellen Lockerungen.
Infektionen müssten schnell erkannt werden. Tests müssten an Schulen daher "sehr niedrigschwellig" gemacht werden. "Diese Rahmenbedingungen sind ganz entscheidend."
RKI lehnt Immunitätspässe derzeit ab
Das RKI hält die Zeit für sogenannte Immunitätspässe noch nicht für gekommen. "Da sind wir momentan noch nicht", sagt RKI-Chef Lothar Wieler. Es gebe noch zu viele offene Fragen, wann und wie lange ein Mensch wirklich immun sei.
In verschiedenen Ländern werden Immunitätspässe erwogen, mit denen etwa Einreisen von Ausländern wieder möglich sein könnten.
Auch in Deutschland höhere Sterberate durch Corona
Die Zahl der Corona-Toten in Deutschland nimmt nach RKI-Erkenntnissen zu. "Wir sehen, dass die Übersterblichkeit steigt in Deutschland", sagt RKI-Präsident Lothar Wieler.
Er fügt hinzu: "Wir gehen eigentlich davon aus, dass mehr Menschen daran gestorben sind, als eigentlich gemeldet." Dazu gebe es aber noch keine belastbaren Zahlen.
Vorsorgeuntersuchungen beibehalten
RKI-Präsident Lothar Wieler ruft dazu auf, trotz der Pandemie auch weiterhin Vorsorge-Untersuchungen und Impfungen wahrzunehmen. Dies gelte vor allem für die U-Untersuchungen und Impfungen bei Kindern und Säuglingen. Der Körper könne sich damit auseinandersetzen, wenn man sich nach einer Impfung mit dem Coronavirus infiziere, sagt Wieler.
Zu dem Wirkstoff Remdesivir, der zu den Hoffnungsträgern bei der Suche nach Mitteln zur Behandlung von Covid-19 zählt, sagte er, das die Zahlen, die dem Robert-Koch-Institut zur Verfügung stehen, einen positiven Eindruck machten. Aber es seien nicht genügend Daten vorhanden, um eine Aussage zu treffen.
Zahl der Todesfälle weiterhin hoch
Das Durchschnittalter der Infizierten leige derzeit bei 50 Jahren. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen. Zu den Symptomen zählen Husten, Fieber, Schnupfen und seit kurzem werden auch auch Geschmacks- und Geruchsverlust offiziell erfasst.
17 Prozent der Infizierten mussten in einem Krankenhaus behandelt werden. Die Zahl der Todesfälle sei weiter hoch, laut aktueller Berechnung des RKI liegt sie bei 4 Prozent. Das liege daran, dass immer noch Ausbrüche in Pflegeheimen, Altenheimen und Krankenhäusern stattfänden. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen liege bei 81 Jahren.
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Wie die Welt gegen das Coronavirus kämpft
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