Mit Streiks an sieben Standorten will Verdi weiter Druck auf den US-Versandriesen Amazon ausüben. Auch bei Sozialdiensten sind die Beschäftigten zu Streiks aufgerufen.
In den beiden Amazon-Verteilzentren in Bad Hersfeld sowie in Koblenz, Leipzig, Rheinberg, Graben und Werne sind am Montag die angekündigten mehrtägigen Streiks gestartet, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte. Auch am Dienstag sollte dort für besseren Datenschutz und höhere Bezahlung gestreikt werden, wie ein Verdi-Sprecher erklärte. Danach würden die Aktionen an den Standorten noch unterschiedlich lange weiterlaufen.
Verdi rechnet nach eigenen Angaben mit rund 2.500 Teilnehmern und Störungen in den Betriebsabläufen. Amazon erwartet hingegen nach eigenen Angaben keine Auswirkungen auf die Kunden. Der Händler betreibt bundesweit 17 Verteilzentren und kann zudem Warenströme in das benachbarte Ausland verlagern.
Arbeitskampf seit fast zehn Jahren
Bereits seit 2013 führt Verdi einen Arbeitskampf mit dem US-Unternehmen. Die Gewerkschaft fordert, dass die Amazon-Beschäftigten einen Tarifvertrag erhalten und nach dem Tarif für den Einzel- und Versandhandel bezahlt werden.
Amazon verweist in der Auseinandersetzung mit Verdi stets darauf, auch ohne Tarifvertrag ein guter Arbeitgeber zu sein. Die Beschäftigten werden bei dem US-Unternehmen als Logistiker bezahlt. Man glaube an eine Kombination aus fairem Lohn und attraktiven Zusatzleistungen, erklärte ein Sprecher.
Die Beschäftigten verlangen laut Verdi außerdem Auskunft über die vom Konzern über sie gespeicherten Daten.
Die Beschäftigten hätten ein Recht darauf zu wissen, ob Amazon Video- und Audioaufnahmen oder andere personenbezogene Daten sammele und damit die EU-Datenschutzgesetze verletze, sagte die Generalsekretärin der Internationalen Dienstleistungsgewerkschaft UNI Global Union, Christy Hoffman.
Ein Unternehmenssprecher wies die Vorwürfe als falsch zurück. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten schon vor Einführung der Datenschutz-Grundverordnung entsprechende Auskünfte einholen können. Amazon habe auch all diese Anfragen beantwortet.
Auch Streiks im Sozialbereich
Auch die Beschäftigte von Sozial- und Erziehungsdiensten hat Verdi ab Montag erneut zu bundesweiten Streiks aufgerufen. An mehreren Tagen sollen Beschäftigte ihre Arbeit niederlegen. Hintergrund sind Tarifverhandlungen für die rund 330.000 Beschäftigten in den Bereichen, die im März in zweiter Runde ohne Ergebnis blieben. Vor der dritten Runde am 16. und 17. Mai in Potsdam soll laut Verdi nun der Druck auf die kommunalen Arbeitgeber erhöht werden.
An drei Streiktagen soll jeweils ein anderer Bereich bestreikt werden. Am Montag beginnen die Beschäftigten der Sozialarbeit, am Mittwoch folgen Kitas sowie Ganztagsschulen, und am Donnerstag ist ein Streik der Beschäftigten der Behindertenhilfe geplant.
Warnstreiks bereits vor wenigen Wochen
Bereits Anfang März gab es am Weltfrauentag in Kitas und sozialen Diensten im Tarifkonflikt bundesweite Warnstreiks. In den Verhandlungen fordert die Gewerkschaft Verbesserungen der Arbeitsbedingungen, Maßnahmen gegen Fachkräftemangel und die finanzielle Anerkennung der Arbeit.
- Verdi kündigt Warnstreiks in Kitas an
In Kitas, Schulhorten und der Behindertenhilfe wollen die Beschäftigten wegen des steigenden Arbeitsdrucks kommende Woche streiken. Das hat die Gewerkschaft Verdi angekündigt.