Der Verkauf des Ferienfliegers Condor an den Eigentümer der polnischen Fluggesellschaft Lot ist gescheitert. Die Polen gerieten zuletzt wegen der Corona-Krise selbst in Schieflage.
Der Eigentümer der polnischen Fluggesellschaft Lot, PGL, verzichtet auf den geplanten Kauf des Ferienfliegers Condor. Von dieser Entscheidung habe man Condor unterrichtet, sagte ein PGL-Sprecher am Montag. Eine Begründung für den Schritt nannte er nicht. Er hatte sich angesichts der Corona-Krise abgezeichnet. Auch eine Condor-Sprecherin bestätigte gegenüber dem ZDF den Rückzug. Derzweit werde geprüft, wie Ansprüche aus den unterschriebenen Kaufverträgen geltend gemacht werden könnten.
Die polnische Luftfahrtholding PGL hatte sich Anfang des Jahres als neuer Investor für Condor durchsetzen können. In den vergangenen Tagen waren allerdings die Zweifel an dem bereits im Januar abgeschlossenen Kaufvertrag immer lauter geworden.
Das Kontaktverbot wirkt. Die Zahl der Flüge reduziert, die Züge fast leer und auf den Autobahnen kaum Verkehr. So gehen Flug- und Zugbegleiter mit der neuen Situation um.
Verstaatlichung von Condor rückt näher
So muss die wichtigste PGL-Gesellschaft Lot wahrscheinlich selbst Staatshilfe in Anspruch nehmen. "Im Fall der Lot kommen wir sicher nicht ohne öffentliche Hilfe aus", hatte Polens Schatzminister Jacek Sasin kürzlich dem Fernsehsender TVN24 gesagt.
Er sei in ständigem Kontakt mit dem Vorstand der Fluggesellschaft. Dieser bereite einen Rettungsplan für den Fall vor, dass die Flugverbindungen noch für viele Monate unterbrochen sein werden.
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Der Schutzschirmplan des Insolvenzspezialisten Lucas Flöther sah den Verkauf der Condor mit mehr als 50 Flugzeugen und rund 4.900 Beschäftigten an die PGL vor. Zum Preis wurden keine Angaben gemacht.
Mit dem Rückzieher dürfte eine vorübergehende Verstaatlichung von Condor näher rücken. Das Unternehmen ist derzeit mit einem 380 Millionen Euro schweren Brückenkredit der Staatsbank KfW finanziert, der aber in dieser Woche ausläuft.
Condor sei jedoch auf dieses Szenario vorbereitet und beabsichtige nach wie vor, das Schutzschirmverfahren bald zu verlassen, erklärte eine Sprecherin dem ZDF. "Es gibt verschiedene Optionen für die zukünftigen Eigentumsverhältnisse, wie beispielsweise eine Treuhänderstruktur. Zudem sind wir in Gesprächen zu Staatshilfen wegen der Auswirkungen der Corona-Krise."