BMW-Chef Oliver Zipse zeigt sich skeptisch gegenüber einem möglichen Verbrennerverbot und offen für E-Fuels. Das größte Wachstumspotential sieht Zipse in der E-Mobilität.
Viele Unternehmen haben aus Corona ihre Schlüsse gezogen: So wurden vielerorts die Möglichkeiten für Homeoffice und mobiles Arbeiten ausgeweitet. Zum Leidwesen vieler Reporter aber, kommt häufig eine weitere Erkenntnis hinzu: Pressekonferenzen und Interviews kann man auch virtuell abhalten.
Und so entstand aus einer pandemiebedingten Notwendigkeit eine - für viele - neue Form der Öffentlichkeitsarbeit. Steriler, ohne die gewohnte Interaktion, ja Augenkontakt oder Atmosphäre. Bilanzzahlen werden heute oft in die Leere des Raums hinein präsentiert, Interviews mit kilometerweitem Abstand geführt.
Trotz Corona und Ukraine-Krieg zufrieden
So auch bei BMW. Was zunächst auffällt: 2022 war keines der "fetten Jahre", mit denen BMW in der Vergangenheit immer wieder Öffentlichkeit und Investoren überraschte. Corona und der Ukraine-Krieg sind für die deutsche Wirtschaft mit all ihren Auwirkungen sichtbar geworden. Auch der erfolgsverwöhnte Autobauer aus München konnte sich dem nicht entziehen. Oliver Zipse zeigte sich im ZDF-Interview zufrieden:
Um insgesamt rund fünf Prozent gingen die Auslieferungen im vergangenen Jahr zurück. Neben Europa (-7,5%) traf dies vor allem den wichtigen chinesischen Markt (-6,4%). Dies seien klar Nachwirkungen der Pandemie, so Zipse. "Gerade in Asien hatten wir noch große Shutdowns."
Während Autohersteller den Weg der E-Mobilität schon längst beschritten haben, sind es vor allem die Zulieferer, die sich noch auf das Ende des Verbrennermotors einstellen müssen.
Vergleich BMW und Tesla
Wer sich bei BMW nach Wachstumsfeldern umsieht, der landet schnell bei der E-Mobilität. Den Verkauf rein elektrischer Modelle konnte das Unternhemen im vergangenen Jahr mehr als verdoppeln (+107,7%). Dass die ständigen Vergleiche mit dem US-Hersteller Tesla am Ego der Münchner kratzen, liest man gelegentlich zwischen den Zeilen in der heutigen Pressemitteilung:
Das bedeutet eigentlich "neuer Wettbewerber". Was BMW aber meint, ist: Grünschnabel. Ausrufezeichen. Der Vergleich schmerzt mitunter. Da reicht ein Blick auf die für Investoren so wichtige Ergebnis-Marge. Sie sagt aus, wie rentabel ein Unternehmen arbeitet und liegt bei BMW zwischen acht und zehn Prozent. Bei Tesla: über 20.
Während Autohersteller den Weg der E-Mobilität schon längst beschritten haben, sind es vor allem die Zulieferer, die sich noch auf das Ende des Verbrennermotors einstellen müssen.
Zipse: "Keine Region auf der Welt verfolgt einen ähnlichen Plan"
Was zunächst verwundert: Obwohl E-Modelle den Münchnern das meiste Wachstum bescheren, hält BMW unerschütterlich am Verbrennungsmotor fest. Auf ein mögliches EU-weites Verbrennerverbot angesprochen, stellt Oliver Zipse klar: "Keine Region auf der Welt verfolgt einen ähnlichen Plan." Und er verweist auf die BMW-Bilanz beim CO-2-Ausstoß. "Wir liegen 18 Prozent unter den EU-Vorgaben und dabei bieten wir alle Antriebsarten an", so Zipse.
Aus diesem Grund bescheinigt der BMW-Chef auch den umstrittenen E-Fuels noch eine (große) Zukunft. Zipse verweist dabei auf jene Autos, die bereits europaweit auf den Straßen unterwegs sind. "Wir haben es hier mit 260 Millionen Fahrzeugen zu tun", rechnet Oliver Zipse vor. "Die einzige Möglichkeit, dass diese Autos einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können, sind E-Fuels."
- Wie E-Fuels funktionieren
E-Verbrenner auch nach 2035 möglich: Wie E-Fuels hergestellt werden, wie effizient sie sind und bei welchen Fahrzeugen sie Vorteile bieten. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
E-Fuels als "Beitrag zum Klimaschutz"
Für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich der BMW-Chef vorsichtig optimistisch. Dabei setzt der Konzern nicht nur auf sein Angebot an rein elektrischen Modellen. Vor allem im Oberklassebereich, also beim BMW 7er oder der Marke Rolls Royce erwartet BMW ein Wachstum im "mittleren zweistelligen Prozentbereich." Weltweit sollen die Auslieferungszahlen insgesamt wieder nach oben gehen.
Ganz leicht wird das allerdings nicht. So stellt sich der Autohersteller auf eine weiter angespannte Versorgungslage ein. Zwar habe sich die Verfügbarkeit von Halbleitern leicht verbessert, wie BMW-Finanzchef Nicolas Peter feststellt, es sei aber weiterhin mit Störungen und höheren Kosten innerhalb der Lieferketten zu rechnen.
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