Beim Versicherungskonzern Allianz droht juristischer Streit, doch gleichzeitig sprudeln die Gewinne. Der Konzern peilt im laufenden Jahr einen Rekordgewinn an.
Von einer "schrecklichen Woche für uns" sprach Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte. Gemeint war natürlich das Ungemach, dass dem Versicherer in den USA droht. Dort hatte ein von der Allianz Tochter AGI aufgelegter Hedgefonds, institutionellen Investoren zu Beginn der Corona-Krise große Verluste eingebracht.
Jetzt untersuchen sogar die Börsenaufsicht SEC und das US-Justizministerium die Angelegenheit. Was klingt wie ein schlechter Witz, nämlich, dass Profianleger nicht wissen, dass man mit Hedgefonds auch Verluste machen kann, ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten juristische Normalität. Ausgang ungewiss. Die Allianz bildet lieber - noch unbezifferte - Rückstellungen, denn es droht ein Schaden von bis zu 6 Milliarden Dollar.
Hervorragende Quartalszahlen
Da erfreut man sich doch lieber an den aktuellen Zahlen. Im zweiten Quartal machten die Münchener einen operativen Gewinn von 3,3 Milliarden Euro. Knapp 30 Prozent mehr als im Vorjahr.
Summiert sich im Halbjahr zur erklecklichen Summe von 6,7 Milliarden Euro. Die Folgen der Unwetterkatastrophen in Europa steckt Europas größter Versicherungskonzern dagegen offenbar locker weg und peilt im laufenden Jahr einen Rekordgewinn an: Das operative Ergebnis werde voraussichtlich zwischen 12 und 13 Milliarden Euro liegen und damit in der oberen Hälfte der bisherigen Zielspanne, erklärte das Unternehmen.
Deshalb macht die Allianz ihren Aktionären sozusagen auch ein Geschenk. Sie nimmt ihr Aktienrückkaufprogramm wieder auf. Für 750 Millionen Euro wird sie eigene Aktien zurückkaufen, nimmt sie damit quasi vom Markt. Bedeutet: der Gewinn wird unter weniger Aktionären aufgeteilt.
Flutkatastrophe spielt kaum eine Rolle
Auch Tief "Bernd" scheint die Allianz nicht sonderlich zu belasten. Zwar wurden dem Versicherer rund 30.000 Sach- und 5.000 Kfz-Schäden aus den Flutgebieten gemeldet, aber auch hier hat die Allianz vorgesorgt. Versicherer versichern sich nämlich häufig selbst und so wird ein Teil der rund 400 Millionen Euro Schadenssumme direkt an sogenannte Rückversicherer weitergleitet.
Zudem wird auch die Nachfrage nach Elementarversicherungen steigen, sodass die Allianz möglicherweise von den Folgen der Flut eher noch profitieren wird. Fazit: Wenn so "schreckliche Wochen" bei der Allianz aussehen, fragt man sich was passieren muss, wenn von einer richtig guten Woche die Rede ist.