Gedenken im Bundestag: Überlebende erinnert an Holocaust

    Holocaust-Gedenken im Bundestag:Kats: Macht krank, sich verstecken zu müssen

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    Im Bundestag ist an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert worden. In diesem Jahr lag der Fokus auf Menschen, die wegen ihrer Sexualität verfolgt wurden.

    Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Die im Bundestag abgehaltene Gedenkveranstaltung ist von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eröffnet worden. Bas rief in ihrer Rede zum Gedenken an die Menschen auf, die in der NS-Zeit wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität verfolgt und ermordet wurden.

    Wer nicht den nationalsozialistischen Normen entsprach, lebte in Angst und Misstrauen.

    Bärbel Bas, Bundestagspräsidentin

    Auch wies sie auf antisemitische Straftaten hin, die in Deutschland weiter mehrfach an der Tagesordnung seien. "Nie wieder, das ist ein Auftrag für uns alle. Wo Hass übergreift, ist niemand sicher", sagte Bas.
    Mit einem Zitat der inzwischen verstorbenen Holocaust-Überlebenden Esther Bejarano erinnerte sie an die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität Verfolgten: "Menschlichkeit ist unteilbar."

    Holocaust-Überlebende Kats spricht im Bundestag

    Die Shoa-Überlebende Rozette Kats, deren Eltern und Bruder im KZ Auschwitz ermordet wurden - schilderte im Bundestag eindrücklich Teile ihres Lebens. So musste Katz, die während des Zweiten Weltkriegs in Amsterdam "versteckt worden" war, ihre jüdischen Wurzeln lange geheimhalten. Aus dieser Zeit wisse sie:

    Es macht Menschen krank, wenn sie sich verstecken und verleugnen müssen.

    Rozette Kats, Holocaust-Überlebende

    Rozette Kats, Zeitzeugin des Holocaust, spricht bei der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag
    Rozette Kats, Zeitzeugin des Holocaust, hat bei der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag gesprochen.
    Quelle: dpa

    Diese Erkenntnis, die sie als kleines Kind lernen musste, haben "auch viele Angehörige sexueller und geschlechtlicher Minderheiten vor und leider auch nach 1945 lernen müssen", sagte Katz. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Biografie setzt sich Rozette Kats für sexuelle Minderheiten ein.
    Jeder Mensch, der damals verfolgt worden sei, verdiene "achtungsvolle Erinnerung" - wie auch die Menschen, die heute verfolgt werden, Recht auf Anerkennung und Schutz haben, sagte Rozette Kats.

    Worum ging es bei der diesjährigen Gedenkstunde an die NS-Opfer?

    Die Gedenkstunde rückte in diesem Jahr Menschen in den Fokus, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität im Nationalsozialismus verfolgt wurden - veranschaulicht anhand zweier Lebensgeschichten von Mary Pünjer und Karl Gorath.
    Klaus Schirdewahn, der noch 1964 nach §175 verhaftet wurde - dieser Paragraf stellte sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe -, ergriff als Vertreter der queeren Community das Wort.
    Eva Umlauf | Holocaust-Überlebende
    Eva Umlauf ist eine slowakisch-deutsche Ärztin. Außerdem ist sie ist eine der jüngsten Überlebenden des KZ Auschwitz. Regelmäßig besucht sie Schulen und erzählt ihre Geschichte.27.01.2023 | 2:37 min

    Scholz ruft zu Holocaust-Gedenken auf

    Bundeskanzler Olaf Scholz erinnerte bereits vor der Gedenkstunde an die historische Verantwortung Deutschlands für Ermordung von Millionen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus.
    "Unvergessen ist das Leid von sechs Millionen unschuldig ermordeten Jüdinnen und Juden - genauso wie das Leid der Überlebenden", schrieb der SPD-Politiker am Freitag auf Twitter.
    Olaf Scholz erinnert an Deutschlands Verantwortung
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    Damit dies nie wieder geschehe, erinnere man am Holocaust-Gedenktag an die historische Verantwortung Deutschlands, so Scholz.

    Holocaust-Überlebende berichtet
    :"Auf den Pritschen saßen kleine Skelette"

    Kein anderes Kind überlebte in Auschwitz so lang wie Lidia Maksymowicz. Hier erzählt Maksymowicz, wie sie als Kleinkind Grausames durchstand - und dennoch keinen Hass verspürt.
    Holocaust-Überlebende Lidia Maksymowicz
    Interview
    Quelle: ZDF, dpa

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