Die Corona-Pandemie stürzt besonders den Mittelstand in die Krise. Die Bundesregierung hilft mit milliardenschweren Förderprogrammen. Doch wie wirksam sind die Hilfen?
Hilfe mit Lücken
Mirko Zarnojanczyk und Ralf Steinacker betreiben die drei "Spreegold"-Restaurants in Berlin. Die Läden liefen gut, doch dann kam Corona. Seit Mitte März sind die Gaststätten geschlossen. Die 100 Angestellten arbeiten in Kurzarbeit. Das heißt: Sie bekommen maximal 67 Prozent ihres üblichen Gehalts. Und die Trinkgelder fallen weg. Damit fehlen oft 70 Prozent des Einkommens. Das trifft Servicekräfte wie Julia Stiller hart. Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern muss jetzt mit 1.000 Euro auskommen. Dabei kostet schon die Miete für ihre Zweizimmerwohnung 700 Euro. "Ich muss gucken, ob man mit dem Vermieter sprechen und das vielleicht abstottern kann", sagt Julia Stiller.
Offener Brief an Bundesregierung
Die beiden "Spreegold"-Betreiber versuchen alles, um ihr Unternehmen durch die Krise zu steuern und haben einen offenen Brief an die Bundesregierung geschrieben. Titel: "Ein Hilferuf zur Rettung unserer Gastronomie- und Hotelbetriebe". In ihrem Brief fordern sie unter anderem Entlastungen bei Mieten und die Aufstockung der Kurzarbeitergehälter auf 100 Prozent.
Ihren Brief haben fast 4.000 Betriebe aus ganz Deutschland unterschrieben. Aber sie wollen nicht nur Forderungen stellen, sie wollen auch handeln. Die Hoteliers, Gastronomen und Zulieferer bieten an, in der Krise dort einzuspringen - zum Beispiel mit einem Catering-Service für Krankenhäuser.
Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, spricht sich für die so genannten Corona-Bonds aus.
Die beiden "Spreegold"-Gastronomen haben einen Kredit über 300.000 Euro von der Berliner Förderbank IBB bewilligt bekommen. Wie tausende andere Unternehmer wollen sie diese Krise meistern. Doch die Zukunft bleibt ungewiss.
Gesucht: Ausstiegsstrategie
Der Staat versucht mit Krediten, Direktzahlungen, Kurzarbeitergeld die Krise zu bewältigen. Frontal 21 liegt ein internes Papier des Bundesinnenministeriums vor, das sich auch mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise befasst. Darin heißt es: "Sollten die hier vorgeschlagenen Maßnahmen (…) nicht greifen, könnten im Sinne einer ‚Kernschmelze‘ das gesamte System in Frage gestellt werden. Es droht, dass die Gemeinschaft in einen völlig anderen Grundzustand bis hin zur Anarchie verändert."
Um solche Szenarien zu verhindern, müsse eine Ausstiegsstrategie für die Zeit nach den Osterferien gefunden werden: "Nur mit einem absehbaren Ende der Ausgangsbeschränkungen kann einen Rückkehr zum bisherigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben gewährleistet werden."
Das gilt auch für die Gastronomen der "Spreegold"-Restaurants. Mit Blick auf den 300.000 Euro-Kredit sagt Ralf Steinacker: "Wir müssen Mitte Mai aufmachen, wenn auch mit kleinen Umsätzen, ansonsten funktioniert die Planung nicht."
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