Der Dax hat in kurzer Zeit 50 Prozent zugelegt - die Aktienmärkte sind auf Rekordjagd. Doch die dürfte einer Prognose zufolge bald vorbei sein. So ist die Lage an den Börsen.
Prognosen sind schwierig, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. Diese alte Weisheit kennt man am Aktienmarkt besonders gut. Trotzdem wagen Finanzinstitute immer wieder Ausblicke.
Der Verband der öffentlichen Banken, kurz VÖB, ist ein alteingesessener Club von Instituten, der nicht im Verdacht steht, windige Aussagen zu aktuellen Themen des Kapitalmarktes zu treffen. Zu ihm gehören etwa Landesbanken wie die BayernLB oder die Helaba, aber auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Deshalb gibt es in Presseerklärungen des Verbandes auch so sperrige Sätze wie "die Aufwärtsdynamik an den Aktienmärkten flacht ab" zu lesen. So etwas soll die Seriosität der Ausblickenden untermauern, heißt aber nichts anderes, als dass man wohl bald Kursrückgänge bei Aktien erwartet. Volker Sack, von der Nord/LB, drückt es so aus: "Es wird einen Rücksetzer geben - die Frage ist nur wann."
Situation an den Börsen weiterhin gut
Und damit sind wir wieder bei der Zukunft und den diesbezüglich schwierigen Vorhersagen. Denn die Finanzmarktprofis des VÖB sind sich eigentlich einig darüber, dass das sogenannte Umfeld für Aktien weiterhin gut ist. Dafür gibt es im Wesentlichen drei Gründe:
- die wiedererstarkte Konjunktur,
- die dadurch gestiegenen Unternehmensgewinne,
- die Fiskal- und Geldpolitik, die alles tut, um die Wirtschaft zu unterstützen.
Niedrige Zinsen, schier unglaubliche Anleihekäufe und Konjunkturprogramme, die man einfach nur historisch nennen kann, waren der Stoff, aus dem Börsenträume sind. Der Stoff, der sie seit dem Corona-Crash angetrieben hat. Allein der Dax hat in kürzester Zeit einen Anstieg von 50 Prozent erlebt. Das ist beispielhaft und nicht mit anderen Krisen vergleichbar.
Hohe Bewertungen und Steuererhöhungen
Dass es dennoch einen Rückschlag geben wird, ergibt sich für den VÖB aus der bereits sehr hohen Bewertung von Aktien. "Die Erwartungen sind sehr hoch und müssen immer wieder durch sehr gute Unternehmensgewinne untermauert werden", sagt Markus Reinwand von der Helaba. Bedeutet: Die überraschend hohen Gewinne der Firmen, die den Anlegern in den vergangenen Monaten so viel Freude bereitet haben, wird es in der Form wohl vorerst nicht mehr geben. Ein Steigerungspotenzial dort halten die Experten des VÖB für begrenzt.
Zudem glauben sie, dass die Notenbanken wohl irgendwann in der zweiten Jahreshälfte aus dem Notfallmodus schalten werden. Auch würden die negativen Aspekte der Konjunkturprogramme dann stärker beachtet. Nämlich deren Finanzierung. "Generell wird das Thema Steuern belasten", sagt Reinwand. "Die Neigung wächst langsam, die Belastung umzufinanzieren." Heißt: Der Staat holt sich das Geld bei seinen Bürgern. Steuererhöhungen - Gift für Aktienmärkte.
Zu all diesen Faktoren gesellen sich noch ein paar Anzeichen, die ganz typisch sind für eine Kurs-Korrektur: Eine gewisse Sorglosigkeit und erhöhte Spekulationsneigung bei den Anlegern - etwa beim Thema Bitcoin zu beobachten.
Steil bergab geht es wohl nicht
Das Positive daran: Ganz so schlimm wird's wohl nicht kommen. Die Prognose wird zwar von mehreren Instituten verfasst und deshalb ist die Bewertung nicht ganz deckungsgleich. Aber allen ist gemeinsam, dass sie nicht mit einem Crash rechnen. Die prophezeiten Rückgänge werden moderat ausfallen. Je nach Institut werden mal weniger als zehn Prozent, mal etwas mehr erwartet.
Denn trotz aller Risiken halten sie die Aktie immer noch für die derzeit attraktivste Anlageform oder kurz gesagt: Es mangelt an Alternativen. Aber nochmal: Es kann alles so kommen, muss aber nicht - denn da ist ja noch die schwierige Sache mit den Prognosen und der Zukunft.
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