Gesundheitsminister Spahn schwört die Bürger in der Corona-Krise auf eine längere Phase von Einschnitten ein. Auch der RKI-Chef sagte, Deutschland steht am Anfang der Epidemie.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn betonte in Berlin, wie sehr Politik, Gesellschaft, Gesundheitswesen und das Leben aller Bürger durch die Corona-Krise bestimmt sei. "Die Politik ist im Krisenmodus", sagte der CDU-Politiker in Berlin.
Spahn: Tiefe Einschnitte in bürgerliche Freiheiten
Die Menschen erlebten die tiefsten Einschnitte in die bürgerlichen Freiheiten in der Geschichte der Bundesrepublik. "Ärzte und Pflegekräfte und alle, die in den medizinischen Berufen arbeiten, bereiten sich auf die wohl größte Herausforderung in 75 Jahren vor." Es gebe schon viele Infizierte und auch schon viele Tote. "Aber noch ist das die Ruhe vor dem Sturm", sagte Spahn.
Damit das Gesundheitssystem die Herausforderung meistern könne, müsste man es schaffen, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und die Intensiv-Kapazitäten und Behandlungsmöglichkeiten in den Krankenhäusern zu erhöhen.
Über eine mögliche Lockerung der Einschränkungen werde man erst nach Ostern reden können. Zunächst müsse sich in den Zahlen der Infektionsfälle zeigen, ob die Maßnahmen Wirkung zeigten und die Ausbreitung verlangsamt hätten.
Bundespräsident Steinmeier hat sich an die Bürger gewandt, mehr dazu hier:
RKI meldet neue Fallzahlen
Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, eklärte, an Covid-19 könnten alle Menschen erkranken, unabhängig vom Alter. Aber je älter man sei, desto höher sei das Risiko, dass die Krankheit schwer verlaufe oder dass man an dieser Krankheit sterben könne. Aber auch bei jüngeren, gesunden Menschen könne es schwere Verläufe geben. "Wir stehen gerade am Anfang, die Epidemie zu bekämpfen" sagte Wieler.
Weltweit habe das RKI mehr als 385.000 Fälle gemeldet bekommen, 36.000 Fälle mehr als am Vortag. In der EU gebe es 174.000 Fälle, 20.100 mehr als am Vortag.
In Deutschland gibt es laut RKI rund 36.500 Fälle (Stand 26.3., 0 Uhr), das sind etwa 5.000 Fälle mehr als am Vortag. Es gebe 198 Todesfälle. Regional sei die Lage sehr unterschiedlich. Das Durchschnittsalter der Erkrankten betrage 46 Jahre, bei Verstorbenen 81 Jahre. Die Mehrzahl der Fälle, nämlich 54 Prozent, seien Männer.
Tausende freie Intensivbetten
Die Intensivmediziner sehen Deutschland gut vorbereitet. Kurzfristig seien weit über 10.000 freie Intensivbetten zur Behandlung von schwer erkrankten Virus-Patienten verfügbar. "Wir sind im Augenblick – heute, morgen, übermorgen - gerüstet", sagt Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin. Mittlerweile beteiligten sich etwa 60 Prozent aller Krankenhäuser an einer Online-Plattform zur Verfügbarkeit von Intensivbetten.
"Ich habe ein gutes Gefühl, dass wir das stemmen können", sagte auch Susanne Herold, Leiterin der Abteilung Infektiologie des Uniklinikums Gießen. Die Krankenhäuser in Deutschland hätten sich vorbereiten können, es gebe breite Testmöglichkeiten.