China ist seit 2016 Deutschlands Handelspartner Nummer eins - Importe und Exporte von insgesamt 245 Milliarden Euro. Bei welchen Gütern sind die beiden Länder voneinander abhängig?
Lockdowns, stockende Lieferketten, weniger Frachtverkehr über Chinas Häfen: Die Corona-Politik Chinas trifft den deutschen Handel enorm. China ist Deutschlands Handelspartner Nummer eins. Von welchen Produkten sind beide Länder besonders abhängig?
Grundsätzlich liefert Deutschland hochwertige Produkte wie Autos oder Maschinen, während China eher einfache Produkte wie Kleidung und Konsumgüter bereitstellt. Außerdem wichtig sind Teile für die Weiterverarbeitung in Deutschland.
China braucht Deutschland und Europa als Absatzmarkt - auch, um seinen steigenden Wohlstand sicherzustellen. In Deutschland funktionieren viele Herstellungsprozesse in der Elektronik- und Chemieindustrie nicht ohne Zwischenprodukte aus China. Kritisch für Deutschland und Europa sind Quasi-Monopole Chinas etwa bei seltenen Erden. Diese Metalle sind in vielen Bereichen der Elektronik unverzichtbar, etwa bei Akkus, Solarmodulen oder Elektroautos.
Im Detail: Hightech gegen Handrührgeräte
Die deutsche Automobilindustrie prägt den Handel mit China. Beim zweitgrößten Posten, elektrische Maschinen, Apparate und Geräte, beliefern sich die Länder gegenseitig. Weiterhin kommt aus Deutschland vor allem Hochwertiges, etwa Mess- und Prüfinstrumente, Luft- und Raumfahrzeuge oder Arzneimittel.
Neben Elektrogeräten aller Art liefert China Computer, Mobiltelefone sowie Multimedia-Geräte nach Deutschland. Ebenfalls stark vertreten sind Medizinprodukte wie Masken oder Konsumgüter wie Spielzeug und Sportgeräte.
Wie sich Exporte und Importe entwickelt haben
Vor etwas mehr als 20 Jahren machte das Geschäft mit China weniger als ein Prozent des deutschen Handelsvolumens aus. Inzwischen kommen mehr als ein Zehntel aller deutschen Importe aus China. Auch Deutschlands Exporte gingen deutlich nach oben, sie liegen bei über sieben Prozent der gesamten Ausfuhr.
Neben China hat Deutschland weitere wichtige Handelspartner. Abgesehen von den USA vor allem europäische Nachbarländer. Die zehn wichtigsten Partner nach China trugen 2021 zu mehr als der Hälfte der deutschen Außenhandelsumsätze bei.
Problematische Direktinvestitionen
Außer in Importen und Exporten lassen sich wirtschaftliche Verflechtungen auch an Direktinvestitionen ins andere Land messen. Dies ist bei China fast nicht der Rede wert, denn im Jahr 2019 standen der Bundesbank zufolge deutsche Investitionen von 89 Milliarden Euro chinesischen von 4 Milliarden gegenüber. Deutsche Unternehmen zeigen sich auch hier recht autofixiert: Sie steckten fast 30 Prozent ihres Kapitals in die Herstellung von Autos und Autoteilen, dazu noch einmal 15 Prozent in Kraftfahrzeughandel und -reparatur.
Problematisch an den deutschen Direktinvestitionen ist, dass sie China dabei helfen, Know-how in Hochtechnologiebereichen aufzubauen. Dort hat das Land Nachholbedarf und strebt langfristig eine Unabhängigkeit an, wie etwa das Institut für Weltwirtschaft Kiel 2021 hervorhob. Mit zu vielen Investitionen in High-Tech-Projekte könnten deutsche Unternehmen sich also überflüssig machen.
Viel Handel, wenig Wandel
Anders als bei Russland ist Deutschlands Beziehung zu China eine stark wechselseitige. Es geht nicht um weitgehend unverarbeitete Rohstoffe wie Öl oder Gas, sondern um Produkte und Zwischenprodukte in komplexen Lieferketten.
Hinzu kommt, dass deutsche Unternehmen in China durch ihre Investitionen möglicherweise schon jetzt zu stark eingebunden sind, um sich schnell zurückziehen zu können, warnt der Außenhandelsforscher Rolf Langhammer vom Institut für Weltwirtschaft in einer Studie. Allerdings sei China noch zu abhängig von deutscher Technologie, da die Entwicklung eigener Produkte lange Zeit benötige und sehr aufwändig sei.
- Wie abhängig dürfen wir von China sein?
Zwei wichtige Fragen wurden in der Generaldebatte gestreift: die eine betrifft Deutschlands Abhängigkeit von China, die andere das Lernen aus der Krise. Die Antworten: ernüchternd.