2022: Jahr der Benzinpreisrekorde - Ölkonzerne profitieren

    Ölkonzerne mit satten Gewinnen:2022 war das Jahr der Benzinpreisrekorde

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    Vor einem Jahr wären Autofahrer bei 1,65 Euro für einen Liter Super zusammengezuckt - heute gilt das als günstig. 2022 kostete E10 im Schnitt 1,86. Die Raffinerien profitierten.

    Auto wird betankt, aufgenommen am 06.09.2020
    2022 war der Liter E10 durchschnittlich 27 Cent teurer als im bisherigen Rekordjahr 2012 (Archivfoto).
    Quelle: dpa

    Das Jahr 2022 hat an den Tankstellen alte Rekorde pulverisiert. Spritpreise weit über zwei Euro und zweistellige Preisanstiege von einem auf den anderen Tag lehrten die Autofahrer das Fürchten. Am Ende steht ein Rekord: Im Jahresschnitt wird ein Liter Superbenzin der Sorte E10 rund 1,86 Euro gekostet haben und Diesel 1,95 Euro, wie der ADAC berechnet hat. Das sind rund 27 beziehungsweise 47 Cent mehr als im bisher teuersten Tankjahr 2012.
    Noch etwas war neu: Der Ölpreis war nicht alleine schuld. Früher folgten die Spritpreise fast immer den Notierungen des Rohöls. Doch als die Spritpreise kurz nach Beginn des Ukraine-Krieges nach oben schossen, taten sie das sehr viel stärker als alleine vom Ölpreis her zu erwarten gewesen wäre. Auch das Bundeskartellamt stellte eine "nachhaltige Enkopplung" fest und untersucht die Branche derzeit.

    Ölkonzerne machten riesige Gewinne

    Doch was war es dann, was die Preise in nie gekannte Höhen trieb? Es kommen mehreren Faktoren zusammen: Im Zwischenbericht seiner Untersuchung betont das Kartellamt, dass die Ölkonzerne mit ihren Raffinerien "sehr große Gewinne" erwirtschaftet hätten. Auch Jürgen Albrecht, Kraftstoffmarktexperte des ADAC, verweist auf die Raffinerien. Deren Renditen hätten sich vervielfacht.
    Das deckt sich mit Zahlen, die das Kartellamt erhoben hat. Durchschnittliche Nettomargen kamen 2021 nie über 3 Cent pro Liter hinaus. Im Mai waren es bei Benzin bereits gut 15 Cent, bei Diesel um die 13. Einzelne Raffinerien strichen auch mehr als 25 Cent Gewinnspanne pro Liter ein.

    Spritverbauch massiv gesunken

    Hinzu kommen andere Faktoren: In der ersten Phase des Ukraine-Krieges spielten Unsicherheit und wackelnde Lieferketten eine Rolle. Bei Diesel kommt laut Albrecht hinzu, dass dieser Kraftstoff auch als Fertigprodukt in großen Mengen aus Russland importiert wurde und dass die Industrie ihn inzwischen vermehrt als Gasersatz kauft.



    Die Teuerung schlug sich wohl auch im Spritverbrauch nieder. Obwohl im Frühjahr die Corona-Beschränkungen weitestgehend wegfielen, blieb der Verbrauch - insbesondere bei Benzin - deutlich unter dem der Vor-Corona-Zeit. Darauf deuten die amtlichen Mineralöldaten zur Auslieferung von Kraftstoff hin. Im Sommer wurde bei Benzin zwar das Vor-Corona-Niveau erreicht. In dieser Zeit galt allerdings die milliardenteure Steuersenkung auf Sprit, die die Verbraucher entlasten sollte. Im September - nach dem Ende der Steuersenkung - sackten die Auslieferungen ab.

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    Dieselpreise dürften im Frühjahr sinken

    Seither sind die Spritpreise mit Schwankungen gefallen, Benzin hat sich zuletzt sogar "nach vielen Monaten der Übertreibung wieder in den Bereich des Normalen begeben", wie Albrecht sagt. Bei Diesel ist dies noch lange nicht erreicht.
    Wie es mit den Spritpreisen weitergeht, hängt Albrecht zufolge unter anderem vom Krieg in der Ukraine, der weltweiten Konjunktur und dem Winter ab. So dürften die Dieselpreise im Frühjahr eher sinken, weil dann die Nachfrage nach dem ähnlichen Heizöl sinke. "Ich gehe aber davon aus, dass es irgendwann auch beim Diesel wieder zu einer gewissen Normalisierung kommt."

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