Erst die Corona-Pandemie, nun der Ukraine-Krieg: Die daraus resultierenden Nachschubprobleme verschärfen die Situation für die Autobauer und treiben die Preise wohl weiter hoch.
BMW hat die Herstellung in zwei deutschen Fabriken angehalten. Mercedes drosselt das Arbeitstempo in zwei Montageanlagen. Volkswagen sucht nach alternativen Quellen für Autoteile, um Unterbrechungen bei der Produktion zu vermeiden.
Seit der Corona-Pandemie leidet die deutsche und internationale Autoindustrie unter einem großen Mangel an Computerchips und anderen notwendigen Teilen. Der Krieg in der Ukraine verdüstert die Situation weiter, auch für die Verbraucher. Die hohe Nachfrage, die Knappheit an Materialien und neue Produktionsunterbrechungen durch den Krieg dürften die Preise für Fahrzeuge weiter in die Höhe schnellen lassen.
Kabel für Autobau aus Ukraine fehlen
Der Ukraine-Krieg verschärft die Nachschubprobleme für die Autobauer. Nach Schätzungen kamen bis 15 Prozent der unverzichtbaren Kabelbäume bei der Autoproduktion in der EU aus der Ukraine. Jetzt mangelt es an diesen Teilen, der Autobau in Deutschland, Polen, Tschechien und anderswo wird verlangsamt.
Die Schäden für die Autoindustrie durch die russische Invasion haben sich zuerst in Europa gezeigt. Aber auch die US-Produktion wird wahrscheinlich früher oder später in Mitleidenschaft gezogen werden, sollten russische Exporte von Metallen gekappt werden.
Ein Faktor, der zu dem düsterem Ausblick beiträgt, ist die Schließung von Autofabriken in Russland. Zuletzt hat auch Renault - einer der letzten Autobauer, die noch weiter in Russland produziert haben - einen vorläufigen Stopp angekündigt.
- VW-Konzern stoppt Russland-Geschäft
Der Ukraine-Krieg trifft die deutschen Autobauer: Nun stellt auch Volkswagen die Fertigung in den russischen Werken ein. Auch der Export nach Russland wird gestoppt.
Auch die Umwandlung der Ukraine in eine Kriegszone hat sich direkt ausgewirkt. Zwar haben Kabelbaum-Hersteller wie Aptiv trotz des Krieges ihre Fabriken in der Westukraine sporadisch öffnen können. Aber die Ukraine "ist nicht für jegliche Art normaler kommerzieller Aktivität geöffnet", sagte Aptivs Finanzchef Joseph Massaro ein.
Autobauer suchen Autoteile
Aptiv versucht, die Produktion auf Polen, Rumänien, Serbien und Marokko zu verlagern, der Prozess könnte Wochen dauern. BMW wirft sein Netz jetzt weiter aus, um sich anderswo Autoteile zu sichern. Mercedes und Volkswagen machen es genauso.
Aber andere Lieferanten zu finden könnte fast unmöglich sein. Die meisten Fabriken für Autoteile schöpfen ihre Produktionskapazitäten bereits fast voll aus.
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Neon, Platin und Palladium
Einige Experten erwarten, dass sich die Versorgung mit Materialien aus der Ukraine und Russland noch weiter verengt. Die Ukraine ist der weltweit größte Exporteur von Neon, das bei der Herstellung von Computerchips in Lasern verwendet wird. Die Vorräte der meisten Chip-Produzenten könnten ab Herbst ausgehen. Das würde den Chipmangel verschärfen und die Autoproduktionen weiter verzögern.
Russland ist ein Schlüssellieferant von Rohmaterialien wie Platin und Palladium, das in Katalysatoren verwendet wird. Russland produziert auch zehn Prozent des Nickels weltweit, ein wesentlicher Bestandteil von Elektroauto-Batterien.
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