Missbrauch, körperliche Gewalt und Zwangsmedikation: Das gehörte für einige Kinder, die in Heimen und Kliniken in Deutschland aufwuchsen, zum Alltag.
Gewalt, Missbrauch, Zwangsmedikation – Kinder, die mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen zwischen 1949 und 1975 in stationären Einrichtungen und Kliniken untergebracht waren, erlebten dort oft Unvorstellbares. Eine Bremer Studie dokumentiert jetzt die unwürdigen Bedingungen und menschenverachtenden Methoden. Demnach sind Kinder an Zwangsfütterungen erstickt oder haben irreversible Schäden durch falsche Medikationen erlitten. Unter dem Titel „Kein Platz – Nirgendwo“ dokumentiert die Forscherin Gerda Engelbracht, dass es sich nicht nur um Einzelschicksale handelt
Die Stiftung „Anerkennung und Hilfe“ schätzt die Zahl auf rund 256.000Betroffene bundesweit. Sie können bis zu 9.000 Euro Entschädigung (bei der Stiftung „Anerkennung und Hilfe“) beantragen. Die Antragsfrist läuft allerdings Ende Juni 2021 aus. Für viele, die als Kinder in stationären Einrichtungen solche Gewalterfahrungen gemacht haben, kommt die Entschädigung jedoch zu spät. Denn viele von ihnen leben inzwischen nicht mehr. Bei anderen ist die Scham zu groß, sich zu melden.
Michael Martin ist eines der Opfer. Er hat sich an die Stiftung gewandt und mit uns gesprochen, über sexuellen Missbrauch und Zwangsmedikation. Mehr zu seiner Geschichte im Video:
Michael Martin kam 1965 in ein Heim und hat psychische und körperliche Gewalt erlebt. Bis heute lassen ihn diese Erfahrungen nicht los.