Finanzmarkt: Was Anleger zum Jahreswechsel beachten sollten

    Altersvorsorge und Vermögensaufbau:Jahreswechsel: Was Anleger beachten sollten

    von Gregor Lischka
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    2024 war ein Rekord-Börsenjahr. Aber nicht alle Anleger profitieren von den hohen Renditen gleichermaßen - und es gibt zum Jahreswechsel ein paar Dinge zu beachten.

    Hessen, Frankfurt/Main: Die Skulpturen von Bulle und Bär stehen am frühen Morgen vor der Frankfurter Börse.
    Bulle und Bär sind das Markenzeichen der Frankfurter Börse.
    Quelle: dpa

    Fragt man einen Börsenprofi, wie seine Bilanz für 2024 ausfällt, dann erhält man eine eindeutige Antwort: "2024 war ein sehr gutes Kapitalmarktjahr", meint Chris-Oliver Schickentanz, Kapitalmarktexperte bei dem Vermögensverwalter Capitell AG.
    Und damit untertreibt er wahrscheinlich sogar ein bisschen. Die Aktienmärkte haben in den vergangenen zwölf Monaten nämlich einen regelrechten Boom erlebt. Wer sein Geld breit gestreut in den weltweiten Aktienmärkten investiert hat, konnte in diesem Jahr von Renditen über 20 Prozent profitieren.

    Positive Kapitalmarktentwicklung kommt nicht bei allen an

    Doch so ging es nicht allen. "Das Problem ist, dass diese Wertentwicklung in den Versicherungsverträgen vieler Verbraucherinnen und Verbraucher überhaupt nicht ankommt", moniert Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Viel zu oft investierten Anleger noch in Finanzprodukte und Verträge, die mit hohen Kosten und Gebühren einhergehen. "Die hohen Kosten fressen die Renditen auf".
    Börsenkurs
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    Auch Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des Geld-Ratgebers Finanztip, sieht diese Problematik:

    Wenn die Kapitalmarktentwicklung super ist, muss das auch bei den Leuten ankommen.

    Hermann-Josef Tenhagen, Finanztip-Chefredakteur

    Nauhauser und Tenhagen raten daher beide dazu, den Jahreswechsel zum Anlass zu nehmen, die eigenen Verträge zu überprüfen und das eigene Portfolio, wenn gewünscht, neu auszubalancieren. Insbesondere die vergleichsweise kostengünstigen ETF-Sparpläne könnten eine sinnvolle und einfache Möglichkeit sein, an der Kapitalmarkt-Entwicklung teilzuhaben.

    To-Dos: Freibeträge und Vorabpauschalen beachten

    Auch sonst lohnt es sich zum Jahreswechsel unter Umständen, ein paar Dinge zu beachten. Die Stichworte lauten: Steuerpauschbetrag und Vorabpauschale. Der Steuerpauschbetrag sorgt dafür, dass Kapitaleinkünfte bis zu 1.000 Euro - bei gemeinsam veranlagten Ehepaaren bis zu 2.000 Euro - steuerfrei bleiben. Macht man den Freibetrag vorab direkt per Antrag bei seiner Bank geltend, braucht man ihn nicht nachher aufwendig über die Einkommenssteuererklärung zurückzuholen - das spart Zeit und Nerven.
    Florian Neuhann
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    Ebenfalls gilt bei Anlagen in Fonds und ETFs zu beachten: Hat man im Jahresverlauf Gewinn gemacht, muss man zum Jahresbeginn darauf eine Vorabpauschale zahlen. Die konkrete Verrechnung übernimmt zwar der jeweilige Depotanbieter - allerdings müssen Anleger dafür sorgen, dass im Januar genügend Guthaben auf ihrem Verrechnungskonto liegt, um die Steuer zu bezahlen. Achtung: Hat man für sein Depot den Steuerpauschbetrag geltend gemacht, kann man sich diesen Schritt sparen.

    Kursschwankungen um den Jahreswechsel wahrscheinlich

    Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg rät allerdings dazu, sich von solchen Details nicht verrückt machen zu lassen.

    Wichtig ist, dass man eine langfristige Anlagestrategie verfolgt, bei der man Wertpapiere und Aktien-ETFs kauft und dann für viele Jahre hält und liegen lässt.

    Niels Nauhauser, Verbraucherzentrale Baden-Württemberg

    Nicht wundern sollten sich Börsenneulinge daher auch, wenn es jetzt gegen Ende des Jahres noch einmal zu überdurchschnittlichen Kursschwankungen kommt. Ein Phänomen, das um diese Jahreszeit nämlich regelmäßig beobachtet wird, ist das sogenannte "Window Dressing" - also Schaufensterdekoration.
    Das bedeutet im Börsenkontext: Fondsmanager hübschen ihre Portfolios nochmal gezielt auf, um zum Jahresabschluss besser dazustehen. Durch den Verkauf von schlecht performenden oder riskanten Titeln und den gezielten Kauf von "Gewinner-Aktien" versuchen sie, gegenüber Investoren einen erfolgreichen Eindruck zu hinterlassen.
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    Durchwachsener Ausblick für 2025

    Mit dem neuen Jahr stellt sich für viele Verbraucher auch die Frage, ob sie spätestens jetzt, nach dem Rekord-Börsenjahr 2024, auch in die Aktienmärkte einsteigen sollten. Börsenprofi Chris-Oliver Schickentanz schätzt jedenfalls, dass 2025 ein solider Aktienjahrgang wird.

    2025 wird wahrscheinlich nicht so herausragend sein wie das Jahr 2024, aber unter dem Strich wohl ganz ordentlich.

    Chris-Oliver Schickentanz, Capitell AG

    Der Hauptgrund für diese eher gedämpfte Aussicht liegt in der politischen Gemengelage. Derzeit ist unklar, wie sich die Wirtschaftspolitik des zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump auf die weltweiten Kurse auswirken wird.
    Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des Geld-Ratgebers Finanztip glaubt daher, dass man gerade als Privatanleger das Jahr 2024 mit seinen Rekord-Renditen als Ausnahmejahr verstehen sollte. "Man sollte sich bewusst sein, dass es 2025 nicht unbedingt genauso rund laufen muss".

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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