Ackerland wird immer mehr zum Spekulationsobjekt von Investoren. Landwirte kämpfen mit den Preisen. Aber Zusammenschlüsse von Bauern geben Hoffnung.
Mehr Land, mehr Geld: Boden ist zum Spekulationsobjekt geworden. Für viele Landwirte ist das existenzbedrohend. Ganze Landstriche veröden, und Dörfer sterben aus.
Schon vor dem Krieg in der Ukraine litten eine Milliarde Menschen an Hunger. Nun droht sich die weltweite Nahrungsmittelkrise massiv zu verschärfen. Auch in Deutschland richtet sich die Aufmerksamkeit auf eine gerechtere Agrarstruktur, denn der Zugang zu Land für Bäuerinnen und Bauern ist Grundlage für widerstandsfähige Agrarsysteme.
In den letzten Jahren ist Ackerland zunehmend zum Spekulationsobjekt geworden. Mehr als die Hälfte der Ackerflächen gehören inzwischen Nichtlandwirten und Investoren. Für viele Bäuerinnen und Bauern ist das existenzbedrohend. Denn durch die kontinuierlich steigenden Pacht- und Bodenpreise sind sie nicht mehr in der Lage, durch die Erzeugung von Lebensmitteln die Kosten für Boden aufzubringen.
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Ackerpreise um mehr als 200 Prozent gestiegen
So sind die Kaufpreise zwischen 2005 und 2019 um mehr als 200 Prozent gestiegen. Ein Bauer, der heute Land kauft, könnte in seinem ganzen Leben nicht mehr so viel erwirtschaften, wieviel das Land gekostet hat.
Land wird immer mehr zum Spielball außerlandwirtschaftlicher Investoren. Der Markt bestimmt die Regeln, aus wachsendem Interesse ist ein harter Wettbewerb geworden. Wer da nicht mithalten kann, ist aus dem Spiel. Ganz Deutschland also in der Hand gewinnfixierter Investoren, Spekulanten und Großunternehmer?
Im Rhein-Main-Gebiet entstehen immer mehr Rechenzentren auf Ackerland. Der Widerstand von Bauern und Naturschützern wächst, denn der Ackerboden ist wertvoll.
Genossenschaft stellt Bauern Land zur Verfügung
Nicht ganz: Dass es auch anders gehen kann, zeigt der Laakenhof im Münsterland, dem das Aus drohte - der aber durch die Bioboden-Genossenschaft an einen neuen Hof und Land kam. Bioboden kauft Land auf, um es für immer dem Zugriff von Spekulanten zu entziehen und sie den Landwirt*innen langfristig zur Verfügung zu stellen.
"Wir vergeben Pachtverträge über 30 Jahre," erläutert Uwe Greff von Bioboden. "Üblich sind in Deutschland nur zwei bis fünf Jahre."
Greff erklärt: "Das verringert die Abhängigkeit von Liefer- und Produktionsketten und führt so zu höherer Sicherheit bei der Versorgung mit Lebensmitteln."
Langfristige Planung beim Land wichtig
Die Natur braucht in Deutschland rund 2.000 Jahre, um zehn Zentimeter fruchtbaren Boden zu schaffen. "Der Quadratmeter, auf dem ich jetzt stehe, ist einzigartig auf der Welt, den gibt es nur hier", sagt Michael Grolm von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL).
"Das ist kein Produktionsgut, wie die Industrie sich das denkt nach dem Motto: Um so größere Einheiten ich habe, um so effektiver bin ich, um so weiter sinkt der Preis", so Grolm.
Kriterienkatalog für Vielfalt und Klimaschutz
Die AbL hat einen gemeinwohlorientierten Kriterienkatalog für Verpächter entwickelt, um die Vielfalt an Betrieben zu erhalten und zu fördern. Das verspricht nicht nur positive Effekte für Artenvielfalt, Klimaschutz und Tierwohl, sondern ermöglicht auch die sicherere Versorgung von gesunden und vielfältigen Lebensmitteln.
Die Nachfrage danach steigt stetig, aber das Land, auf dem diese angebaut werden, lässt sich eben nicht beliebig vermehren.