Wegen der Pandemie: Die Lieferengpässe im Einzelhandel werden sich einer Umfrage zufolge bis weit in den Sommer 2022 hinziehen. Das hat Folgen für das Weihnachtsgeschäft.
Die Lieferengpässe im Einzelhandel werden sich einer Umfrage zufolge bis weit in den Sommer 2022 hinziehen. Das zeigt eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter deutschen Einzelhändlern. Im Schnitt rechnen die Firmen der Branche damit, dass die Knappheiten weitere zehn Monate andauern werden. Das gaben die Münchner Forscher heute bekannt. Das sind die Folgen der Corona-Pandemie. [Wie viele Menschen liegen auf der Intensivstation? Alle Zahlen zur Pandemie in interaktiven Karten und Grafiken.]
Erst fehlte Klopapier, jetzt Chips und Halbleiter
Wer hätte das gedacht? Als zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 das Klopapier knapp wurde und die Regale hier und da im Supermarkt oder Drogeriemarkt geplündert waren, dachte man noch an ein vorübergehendes Phänomen. Als dann Mitte des vergangenen Jahres von Lieferengpässen bei Chips oder Halbleitern gesprochen wurde, war das Problem für viele noch "weit weg". Der Aufbau von Kapazitäten ist aufwendig, wie das Video zeigt:
Doch der "Mangel an irgendwas", sei es nun die dünnere Tageszeitung, weil das Papier fehlt oder die stockende Buchbestellung aus eben diesem Grund, gefolgt von Häuslebauern, die über fehlende Fenster aufgrund von Rohstoffmangel klagen, betrifft langsam aber sicher uns alle.
Weihnachtsgeschäft: Fahrradhändler pessimistisch
Das Vorweihnachtsgeschäft und die umsatzstärksten Monate des Jahres sind in vollem Gange. Doch die Produktauswahl wird zu Weihnachten und lange danach eingeschränkt sein. Das sagt das Ifo-Institut. Wer danach vorhat, im kommenden Frühling auf einem neuen Drahtesel zu radeln, könnte erstens enttäuscht werden und muss zweitens viel Geduld mitbringen.
Die Fahrradhändler sind bei der Umfrage am pessimistischsten: Sie erwarten 18 Monate Lieferprobleme. Bei den Möbelhändlern sind es 12,5 Monate. Die Spielzeugeinzelhändler gehen von rund elf Monaten aus, die Baumärkte von 10,3 Monaten. Es heißt also schnell zugreifen, wenn sich die Chance auf ein begehrtes Produkt bietet. [Ein Fahrradboom. So steht es um die deutsche Rad-Infrastruktur - ein Überblick in Zahlen und Grafiken.]
Etwas Entspannung aber höhere Preise
Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es. Denn insgesamt ist die Zahl der Firmen mit Nachschubproblemen laut Ifo-Umfrage etwas zurückgegangen. Dennoch bewegen sie sich quer durch die genannten Branchen hindurch immer noch auf hohem Niveau. Die weltweite Logistik ist aus dem Takt und die Kunden klagen über fehlende Produkte. Viele Lieferungen kommen mit deutlichen Verspätungen in Deutschland an.
Weiteres Pech für den Kunden: Die Probleme dürften sich auch in den Preisen im Weihnachtsgeschäft niederschlagen, erwartet das Ifo-Institut. Demnach hat ein Großteil der Unternehmen Preiserhöhungen angekündigt.
Lieferengpässe verhageln Weihnachtsgeschäft und Konjunktur
Drei Viertel der Einzelhändler befürchten wegen Lieferengpässen bei Mikrochips und anderen Produkten negative Folgen für ihr Weihnachtsgeschäft. Dabei darf man aber fairerweise nicht vergessen, dass besonders beliebte Produkte schon früher hier und da in der Vorweihnachtszeit knapp wurden.
Was die deutsche Konjunktur angeht, wirken die immer wieder kehrenden Probleme beim Nachschub wie ein Bremsklotz für den Aufschwung. Zwar stehen fürs kommende Jahr die Konjunkturampeln quer durch die Wirtschaftsforschungsinstitute hindurch auf "Grün", doch die Lieferkettenprobleme dürften den einen oder anderen Hoffnungsschimmer zumindest etwas eintrüben.
Die 7-Tage-Inzidenz hat die 200er Marke durchbrochen. Was heißt das für die Intensivstationen und den kommenden Winter? Ein ZDF spezial:
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