Scholz bei Illner zu Ukraine-Krieg: Inszenierte Besonnenheit

    Kanzler bei Illner:Olaf Scholz will einfach langweilen

    Dominik Rzepka
    von Dominik Rzepka
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    Olaf Scholz inszeniert sich bei Maybrit Illner als besonnener Kanzler. Fehler räumt er nicht ein, dafür kritisiert er seine Gegner. Dahinter steckt Kalkül. Eine Analyse.

    Kein Zweifel, er will so sein. Olaf Scholz will einfach langweilen. Er redet monoton. Emotionslos. Manchmal sogar leise, damit man auch ganz genau hinhören muss, was er sagt. Eine gute Stunde ist der Kanzler zu Gast in der ZDF-Sendung "maybrit illner" und inszeniert sich als der Unaufgeregte.
    Scholz feilt penibel an seinem Bild des Besonnenen, der sich nicht von der öffentlichen Debatte zum Beispiel um Kampfpanzer für die Ukraine treiben lässt. Scholz, der Zauderer? Nicht doch. Es gipfelt in dem Credo:

    Ich lasse mich nicht kirre machen.

    Olaf Scholz, SPD

    Scholz wirft Strack-Zimmermann Eitelkeit vor

    Scholz zeichnet den Kontrast. Er inszeniert sich selbst als Gegenentwurf zu all jenen, die so schrecklich aufgeregt sind in diesen Zeiten. Er nennt zwar keine Namen, aber es ist klar, wen er meint. Marie-Agnes Strack Zimmermann von der FDP etwa. Oder seinen Parteifreund Michael Roth.
    Seinen größten internen Kritikern wirft er vor, immer nur an die nächste Pressekonferenz zu denken. Es schwingt der Vorwurf der Eitelkeit mit. Den Vorwurf, er zaudere, weist er zurück. Ebenso wie die Darstellung, dass Deutschland die Ukraine zu wenig unterstütze: "Gestatten Sie mir, das ein bisschen lächerlich zu finden."

    Warum Scholz etwas wie Merkel sein will

    In Wahrheit braucht Scholz die internen Kritiker. Nur in Abgrenzung zu ihnen kann er sich als den Besonnen darstellen. "In der Ruhe liegt die Kraft", hatte seine Vorgängerin Angela Merkel oft gesagt. Scholz kopiert Merkel. Und ein bisschen auch die Politik der ruhigen Hand von Gerhard Schröder. Scholz weiß, das kommt an.
    An einer Stelle sagt er das auch: Maybrit Illner fragt nach der Rolle der Medien, nach der veröffentlichten Meinung: "Halten Sie Journalisten für kriegslüstern?"
    Scholz sagt weder Ja noch Nein. Wohl aber, dass ihn Bürger oft anders befragten als Journalisten. Dass in ihren Fragen Zweifel mitschwinge, ob man mit Waffen Frieden schaffe. "Ein Teil der Bevölkerung ist skeptisch", sagt Scholz.
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    Muss die Ukraine gewinnen, Herr Scholz?

    Vielleicht erklärt das den Auftritt des Kanzlers am besten. Scholz ist davon überzeugt, dass ein als besonnen wahrgenommener Kanzler wiedergewählt wird. Er vermeidet alles, was nach Konfrontation klingen könnte.
    Scholz sagt auch dieses Mal nicht den Satz: "Die Ukraine muss gewinnen." Und er betont, dass er sich immer wieder mit den Verbündeten abspricht. Alleingänge werde es nicht geben. Und drängeln lasse er sich bestimmt nicht. Er könnte jetzt auch in die Kamera gucken und ähnlich wie einst Angela Merkel sagen: "Sie kennen mich."

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