In der Corona-Krise sorgt die EZB weiter für billiges Geld. Aktien werden zum Inflationsschutz. Die Börsen jagen von Rekord zu Rekord.
Nachdem die Europäische Zentralbank heute über ihren weiteren geldpolitischen Kurs beraten hat, wird sie ins sechste Jahr Nullzinspolitik gehen. Soviel ist klar. So etwas hat es noch nie gegeben und ist ebenso historisch wie die Höchststände an den Börsen.
Seit drei Tagen marschieren das wichtigste Aktienbarometer, der Dow Jones Industrial und der deutsche Leitindex Dax im Gleichschritt von einem zum nächsten Rekord.
Angst vor Inflation treibt weltweit die Börsen
Was treibt die Börsen - neben den niedrigen Zinsen - zu derartigen Kurskapriolen? Es sind die Inflationssorgen, die Anleger in Sachvermögen treiben, zu dem neben Immobilien eben auch Aktien zählen.
Und dass die Preise beispielsweise für wichtige Rohstoffe deutlich steigen, hat mit dem Anspringen der Konjunktur in großen Volkswirtschaften zu tun. An China denkt man da zuerst, doch das Mega-Konjunkturpaket der Vereinigten Staaten in Höhe von 1,9 Billionen Dollar wird die Preisspirale weiter "anheizen".
Notenbanken erhöhen in der Corona-Krise Leitzinsen nicht
In normalen Zeiten würden bei den Notenbanken dieser Welt längst die Alarmglocken schrillen. Höchste Zeit die Leitzinsen anzuheben! Doch genau das werden die Währungshüter derzeit nicht machen, weil dies Staaten und Unternehmen in der Corona-Krise hart treffen würde.
Sie haben hohe Schulden angehäuft und mit steigenden Zinsen würden sich ihre Finanzierungskosten empfindlich verteuern. Dass die führenden Zentralbanken in dieser Situation die Füße stillhalten, daraus hat Isabel Schnabel, EZB-Direktorin, bereits nach der letzten Ratssitzung keinen Hehl gemacht. Dem Deutschlandfunk sagte sie: Ein Zinsanstieg hätte verheerende Auswirkungen. "Insofern sollte sich dies Niemand wünschen."
Nullzinsen treiben auch Deutsche in Aktien
Es ist also diese Gemengelage aus Sorgen vor einer anhaltenden Geldentwertung und der gleichzeitigen Erkenntnis, dass es auf den Sparkonten nichts mehr gibt, die die Anleger an die Börse treibt.
Jahrelang wurden die Deutschen nicht warm mit Aktien. Nun hat sich das geändert. Mehr als zwölf Millionen Bundesbürger haben inzwischen Aktien im Depot.
Aktien, Fonds und ETCs - nur etwas für Profis? Nicht mehr: Online-Broker bieten Smartphone-Apps an, über die auch Laien mit Wertpapieren handeln können - kinderleicht. Das Problem: Wer sich verzockt, ist auch hier schnell viel Geld los.
In den USA sind es noch viel mehr. Und wenn jetzt viele Amerikaner im Zuge des großen Konjunkturpaketes einen Scheck über 1.400 Dollar in die Hand bekommen, dürfte ein Teil davon ebenfalls wieder an die Börsen fließen. Denn für viele US-Bürger sind Aktien ein wichtiger Bestandteil der Altersvorsorge.
Frank Bethmann arbeitet in der ZDF Börsenredaktion.