Fleisch, Milch oder Gemüse - die Lebensmittelpreise steigen, mehr Menschen kaufen Bio im Discounter. Und das hat auch Folgen für die Umstellung zu mehr Bio-Landwirtschaft.
Kaufzurückhaltung bei teureren Lebensmitteln in der hohen Inflation bremst nach Branchenangaben einen schnelleren Wandel zu mehr Bio-Landwirtschaft. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte der Deutschen Presse-Agentur:
Nelson Müller deckt auf und geht den Bio-Versprechen auf den Grund: Wo kommt das günstige Bio-Gemüse her, wie gesund ist Bio wirklich - und ist die Bio-Tierhaltung artgerecht?
Trend zum Discounter
Reformhäuser und andere, die hochwertige Bioprodukte vermarkten, litten unter einem massiven Umsatzeinbruch.
Rukwied sagte, bei Bio gelte das gleiche wie bei sogenannten Tierwohlprodukten: "Die Aufwendungen sind einfach höher, und das muss sich im Preis widerspiegeln." So sei im Ökolandbau etwa der Anteil der mechanischen Bodenbearbeitung höher. "Da schlagen auch die hohen Treibstoffkosten für Fahrzeuge noch deutlicher zu Buche."
Inflation, Rezessionsangst und die hohen Energiekosten - die Menschen sparen, wo sie können, auch bei Lebensmitteln. Das zeigt sich insbesondere bei Bioprodukten.
Öko-Markt schrumpfte 2022 erstmals
Insofern brauche man aus heutiger Sicht auch weiterhin einen Preisabstand, weil die Erzeugung ökologischer Produkte in den Stückkosten deutlich teurer sei.
Das Geschäft mit Biolebensmitteln hatte im vergangenen Jahr einen ungewohnten Dämpfer erhalten. "Der deutsche Öko-Markt schrumpfte 2022 zum ersten Mal in seiner Geschichte", hieß es in einem Marktbericht des Bauernverbands zum Jahreswechsel.
Bis Ende Oktober sank der Öko-Umsatz um 4,1 Prozent. Dennoch wurden für 2002 voraussichtlich 15 Milliarden Umsatz erwartet und damit immer noch 2,7 Milliarden Euro mehr als 2019. Somit habe der Bio-Markt das hohe Umsatzwachstum aus der Anfangszeit der Corona-Pandemie zumindest halten können.
Landwirte, die nach hohen Bio-Standards produzieren, haben es derzeit schwer - die Verbraucher achten immer mehr auf den Preis.
Rukwied: Trend zur vegetarischen oder veganen Ernährung
Die Bundesregierung setzt auf eine weitere deutliche Ausdehnung der Bio-Landwirtschaft. Erklärtes Ziel ist ein Öko-Flächenanteil von 30 Prozent bis 2030. Nach jüngsten Daten stieg der Bio-Anteil an der gesamten Landwirtschaftsfläche 2021 auf 10,9 Prozent - Ende 2020 waren es noch 10,3 Prozent gewesen. Biologisch wirtschaften demnach inzwischen 14 Prozent aller Höfe nach 13,5 Prozent im Jahr 2020.
Bio und andere Trends wie mehr pflanzliche Ernährung und weniger Fleisch sind auch Thema bei der Branchenmesse Grüne Woche, die nach zwei Jahren Corona-Pause an diesem Freitag wieder in Berlin öffnet.
Corona, Krieg und Klimawandel: die Mehrkosten für Bauern explodieren. Unabhängigkeit durch mehr Bio? Solardächer und Biogasanlagen können helfen. Doch angesichts des Krieges und Getreidemangel hadern jetzt auch Bio-Bauern mit stillgelegter Ackerfläche.
Rukwied sagte:
Neue Gemüsesorten werden angebaut
Ein Beispiel seien Kichererbsen, die es vor einigen Jahren auf deutschen Feldern so noch nicht gegeben habe. "Jetzt werden sie in verschiedenen Regionen mit passendem Klima angebaut, auch wenn das Anbaurisiko hoch ist - in einem feuchten Sommer funktioniert es nicht wirklich", erläuterte der Bauernpräsident.