Der griechische Tourismusminister ist auf Werbetour in Berlin und bereit, vorerst den deutschen Impfausweis zu akzeptieren. Wenn nur die deutschen Touristen endlich wieder kommen.
Harry Theoharis hat keine Lust mehr auf Videokonferenzen. Der griechische Tourismusminister ist glücklich, endlich wieder persönlich nach Deutschland kommen zu können. "Wir müssen einen Weg zurück in die Normalität finden", sagt er in Berlin, wo er Reiseverbände, TUI-Manager und den Tourismusbeauftragten der Bundesregierung Thomas Bareiß trifft.
Deutschland ist der wichtigste Markt für das Urlaubsland Griechenland. "In normalen Zeiten hatten wir oft mehr als vier Millionen deutsche Urlauber zu Gast, viele kamen jedes Jahr wieder. Wir vermissen sie auch als Freunde, nicht nur als Kunden", so Theoharis gegenüber ZDFheute in der TUI-Zentrale am Brandenburger Tor.
14. Mai: Griechenland macht auf
Das Auswärtige Amt stuft Griechenland mit einer 7-Tage-Inzidenz von etwa 150 weiter als Risikogebiet ein, was bedeutet: Wer von dort zurückkehrt, muss in Deutschland in Quarantäne.
Trotzdem ist das Land am Mittelmeer schon seit April offen für deutsche Touristen, die einen negativen PCR-Test vorweisen oder vollständig geimpft sind. Bars und Tavernen sind bereits geöffnet, wenn auch nur im Außenbereich. Und noch gilt auch eine Sperrstunde ab 23 Uhr.
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Ibiza, griechische Inseln, Algarve: Tui will im Mai sein Reiseangebot Richtung Süden weiter ausdehnen. Bis zum Sommer soll sich das Urlaubsgeschäft stabilisieren.
Zum 14. Mai wollen die Griechen dann richtig öffnen: Alle Flughäfen gehen dann wieder in Betrieb und direkt nach ihrer Landung werden dort zufällig ausgewählte Touristen zusätzlich schnellgetestet. Wer positiv ist, muss direkt ins Quarantäne-Hotel.
Vorerst OK: Gelbes Impfheft statt Grüner Pass
Ab Juni wollen die Griechen an der Grenze den EU-weit geplanten "Grünen Pass" als Impfnachweis sehen. Doch was, wenn die Deutschen noch eine Weile nur das gelbe Impfheftchen vorzeigen können, weil die Umstellung auf eine digitale Version hierzulande noch dauert?
"Zwischenzeitlich werden wir natürlich auch Ihre nichtdigitalen Dokumente akzeptieren. Unsere deutschen Freunde werden damit keine Probleme haben", verspricht der griechische Tourismusminister. "Aber wir ziehen eine zweite Sicherheitslinie ein: Auch wenn Sie geimpft sind, kann es sein, dass wir Sie am Flughafen zufällig für einen Test auswählen", so Theoharis.
Griechenlands volldigitale Impfkampagne
Der Tourismusminister versucht, kein schlechtes Wort zu verlieren über Deutschlands schleppende Digitalisierung der Impfungen. "Ihr seid ein großes Land mit einer föderalen Struktur, eine ganz andere Situation als in Griechenland."
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Sommerurlaub mit digitalem Corona-Impfpass: Die Bundesregierung will bis spätestens Ende Juni einen Ausweis zur Verfügung stellen. Er soll in ganz Europa gelten.
Seine Regierung habe die Digitalisierung des Impfprogramms hingegen zur absoluten Priorität gemacht. "Bei uns müssen Sie keinen Impftermin machen, sondern Sie werden per SMS eingeladen", so Theoharis. "Sie antworten einfach mit 'Ja', wenn Sie den Termin annehmen. Und sobald Sie die zweite Impfung erhalten haben, bekommen Sie unmittelbar den digitalen Nachweis. Nur die Impfung selbst geht noch nicht digital", lacht der Grieche.
Trotzdem: Kein normaler Sommer
Doch auch Harry Theoharis weiß, dass nichts wie immer sein wird in diesem griechischen Sommer: "Nein, es wird nicht normal sein, das muss uns allen klar sein. Wir werden immer noch Social Distancing praktizieren müssen, Hände desinfizieren, Masken tragen. Aber das Wichtigste ist, dass wir unseren Freunden aus Deutschland die ein, zwei Wochen Erholung bieten können, die sie so sehr brauchen."
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