Warum Sprit derzeit wieder so teuer ist

    "Vom Rohölpreis entkoppelt":Warum Sprit derzeit wieder so teuer ist

    von Mischa Ehrhardt
    18.10.2022 | 06:02
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    An den Tankstellen klettern die Preise wieder kräftig. Vor allem wer Diesel fährt, muss tiefer in die Tasche greifen. Warum das so ist - und was Experten zum Sparen raten.

    Die Preistafel einer Tankstelle, Diesel ist die teuerste Kraftstoffsorte.
    Preistafel einer Tankstelle in Hamburg.
    Quelle: dpa (Symbolbild)

    In den vergangenen zwei Wochen sind die Preise an den Tankstellen kräftig gestiegen. Im Ergebnis liegen sie nun auf dem Niveau von Anfang September. Da waren sie mit Ende des Tankrabatts nach oben gesprungen. "Der Benzinpreis ist derzeit sehr deutlich überhöht und hat sich erneut stark vom Rohölpreis entkoppelt", sagt ADAC-Sprecher Andreas Hölzel.

    Völlig überzogen ist derzeit jedoch der Dieselpreis.

    Andreas Hölzel, ADAC-Sprecher

    Nachfrage nach Heizöl hoch

    In der Tat hat sich der Dieselpreis stark verteuert. Das liegt auch an der aktuell hohen Nachfrage nach Heizöl. Weil Verbraucherinnen höhere Preise in Folge des Kriegsverlaufes in der Ukraine befürchten, haben sie früher als sonst üblich damit begonnen, ihre Vorräte für den Winter aufzufüllen.
    Allerdings erklärt das nach Ansicht des ADAC allenfalls einen Teil des Preisanstieges an den Zapfsäulen.

    Natürlich gilt es, Sondereffekte wie eine starke Heizölnachfrage und den hohen Öl-Bedarf in der Industrie als Gasersatz zu berücksichtigen.

    Andreas Hölzel, ADAC-Sprecher

    Trotzdem sei "insbesondere der Sprung beim Diesel nach der Entscheidung von OPEC+ nicht gerechtfertigt - er liegt deutlich über dem Preisanstieg bei Rohöl."

    Konjunktursorgen drücken Ölpreis tendenziell

    Das Ölkartell OPEC+ hatte in der ersten Oktoberwoche Förderkürzungen beschlossen, um so die Ölpreise zu stützen. Das hat auch gewirkt. Zuvor waren die Preise an den Ölmärkten nach einem starken Anstieg nach Kriegsbeginn wieder etwas nach unten gegangen. Grund war eine schwächelnde Nachfrage etwa aus China auf Grund einer wirtschaftlichen Bremsung.
    Zudem hatten auch andernorts Konjunktursorgen zugenommen und die Ölnachfrage ebenso gedämpft wie steigende Zinsen; nicht zu vergessen der durch die hohen Energiepreise ausgelöste Inflationsschock.
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    ADAC: "Hier wird gerade richtig viel Geld verdient"

    Andererseits nehmen geopolitische Spannungen zwischen den westlichen Staaten und insbesondere Russland tendenziell zu. Mit der beschlossenen Förderbremse der OPEC+ halten sich die Preise damit auf vergleichsweise hohem Niveau. Aber eben nicht auf einem Niveau, das die hohen Preise an den Tankstellen rechtfertigen würde.
    Ähnliches war bereits während der drei Monate Tankrabatt zu beobachten. "Die Preise waren durchgehend mehr oder weniger deutlich überhöht", so Hölzel.

    Der Grund liegt vor allem bei den Raffinerien, die in den meisten Fällen von Mineralölkonzernen betrieben werden.

    Andreas Hölzel, ADAC-Sprecher

    Nach Brancheninformationen seien in diesem Jahr die Margen der Raffinerien zehnmal höher als 2021. "Hier wird also gerade richtig viel Geld verdient", sagt ADAC-Sprecher Andreas Hölzel.

    Wie sich Kosten sparen lassen

    An den Tankstellen hierzulande wiederum gibt es immer regionale Unterschiede. So waren die Preise in Bayern in den vergangenen Monaten vergleichsweise hoch. Das lag auch am Niedrigwasser im Rhein, der die Transportkosten von Benzin und Diesel von den Raffinerien zu den Tankstellen im Süden verteuert hat. Mittlerweile hat sich das mit steigenden Rheinpegeln wieder normalisiert.
    Grundsätzlich gilt, dass Autofahrerinnen beim Tanken die Preise vergleichen sollten. "Über Apps, das Navigationsgerät oder das Internet lassen sich die günstigsten Tankstellen der Umgebung ermitteln", sagt Steffen Bock, Gründer und Geschäftsführer von Clever Tanken.
    Dabei gilt in der Regel, dass zu den Berufsverkehrszeiten morgens und abends die Preise vergleichsweise hoch sein können. Expertinnen beobachten mittlerweile allerdings mehrere Preisspitzen am Tag. Das liegt auch daran, dass Tankstellen auch über elektronische Analysetools verfügen und damit registrieren, was die Konkurrenz gerade tut.

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