Die Logistikbranche warnt vor einem Mangel beim Diesel-Reiniger AdBlue und damit vor Engpässen bei der Versorgung mit Lkw. Das Wirtschaftsministerium widerspricht.
Angesichts wachsender Knappheit des Diesel-Reinigers AdBlue wird vor massiven Auswirkungen auf die Branche und Versorgungsengpässen in Deutschland gewarnt.
Das Bundeswirtschaftsministerium sieht derzeit keine Mangellage bei der Produktion des Diesel-Reinigers AdBlue. Falls es wirklich dazu kommen sollte, werde man reagieren, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Mittwoch in Berlin.
Verband warnt vor Notlage
Er reagierte damit auf Warnungen des Bundesverband Gütertransport und Logistik (BGL), der vor einer Notlage bei der Versorgung mit dem für Lkw wichtigen Stoff warnte. Zuvor hatte ein Sprecher des Chemieunternehmens SKW Piesteritz gesagt: "Wir laufen trocken. Da wir nichts mehr produzieren, leeren sich unsere Lager." Das Unternehmen aus der Lutherstadt Wittenberg gehört mit BASF und Yara zu den größten Herstellern von AdBlue in Deutschland.
Ohne den Abgasreiniger fährt kaum ein LKW, er wird auch als Dieselzusatz für Pkw verwendet. Doch wegen der drastisch gestiegenen Gaspreise steht die Produktion bei SKW Piesteritz seit bereits zwei bis drei Wochen vollständig still, da sie für das Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich ist.
Engelhardt verwies dabei auch auf den Produktionsstillstand bei SKW.
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Millionen Liter AdBlue am Tag benötigt
Bereits in zwei Wochen könne es zu ersten Engpässen im Handel kommen. SKW Piesteritz hat mit dem BGL zwar eine Notfallreserve vereinbart. Von dieser waren aber zuletzt nur noch rund eine Million Liter AdBlue übrig, wie der SKW-Sprecher sagte. Doch nach Angaben des Konzerns benötigt die Logistik in Deutschland 2,5 Millionen Liter AdBlue pro Tag, alle Pkw alleine fünf Millionen Liter pro Tag.
Der Konzern ist massiv auf Gas angewiesen, da es dieses als Rohstoff in der Produktion einsetzt und nicht ersetzen kann.
Jährlich benötigt SKW 14 Terrawattstunden Gas, die explodierten Preise treffen das Unternehmen daher ins Mark. Zudem müsse der Konzern monatlich voraussichtlich 30 Millionen Euro Gasumlage zahlen. Das sei finanziell nicht zu stemmen. Eigentlich sei SKW ein "kerngesundes" Unternehmen, sagte der Sprecher.Ministerium: Importe möglich
Das Bundeswirtschaftsministerium verwies darauf, dass man die Lage seit Längerem aufmerksam beobachte und mit dem Hersteller in Kontakt stehe. Zur Versorgungslage sagte der Sprecher, dass es aber mehrere Hersteller in Deutschland gebe und auch die Möglichkeit von Importen bestehe.
Der Sprecher verwies auf die Hilfsinstrumente für Unternehmen, mit denen die Regierung für ausreichende Liquidität der Firmen sorgen wolle. Diese würden auch noch ausgeweitet. SKW Piesteritz hatte zuvor eine Deckelung des Gaspreises und eine Ausnahme bei der Gasumlage für Unternehmen gefordert, die Gas als Rohstoff einsetzen. "Wenn nichts passiert, müssen wir zum 1. Oktober Kurzarbeit anmelden", sagt der Sprecher. SKW Piesteritz beschäftigt 850 Mitarbeiter, den Großteil davon in der Produktion.
Die Dieselkrise treibt seltsame Blüten: Bei uns werden die Autos wegen zu hoher Schadstoffemissionen tausendfach verschrottet, in Süd- und Osteuropa sind sie als Gebrauchtwagen begehrt.