Chinas schleichender Einfluss auf die deutsche Wirtschaft

    Ein schleichender Prozess:Chinas Einfluss auf die deutsche Wirtschaft

    von Brigitte Scholtes
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    Auch wenn das Interesse chinesischer Investoren nachgelassen hat, sie nehmen trotzdem noch Einfluss auf die deutsche Wirtschaft. Das Ziel: der Zugang zu Know-how.

    Arbeiter baut Getriebe zusammen
    Im Bereich Maschinenbau gehören in Deutschland 68 Unternehmen vollständig oder mehrheitlich chinesischen Eigentümern.
    Quelle: dpa

    Chinesische Investoren haben in den vergangenen Jahren zwar in Deutschland investiert, das Interesse hat aber generell nachgelassen. Der wesentliche Grund dürfte sein, dass die politischen Vorbehalte in Deutschland und Europa zugenommen haben.
    Nach der absoluten Anzahl der deutschen Unternehmen liegen chinesische Eigentümer mit 274 deutschen Unternehmen auf dem zehnten Rang der internationalen Investoren. Das zeigt die Datenbank des Informationsnetzwerks "Die deutsche Wirtschaft" (DDW).

    Chinesische Anleger investieren in diverse Branchen

    Maschinenbau, Konsumgüter, Automobilindustrie und Elektrotechnik, aber auch der Gesundheitssektor, das sind die bedeutendsten deutschen Branchen, an denen China Interesse zeigt. 68 Unternehmen im Maschinenbau gehören ihnen vollständig oder mehrheitlich, 43 Konsumgüterhersteller, 38 Firmen in der Autobranche, und 33 in der Elektrotechnik. Hinzu kommen noch Branchen wie Gastro-Touristik, Berater-IT, Transport, Chemie und Stahl. Unter diesen Firmen sind auch Weltmarktführer, etwa der Augsburger Maschinenbauer Kuka.
    Weitere Beispiele: Der Arzneimittelproduzent Biotest gehört den Chinesen fast vollständig, der Bekleidungshersteller Tom Tailor komplett. Chinesische Investoren sind mit zehn Prozent an der Mercedes Group beteiligt, mit 18 Prozent am Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck und mit mehr als 86 Prozent am Automobilzulieferer Grammer.  
    Cargo ship 'Cosco Shipping Gemini' of Chinese shipping company Cosco is loaded at the container terminal 'Tollerort' in the port
    In ganz Europa halten chinesische Unternehmen Anteile an der Infrastruktur – so auch Cosco, das den Hafen von Piräus betreibt. Die Angst vor Europas Abhängigkeit von China wächst.26.10.2022 | 2:50 min

    China übernimmt deutsche Unternehmen schleichend

    An Kuka, dem weltweit führenden Anbieter in Robotik mit Sitz in Augsburg, zeigt sich, dass chinesische Investoren häufig zunächst nur Anteile an Unternehmen erwerben. Mit der Zeit werden diese Anteile ausgeweitet, bis am Ende ein Unternehmen komplett übernommen wird. So wurde auch Kuka 2016 von einem chinesischen Konzern geschluckt, nachdem ein Jahr zuvor erstmal nur ein kleines Aktienpaket erworben wurde.
    Die chinesische Regierung möchte mit ausländischen Investitionen vor allem das Wirtschaftswachstum im Inland fördern und China unabhängiger von Importen machen. Noch gehen sieben Prozent der deutschen Exporte nach China, während etwa 12 Prozent aller deutschen Importe aus China kommen. Innovation und hochwertige Produktion sollen in China gefördert werden, dazu sind ausländische Direktinvestitionen in Deutschland ein wichtiges Instrument, um Zugang zu Know-how und fortschrittlichen Technologien zu erhalten, heißt es beim Institut für Weltwirtschaft in Kiel.
    Containerabfertigung im Hamburger Hafen
    Im Streit um eine chinesische Beteiligung am Hamburger Hafen hat die Bundesregierung einen Kompromiss beschlossen. Demnach darf der Staatskonzern Cosco einen Anteil von maximal 24,9 Prozent kaufen.26.10.2022 | 2:09 min

    Chinesische Investoren: Neuer Fokus auf Start-Ups

    Die "alte" Industrie ist für chinesische Investoren immer noch interessant, also Automobilzulieferer oder Maschinenbauer. Inzwischen habe sich das Interesse aber eher auf Start-ups in den Bereichen Elektromobilität, Autonomes Fahren und High-Tech-Materialien verschoben, so die Unternehmensberatung EY.
    Deren China-Expertin Yi Sun stellte im Frühjahr ein zunehmendes Interesse an E-Commerce-Kompetenz fest, aber auch an Pharma, Biotech oder Medizintechnik, denn da gebe es bei Forschung und Entwicklung in China noch Nachholbedarf.

    Resilienz Europas stärken

    Bei der eigentlichen Fertigung, das hat sich in der Corona-Krise gezeigt, ist Europa wiederum immer noch stark von China abhängig. Und auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat gezeigt: Bei 137 Gütern - etwa aus dem Bereich Gesundheit oder Erneuerbare Energien - liefert China gut die Hälfte. Das geht aus einer Untersuchung der EU hervor. Westliche Länder schränken deshalb mittlerweile ausländische Beteiligungen an Bereichen ein, die für die Infrastruktur und die Sicherheit kritisch sind.
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