Seit Wochen ist Shanghai im Lockdown - und damit 25 Millionen Menschen. Die Wirtschaftsmetropole ist so wichtig für Chinas Wirtschaft, dass nun das ganze Land darunter leidet.
Drei Wochen schon sitzt Tanzschul-Inhaber Huang Naiyi in seiner Wohnung im Lockdown. Drei Wochen, in denen seine Tanzstudios geschlossen sind und das Wirtschaftsleben in der 25-Millionen-Einwohner-Metropole zum Stillstand gekommen ist.
Er hat Umsatzeinbußen und fürchtet die langfristigen Folgen dieses Lockdowns.
Das betreffe die gesamte Region: "Es betrifft das Delta des Yangtze- Flusses, die stärkste Wirtschaftszone Chinas. Das ist der wirtschaftliche Motor Chinas. Langfristig kann man das nicht durchhalten."
Omikron ist das Dilemma von Chinas Null-Covid-Strategie
Nach Hongkong und Shenzhen ist Shanghai innerhalb kürzester Zeit die dritte Wirtschaftsmetropole Chinas, die durch einen Lockdown gelähmt wird. Omikron wird zum Dilemma für Chinas Null-Covid-Strategie. Denn das Virus ist schneller als die strikten Maßnahmen von Isolation und Nachverfolgung.
Das belastet zunehmend die Wirtschaftsentwicklung - in China und auch weltweit. Und das in einer Zeit, in der sich andere Weltregionen wieder öffnen und viele Corona-Maßnahmen wegfallen.
Auch deutsche Unternehmen in Shanghai stehen still
Viele Unternehmen in China ächzen unter immer wiederkehrenden Lockdowns. Auch internationale Firmen wie die deutschen Autobauer sind immer wieder betroffen. So wird im Werk von Volkswagen in Shanghai derzeit nicht produziert. Auch in den VW-Werken im Nordosten Chinas gab es Produktionsstopps wegen Corona. Dort nimmt VW die Produktion jetzt langsam wieder auf.
Diese strikte Null-Covid Strategie bringt den chinesischen Wirtschaftsmotor zunehmend ins Stottern. Hinzu kommen ein Mangel an Ersatzteilen, Schiffscontainern, dadurch gestörte Lieferketten und jetzt auch noch der Krieg in der Ukraine.
Zwar hat China für das erste Quartal mit 4,8 Prozent noch ein gutes Wachstum gemeldet. Doch im März hat es sich deutlich abgeschwächt, so Ökonomen. Sie rechnen damit, dass die Beschränkungen die Konjunktur im zweiten Quartal noch weiter beeinträchtigen.
IWF warnt: Ein Abschwung in China hätte Folgen für die Weltwirtschaft
Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) ist nervös. Er sieht durch die Corona-Politik Chinas das weltweite Wirtschaftswachstum in Gefahr und senkte seine Wachstumsprognose für China in diesem Jahr deutlich auf 4,4 Prozent - nach 8,1 Prozent in 2021. Die chinesische Regierung sagt für 2022 noch 5,5 Prozent voraus.
Überschattet vom Ukraine-Krieg und der Corona-Pandemie treffen sich in dieser Woche die Finanzminister aus aller Welt in Washington, auch Bundesfinanzminister Christian Lindner ist dabei.
Die globalen Auswirkungen seien erheblich, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgieva am Donnerstag in einer Videobotschaft auf dem jährlichen "Boao Forum for Asia" auf der südchinesischen Insel Hainan. China verfüge aber über politischen Spielraum, um konjunkturelle Unterstützung zu leisten, so Georgieva. Dazu gehörten Hilfen für private Haushalte, um den Konsum anzukurbeln.
Chinas Präsident Xi sagte auf derselben Veranstaltung, dass die heimische Wirtschaft widerstandsfähig sei und sich ihr langfristiger Trend nicht geändert habe. Xi räumte aber zugleich ein, dass Anstrengungen erforderlich seien, um die globalen Lieferketten zu stabilisieren.
China ist fest im Griff der Omikron-Welle und die Null-Covid-Strategie des Landes hat harte Folgen für die Chinesinnen und Chinesen. Hamsterkäufe haben die Regale geleert. Ganze Wohnsiedlungen sind komplett abgeriegelt
Einige Anleger ziehen schon Kapital ab
Die Anleger an den Finanzmärkten haben derweil reagiert. Mehr als zehn Milliarden Dollar an Wertpapieren zogen ausländische Investoren nach Berechnungen verschiedener Institute in den vergangenen Wochen aus China ab, möglicherweise aus Angst vor Sanktionen durch die russlandnahe Haltung Chinas im Ukraine-Krieg, so Analysten.
Im Lockdown in Shanghai hofft Huang Naiyi, der Tanzschulen-Inhaber, dass seine Studios die Krise überleben.
Wie lange er durchhalten kann, weiß er derzeit nicht.
Christiane Hoffmann ist Korrespondentin im ZDF-Studio Peking.
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