Seit die Passagierzahlen wieder steigen, besinnen sich Fluggesellschaften zurück auf den A380. Und das, obwohl das Flugzeug einige Nachteile hat.
Warum erlebt der A380 ein Revival?
Die Buchungszahlen im Luftverkehr steigen seit einigen Wochen wieder deutlich an. Die Nachfrage zieht zum Teil so stark an, dass die Fluggesellschaften gar nicht mehr wissen, wie sie diese bewältigen sollen. Vor allem wollen doch wieder mehr Geschäftsreisende fliegen als erwartet, sagt Heinrich Großbongardt, Luftfahrtexperte von Expairtise.
- Chaos an deutschen Flughäfen bleibt aus
Gesundheitsnachweise und Personalmangel: Flugreisen sind derzeit zumindest in Spitzenzeiten oft keine Freude. Das befürchtete Chaos am Samstag blieb aber aus.
Der A380 verfügt über viele First und Business Class Sitze. Mit bis zu 853 Passagieren ist er das größte in Serienfertigung produzierte zivile Verkehrsflugzeug in der Geschichte der Luftfahrt.
Welche Airlines setzen den A380 wieder ein?
Emirates hatte den Riesenflieger wegen der Pandemie nur zwangsweise aussortiert. Die staatliche Fluggesellschaft des Emirats Dubai ist dessen weltweit größter Betreiber und wird diese Flotte bis zum Jahresende auf 118 Flugzeuge ausbauen - das ist knapp die Hälfte der 251 Flieger dieses Typs, die insgesamt seit 2005 gebaut wurden. Bis Ende November will die Fluggesellschaft wieder 27 Städte mit dem Luftfahrtriesen anfliegen, 65 Prozent mehr als Ende September.
Nicht alle sind so große Fans wie Emirates: Akbar Al Baker, Chef von Qatar Airways aus dem benachbarten Emirat Katar, wollte zwar eigentlich die zehn A380 seiner Flotte nie wieder fliegen. Doch nun streitet er sich mit Airbus über den A350 und mit Boeing über die Qualität des 787.
Wie sieht es bei anderen Fluglinien aus?
Auch Singapore Airlines nimmt zwölf ihrer 19 Superjumbos wieder in Betrieb, vom 18. November an setzt sie ihn Richtung London ein. Die australische Qantas nutzt ihn vom Juni kommenden Jahres an wieder für Flüge Richtung Los Angeles, mustert aber zwei ihrer zwölf Flieger aus. Auch China Southern Korean Air und All Nippon Airways fliegen ihn wieder.
Und schließlich auch British Airways: Vom 8. November an holt sie vier der zwölf eingemotteten Flieger wieder zurück. Da die Piloten aber nicht mehr im Training sind, wird der A380 dann zunächst auf Kurzstrecken zwischen London und Frankfurt beziehungsweise Madrid eingesetzt. Im Winter soll es dann Richtung Los Angeles, Miami und Dubai gehen.
Und die Lufthansa?
Nach dem Abschied vom Superjumbo im September ist wohl so schnell nicht mit einem neuerlichen Einsatz zu rechnen. Allerdings sind die Fluggesellschaften überrascht, wie schnell vor allem die Buchungen mit Ziel Vereinigte Staaten in die Höhe geschnellt sind, die vom 8. November wieder angeflogen werden können.
Sollte die Kranichlinie diesen Ansturm nicht bewältigen können, wäre eine Überdenken der Entscheidung vielleicht doch möglich, spekulieren Beobachter schon.
Die Lufthansa hat nach einer Kapitalerhöhung einen Teil der staatlichen Corona-Hilfen zurückgezahlt. Eine stille Einlage von 1,5 Milliarden Euro sei vollständig abgelöst worden.
Ist der A380 überhaupt nachhaltig?
Nein, weder ökonomisch noch ökologisch, sagt Stefan Schöppner, Luftfahrtanalyst der Commerzbank. Denn anders als die moderneren, effizienteren Flugzeuge ist der A380 vierstrahlig.
Das passt nicht in die Bemühungen der Branche, die Klimabilanz zu verbessern. Ökonomisch sei es aktuell nur deshalb sinnvoll, weil so schnell für diesen rasch wachsenden Bedarf andere Flugzeuge nicht zur Verfügung stehen.
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