Der Fachkräftemangel in Deutschland ist groß, auch im IT-Bereich. Der Fachverband Bitkom setzt sich nun für eine strategische Anwerbung von Experten aus Russland und Belarus ein.
Der Digital-Branchenverband Bitkom hat sich dafür ausgesprochen, auswanderungswillige IT-Fachkräfte aus Russland und Belarus nach Deutschland zu holen. Dadurch könne auch der erhebliche Fachkräftemangel in der Bundesrepublik gelindert werden.
Qualifizierte Einwanderung sei ein wichtiger Baustein, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, teilte der Verband mit. Bitkom-Präsident Achim Berg sagte:
Zehntausende Fachkräfte verlassen Russland
In Deutschland gibt es nach Bitkom-Angaben derzeit 96.000 offene Stellen für IT-Experten. Die Arbeitsmarktsituation wird sich in den kommenden Jahren aus Expertensicht weiter verschärfen, weil Fachleute aus den geburtenstarken Jahrgängen in den Ruhestand gingen und nur jede zweite offen werdende Stelle wieder nachbesetzt werden könne.
Gleichzeitig verzeichnet insbesondere Russland einen regelrechten Exodus. Zehntausende Fachleute haben das Land nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine verlassen. Vor dem Hintergrund der Massenausreise bezifferte im Juni Russlands Vize-Innenminister Igor Subow den eigenen Bedarf an Experten auf etwa 170.000.
Bitkom für Sofortprogramm
Bitkom forderte nun die Bundesregierung auf, ein Sofortprogramm #greencard22 aufzulegen. Ähnlich wie bei der Green Card Anfang der 2000-er Jahre sollte eine Arbeitserlaubnis an IT-Fachkräfte aus Russland und Belarus innerhalb einer Woche erteilt werden, wenn diese über ein konkretes Jobangebot in Deutschland verfügen.
Der Verband forderte zudem ein beschleunigtes Visa-Verfahren zur Arbeitsplatzsuche. Außerdem sollten die Anforderungen an Deutschkenntnisse vor der Einreise gesenkt werden. Zugleich sollen Online-Beratungen zu Themen wie Wohnen und Kinderbetreuung angeboten und auch Visa für Ehepartner und Kinder erteilt werden.
Sicherheitsüberprüfung in jedem Fall notwendig
Der Bitkom-Plan sieht gleichzeitig Maßnahmen vor, um mögliche Sicherheitsrisiken im Bereich Geheim- und Sabotageschutz auszuschließen. Die einwanderungswilligen IT-Fachkräfte müssten in der aktuellen Situation in jedem Einzelfall einer behördlichen Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden.
Gleichzeitig soll überprüft werden, dass die Kandidaten den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands ablehnen und die wichtigsten Grundsätze und Werte der Demokratie in Deutschland teilen.
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