Das Aktienjahr 2021 war von einer starken, wirtschaftlichen Erholung geprägt. Auch für 2022 überwiegt die Zuversicht, dass die Kursgewinne andauern.
Die Corona-Pandemie wird wohl nicht so schnell verschwinden, wie sie gekommen ist. Gerade befindet sich Deutschland in der vierten Welle. Eine fünfte kündigt sich für das kommende Jahr bereits an. Wirtschaft und Börsen scheinen sich mit Corona arrangiert zu haben.
Als bestimmende Themen für das kommende Jahr haben Finanzexpertinnen und -experten die Inflation und steigende Zinsen ausgemacht. Die Europäische Zentralbank wird vorerst nicht an den Zinsen drehen. Die US-Notenbank (Fed) hat dagegen für 2021 drei Zinsschritte angekündigt.
Lockerer Umgang mit höheren Zinsen
Normalerweise gelten höhere Zinsen als Gift für die Aktienmärkte, da dadurch relativ risikolose Zinsanlagen gegenüber Aktien an Attraktivität verlieren. Dieses Mal scheinen höhere Zinsen aber kein Hinderungsgrund für steigende Kurse zu sein.
Das liegt nach Ansicht der Analystinnen und Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) an der Ertragskraft der Unternehmen.
Impffortschritt als Wachstumsmotor
Die zuletzt stark gestiegenen Preise sind eine Folge von Corona-Pandemie und Impffortschritt. An den Finanzmärkten misst man die Erfolgsaussichten der Märkte am wirtschaftlichen Aufschwung. Bei der Fondsgesellschaft Union Investment geht man von einem anhaltend starken Konjunkturaufschwung aus.
Danach folge typischerweise eine Wachstumsberuhigung, sagt Jens Wilhelm, Vorstand von Union Investment. Aber das bedeutet eben auch, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. In den Banken, Sparkassen und Fondsgesellschaften rechnet man mehrheitlich allenfalls mit leichten Kursgewinnen im kommenden Jahr.
Mehrheitlich sehen die Prognosen den Deutschen Aktienindex (Dax) zum Jahresende zwischen 16.500 und 17.000 Punkten.
Droht dem Dax der "Horrortrip"?
Aber wer hatte schon vor zwei Jahren Corona auf dem Schirm? Krisen kommen stets unerwartet, so könnte der Aufschwung auch zum Erliegen kommen - in China könnte eine Immobilienblase platzen, geopolitische Spannungen könnten die Energiepreise weiter nach oben treiben und Handelsbeziehungen belasten.
Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) nennt dieses Szenario einen "Horrortrip". In diesem Fall würde der Dax abstürzen.
Allerdings sieht die Helaba für diesem "Horrortrip" nur eine Eintrittswahrscheinlichkeit von zehn Prozent. Als deutlich wahrscheinlicher gilt hier ein Aufschwung "all inclusive". Die Helaba hat für Deutschland den Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit als Top-Thema ausgemacht. Der Blickwinkel ist hier eindeutig politisch.
"Die Dekarbonisierung der Wirtschaft ist ein äußerst schwieriges Unterfangen", sagt Patrick Franke, Aktienstratege der Helaba. Die Börsen dürften also auch die neue Bundesregierung besonders beobachten.